junge mutter bei der arbeit

23. Juni 2020

Teilzeitarbeit ist für die Generation Y ein Teil der Work-Life-Balance. Eine erzwungene Kurzarbeit, z.B. wegen Corona, kann aber die Existenz bedrohen. Vermittler müssen für beide Situationen passende Lösungen finden.

Was muss ich bei Teilzeit für die Berufsunfähigkeitsversicherung beachten?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist für die meisten Kunden die passende Lösung. Denn die meisten von uns bezahlen mit dem Arbeitseinkommen alle laufenden Ausgaben. Wenn wir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, laufen die Ausgaben aber weiter. Wir haben dann ein finanzielles Problem. Die gesetzliche Absicherung reicht nur bei sparsamen Menschen und auch dann nur vorübergehend.

Mit einer privaten BU-Rente kann ich die Lücke auch dauerhaft schließen und so meine Existenz sichern. Der größte Vorteil einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Flexibilität. Es ist immer mein Beruf versichert. Und zwar genau so, wie ich ihn gerade ausübe. Sollte ich den Beruf wechseln, ist immer der zuletzt ausgeübte versichert. Das ist super. Aber nicht immer.

Was bedeutet Teilzeitarbeit für die private BU-Rente?

Wenn ich in Teilzeit arbeite, dann kann das Probleme machen. Denn um aus der privaten BU-Rente Geld zu bekommen, muss ich ja eine Einschränkung von 50% nachweisen. Und im Leistungsfall wird diese Einschränkung zeitlich und im Arbeitsergebnis geprüft. Wenn ich vorher 8 Stunden gearbeitet habe, ist die Hälfte bei 4 Stunden erreicht. Bei 4 Stunden dann erst bei 2.

Das Arbeitsergebnis bedeutet, dass ich vorher 100 Brötchen am Tag gebacken habe und jetzt nur noch 50 schaffe. Da kann es auch sein, dass eine prägende Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen wegfällt, die in der Zeit nur ein paar Prozent ausmacht, aber im Arbeitsergebnis trotzdem die 50% erreicht werden. Sobald ich weniger arbeite, ist es schwieriger, Berufsunfähigkeit nachzuweisen.

Ist das ein Problem bei Kurzarbeit in der Corona-Krise?

Wenn ich in Kurzarbeit arbeiten muss, sollte das alles nicht zutreffen. Es gibt aber keine eindeutigen Urteile dazu.

Grundsätzlich gilt als Beruf alles, was ich willentlich und auf Dauer ausgerichtet mache, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Corona-Krise ist hoffentlich nicht dauerhaft und ich gehe auch nicht willentlich in Kurzarbeit. Deshalb müssen die Versicherer wohl den Beruf prüfen, den ich vorher ausgeübt habe.

Wenn mein Chef mir kündigt, prüft der Versicherer ja auch den zuletzt ausgeübten Beruf. Bei einer „Teilkündigung“, also Kurzarbeit, sollte es genau so sein.

Teilzeit als Teil der Work-Life-Balance

Für viele junge Menschen ist heute aber eh Zeit und Geld gleichwertig. Deshalb entscheiden sich viele willentlich und dauerhaft für eine Teilzeitarbeit.

Die private BU-Rente bleibt auch bei Teilzeitarbeit wichtig. Aber sie ist nicht günstiger, sondern kostet das gleiche. Ich zahle so viel, wie ein Vollzeitarbeiter, kann aber den Leistungsfall schwieriger nachweisen.

Was unterschiedet die Teilzeitregelung der LV 1871 von den Regelungen der anderen Anbieter?

Das Problem haben mittlerweile die ersten Versicherer erkannt. Die einen tun einfach so, als würde der Kunde Vollzeit arbeiten. Sie rechnen einfach die Stunden hoch.

Das klingt zunächst gut. Und die Idee ist auch gut. Aber das gebildete Berufsbild ist abstrakt und somit auslegbar. So gibt es beispielsweise Tätigkeiten, die sich nicht verlängern, wenn ich danach länger arbeite. Oder Tätigkeiten, die ich wegen Sicherheitsbestimmungen nicht länger ausüben darf.

Die Golden BU der LV 1871 ist hier wesentlich konkreter und berücksichtigt im Leistungsfall bei allen in Teilzeitarbeit auch die Tätigkeit als Hausmann bzw. Hausfrau. Außerdem gilt sie auch dann, wenn ich bei Vertragsschluss schon in Teilzeit arbeite.

Welche Kunden profitieren besonders von der neuen Teilzeitregelung?

Davon profitieren besonders die Kunden, die in einem Bürojob Teilzeit arbeiten. Denn Hausarbeit ist immer körperlicher als ein Schreibtisch-Job.

In der Leistungsprüfung müsste ich dann meine Tätigkeiten im Büro und im Haushalt zusammenfassen, um eine Einschränkung von 50% zu erreichen. So können z.B. körperliche Einschränkungen auch bei Akademikern eher zu einer BU führen.

Bei psychischen Erkrankungen könnte wiederum der Stress in der Arbeit schlimmer sein als die Gartenarbeit.

Was sollten Vermittler beachten, wenn sie mit ihren Kunden über Berufsunfähigkeitsversicherung und Teilzeit reden?

Welche der beiden Teilzeit-Klauseln für den Kunden besser ist, hängt vom ausgeübten Beruf und der Krankheit ab. Die Krankheit können wir nicht vorausahnen. Aber wir wissen, ob der Kunde eher körperlich oder eher mit dem Kopf arbeitet.

Ich persönlich entscheide das nicht für meinen Kunden. Aber ich muss ihn über die Möglichkeiten aufklären. Vor allem, wenn er sich bewusst für eine Teilzeitarbeit entschieden hat.

Dann kann ich als Vermittler ihn bei seiner Work-Life-Balance unterstützen.

Philip Wenzel ist Versicherungsmakler bei der BSC GmbH aus Kronach. Er ist spezialisiert auf die Ausgabenabsicherung. Mit vielen Artikeln in der Fachpresse, Buchveröffentlichungen, aber auch Vorträgen und Workshops, hat er sich innerhalb der Branche Ansehen verdient. Seit 2020 arbeitet er als Mitinitiator an der Informationsplattform Worksurance.

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