Erwachsene Menschen teilen ein Trauerverhalten, das sich in vielen Aspekten sehr ähnelt: Werden sie mit dem Tod einer ihnen nahestehenden Person konfrontiert, reagieren sie traurig, niedergeschlagen, frustriert, oft wortkarg und den Tränen nahe. Jeder Betroffene findet über die folgenden Tage und Wochen zwar eigene Wege zur Trauerbewältigung doch die unmittelbare emotionale Reaktion verläuft in den meisten Fällen zunächst in immer gleichen Bahnen – das liegt in der Natur des Menschen. Doch wie trauern Kinder und auf welche Weise kann man sie dabei unterstützen? Sollte man die Konfrontation mit dem Tod eher meiden? Wie sage ich den Kindern, das jemand gestorben ist? Diese und viele weitere Fragen, beantworten wir im folgenden Beitrag.
Wie Kinder trauern
In der Natur des Menschen liegt auch, dass Kinder vollkommen anders trauern, als Erwachsene. Dabei ist die emotionale Reaktion des Kindes stark von seinem Alter abhängig: Die moderne Psychologie schreibt Heranwachsenden erst ab etwa zehn Jahren die Fähigkeit zu, den Tod in seiner unumkehrbaren Endgültigkeit zu begreifen. Jüngere Kleinkinder hingegen begreifen den Tod eher als einen vorübergehenden Zustand, eine Art „Schlaf“, dem sie häufig auch entsprechend gleichgültig gegenüber eingestellt sind — und das kann Eltern durchaus schockieren, die gerade selbst eine Trauerphase durchleben müssen. So kommt es nicht selten vor, dass Eltern von den auf die traurige Nachricht folgenden Fragen ihres Kindes überrumpelt werden und sich nicht sicher sind, wie sie darauf reagieren sollen. Es sind schwierige Fragen, die überrumpeln können — dabei lässt sich die Faustregel für das Gesprächsverhalten der Eltern gegenüber ihren fragenden Kindern mit zwei einfachen Worten zusammenfassen: Offenheit und Ehrlichkeit. Kinder wollen ihre Fragen auf Augenhöhe beantwortet bekommen – Lügen führt hierbei nur zu Misstrauen und belastet die Eltern-Kind-Beziehung.
Ab einem gewissen Alter können Kinder begreifen, dass der Tod ein unwiederbringliches Ende eines geliebten Menschen bedeutet. Doch auch hier unterscheidet sich der Ausdruck der Trauer von dem der Erwachsenen: Die Trauer des Kindes kann sich in Schüben von Wut, Aggressivität und Zurückgezogenheit äußern. Mit diesen Schüben schützt sich das Kind selbst vor Überbeanspruchung und Überforderung. Auch in diesem Falle gilt: Man sollte den Kindern ehrlich und offen für Fragen gegenübertreten, um ihnen zu zeigen, dass Trauer und Gefühle zeigen keine falsche Handlung ist.
Wie man Kindern beim trauern helfen kann
Der Tod eines geliebten Familienmitglieds bedeutet für die Hinterbliebenen fast immer eine große Herausforderung: Der Verlust muss akzeptiert und verarbeitet werden, die Trauer kann monate- oder sogar jahrelang die Familie begleiten.
Insbesondere für Kinder ist der Tod einer nahestehenden Person ein einschneidendes Erlebnis, das den Umgang mit Abschied und Verlust für immer formen kann. Hier können Eltern mit einigen grundlegenden Verhaltensweisen maßgeblich dazu beitragen, dass Kinder positiv und selbstbewusst mit dem Sterben und der Trauer danach umzugehen lernen.
