Wenn in den Medien die Rede vom aktuellen Rentenniveau ist, dann herrscht oft Unklarheit darüber, was es damit auf sich hat. Wie oft fälschlicherweise angenommen wird handelt es sich dabei nicht um den Betrag der individuellen Rente, die von der gesetzlichen Rentenversicherung im Ruhestand monatlich an die Rentner ausgezahlt wird, sondern um das Verhältnis einer durchschnittlichen Rente zum durchschnittlichen Einkommen von Arbeitnehmern. Im Folgenden schaffen wir Klarheit über den Begriff des Rentenniveaus und zeigen den Zusammenhang mit den gesetzlichen Rentenzahlungen auf.
Was ist das Rentenniveau?
In Deutschland beziehen viele Menschen die gesetzliche Altersrente. Während diese in der Regel jedes Jahr etwas angehoben wird, wird dennoch die Differenz zum derzeitigen durchschnittlichen Einkommen immer höher. Diese Entwicklung lässt sich auf das sinkenden Rentenniveau zurückführen.
Das Rentenniveau ist die Relation zwischen einer Standardrente (auch Eckrente genannt) zum deutschen Durchschnittseinkommen. Es handelt sich beim Rentenniveau also um eine Prozentangabe.
So wird das Rentenniveau ermittelt
Für das Rentenniveau wird eine Durchschnittsrente bei 45 Jahren Beitragszahlung auf Basis eines durchschnittlichen Einkommens herangezogen. Das heißt, dass ein Rentner in den 45 Beitragsjahren jedes Jahr das Durchschnittsentgelt verdient haben muss und dadurch genau einen Entgeltpunkt erhalten hat.
Vereinfacht ausgedrückt: Das Rentenniveau stellt das durchschnittliche Einkommen von Rentnerinnen und Rentnern im Verhältnis zum Arbeitnehmer-Einkommen dar. Es gibt an, wie sich die Renten im Vergleich zu den Einkommen in Deutschland entwickeln.
Aktuelles Rentenniveau
Das aktuelle Rentenniveau bezieht sich auf den prozentualen Anteil der gesetzlichen Rente am durchschnittlichen Brutto-Einkommen. Das Rentenniveau 2023 wird zum Beispiel als Kennzahl verwendet, um darzustellen, wie viel Prozent des Durchschnittseinkommens durch die gesetzliche Rente abgedeckt wird.
Rentenniveau: Brutto oder Netto?
Das Brutto-Rentenniveau berücksichtigt die gesetzliche Brutto-Rente, von der die Sozialabgaben (Kranken- und Pflegeversicherung) abgezogen werden. Dies spiegelt wider, wie viel von der Brutto-Rente nach Abzug der Sozialabgaben übrigbleibt. Das Netto-Rentenniveau hingegen basiert auf der Netto-Rente vor Steuern. Hierbei werden nicht nur die Sozialabgaben, sondern auch Aufwendungen für Renten- und Arbeitslosenversicherung sowie für die private Altersvorsorge vom durchschnittlichen Brutto-Einkommen abgezogen. Diese Perspektive berücksichtigt die tatsächliche Kaufkraft der Rente nach Berücksichtigung aller relevanten Abzüge. Die Berücksichtigung des Netto-Rentenniveaus vor Steuern ermöglicht eine genauere Einschätzung des tatsächlichen Beitragssatzes der gesetzlichen Rente zum Lebensstandard, da individuelle steuerliche Gegebenheiten nachgelagert sind.
Deutsches Rentenniveau: Entwicklung
Die gesetzliche Rentenversicherung ist in Deutschland eines der wichtigsten Instrumente zur Altersvorsorge. Laut der Studie „Alterssicherung in Deutschland (ASID)“ bezogen im Jahr 2019 87 % der Männer und 90 % der Frauen ab 65 Jahren eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Aus diesem Grund ist es auch für Rentenbezieher wichtig zu wissen, wie viel die gesetzliche Rentenversicherung aktuell zur Sicherung ihres Lebensstandards beitragen kann. Dabei steht fest, dass die gesetzliche Rente in den meisten Fällen allein nicht ausreichen wird, um den Lebensunterhalt nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben zu finanzieren. Es entsteht eine sogenannte Versorgungslücke.
Beispielsweise wird das deutsche Rentenniveau stark durch die zunehmend unausgewogene Altersstruktur unserer Gesellschaft beeinflusst: Mit den geburtenstarken Jahrgängen gehen derzeit sehr viele Menschen in Rente, während immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Ein Grund, warum viele Bürgerinnen und Bürger heute befürchten, dass sie auch nach 45 vollen Beitragsjahren in der gesetzlichen Rentenversicherung im Ruhestand nicht allein von ihrer gesetzlichen Rente leben können werden. Diese Angst wird durch die Rentenniveau-Entwicklung zusätzlich verstärkt, da sich diese seit 1977 fast kontinuierlich im Sinkflug befindet.
In den letzten Jahrzehnten ist das Rentenniveau in Deutschland deutlich gesunken – von 59,8 % im Jahr 1977 auf aktuell 50,4 %. Für die meisten Bürgerinnen und Bürger steht somit fest, dass sie im Ruhestand nicht allein von der gesetzlichen Rente werden leben können. Immerhin: Durch die sogenannte Niveausicherungsklausel in § 154 Abs. 3 des Sozialgesetzbuchs SGB VI legt der Gesetzgeber fest, dass das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 nicht unter 48 % sinken darf.
Mit dem sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor steht seit 2004 ein weiterer Hebel zur Verfügung, um die Rentenniveau-Entwicklung zu beeinflussen: Der Nachhaltigkeitsfaktor reagiert auf Veränderungen im Verhältnis der Anzahl von Leistungsbeziehern zu den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und wirkt sich dämpfend auf die jährliche Rentenanpassung aus. Steigt die Zahl der Beitragszahler stärker als die der Rentenbezieher, kann sich das positiv auf die Höhe der Renten auswirken. Der Nachhaltigkeitsfaktor bewirkt jedoch auch, dass die Renten stets deutlich hinter der Entwicklung der Reallöhne zurückbleiben. Somit ist es für die meisten Bezieher einer gesetzlichen Rente dringend geboten, zusätzlich privat für den Ruhestand vorzusorgen.
Wie wirkt sich die Absenkung des Rentenniveaus auf die Rente aus?
Die Absenkung des Rentenniveaus hat Auswirkungen auf die Renten, aber nicht direkt auf die individuellen Renten. Wenn das Rentenniveau sinkt, steigen die aktuellen Renten nicht so schnell wie die Löhne. Im Vergleich zum Arbeitseinkommen sinken somit auch die Rentenzahlungen. Je niedriger das Rentenniveau ist, desto größer wird die Rentenlücke.
Für die Höhe der individuellen gesetzlichen Rente bleibt entscheidend, wie viel Geld ein Beitragszahler in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Je mehr Beitragsjahre und je weniger Lücken im Versicherungsverlauf zu verzeichnen sind, desto höher wird am Ende die Rente ausfallen.
Ziel der Absenkung des Rentenniveaus ist, durch den demografischen Wandel verursachte staatliche Ausgabenzuwächse zu begrenzen. Dies führt langfristig zu einer grundlegenden Veränderung im Konzept der Altersvorsorge: Renten aus der gesetzlichen Rentenkasse werden künftig generell geringer ausfallen und müssen durch private oder betriebliche Vorsorgemodelle ergänzt werden.
Gesetzliche Rente durch private Altersvorsorge ergänzen
Damit werden private Rentenversicherungen und die betriebliche Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rente zu einem entscheidenden Baustein der individuellen Altersvorsorge. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bereits möglichst früh um eine private Rentenversicherung zu kümmern, um im Alter den gewohnten Lebensstandard halten zu können.
Für die private Altersvorsorge gibt es verschiedene Möglichkeiten, die teils sogar staatlich gefördert werden, wie etwa die Riester- und die Rürup-Rente. Auch private Lebensversicherungen oder fondsgebundene Rentenversicherungen werden gern genutzt, um sich ein finanzielles Polster für den Ruhestand anzusparen. Dabei ist es auf Grund der langen Laufzeit wichtig, sich für ein flexibles Modell zu entscheiden, das sich auch an veränderte Lebenssituationen anpassen lässt. Von der klassischen Rentenversicherung über die Fondsrente bis hin zur Sofort-Rente: Die LV 1871 bietet viele unterschiedliche Versicherungsprodukte für die Altersvorsorge an, die sich individuell an den persönlichen Bedarf anpassen lassen.