1. Kinder in den Trauerprozess mit einbeziehen
Viele Eltern neigen dazu, den Tod und das Sterben von ihren Kindern fernzuhalten, um sie nicht zu belasten oder zu ängstigen. Doch genau dieses Verhalten macht es den Kindern schwer, ein positives Verhältnis zur Sterblichkeit und ein gesundes Trauerverhalten zu entwickeln. Es wird empfohlen, Kinder von Anfang an in die Abschiedsphase mit einzubeziehen: Der Tod sollte als ganz normaler Teil des Lebens beschrieben werden. Es empfiehlt sich auch, dass Kinder sterbende Menschen im Krankenhaus oder in der Pflegestation besuchen dürfen. So haben sie Zeit, Abschied zu nehmen und den Tod als normalen, natürlichen Bestandteil des Lebens vorzustellen.
Auch in Zeiten der Pandemie, in der in einigen Fällen der Verlust eines geliebten Menschen nur mit Abstand betrauert werden kann, sollten Kinder mit einbezogen werden. Alle Fragen des Kindes sollten beantwortet werden, um die Kinder mit Neugierde statt mit Schmerz an die unbekannte Situation heranzuführen.
2. An Ehrlichkeit und Offenheit festhalten
Zu Unrecht scheuen sich viele Eltern im Todesfall, ihre Trauer oder Schmerzen zu zeigen, um abermals ihre Kinder zu schonen. Stattdessen sollte das Gespräch gesucht werden, indem die Eltern die Gründe ihrer Traurigkeit erklären. So lernen Kinder nicht nur, dass Traurigkeit ein normales, gesundes Verhalten ist, sondern bekommen darüber hinaus die Gelegenheit, zu trösten und Fürsorge zu zeigen – soziale Kernkompetenzen, die Kinder in diesen Situationen erlernen können. Gemeinsame Erfahrungen wie die Planung der Beerdigung, der letzte Besuch, die Auswahl des Grabsteines, Sargbemalung, Grabbeigaben und der Abschied des geliebten Menschen führen dem Kind die Endgültigkeit vor Augen und helfen so bei der Trauerbewältigung. Um ihre Kinder nicht mit der unbekannten Situation alleine zu lassen, dürfen Eltern durchaus ein Gespräch über den Verstorbenen oder den Tod anbieten. So bekommt der Nachwuchs die Gelegenheit, offene Fragen zu stellen, Ängste zu äußern oder einfach nur zu spüren, dass er nicht allein mit seiner Trauer ist.
3. Das Umfeld sensibilisieren
Nach einem Todesfall sollten Eltern darüber nachdenken, ob sie das direkte Umfeld des Kindes sensibilisieren und über die Umstände aufklären wollen. Lehrer, Erzieher und Betreuer wissen so um die Gründe für mögliche Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und können entweder direkt auf sie oder die Eltern zugehen. Wenn der Trauerprozess nicht zu enden scheint oder droht, das Kind in Depressionen zu stürzen, können Eltern und Kind gemeinsam Trauergruppen aufsuchen, über ihre Gefühle sprechen und realisieren, dass sie mit ihren Ängsten oder Sorgen nicht allein sind. Kinder sollten jedoch niemals dazu gezwungen werden: Die Einladung zum Trauerprozess und Möglichkeiten zum Gespräch sollten lediglich angeboten werden. Das Gefühl, sich mit ihren Fragen an ihre Eltern oder andere nahestehende Bezugspersonen wenden zu können, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Kinder, ein gesundes Verhältnis zum Tod und der Sterblichkeit zu entwickeln.
4. Den Tod spielerisch erklären
Man hat weniger Angst vor dem, was man kennt, als vor dem Unbekannten. Das gilt für Kinder wie Erwachsene. So gesehen kann es eine gute Idee sein, Elemente wie Bestattungsspielzeug oder Kinder- und Jugendbücher über den Tod schon in der Spielecke oder im Kindergarten einzuführen. Dabei kann man beim Spielen vom Sterben erzählen, ohne dabei schwerfällig zu werden. In Deutschland und vielen anderen Kulturen ist es gebräuchlich, den Tod zu verschweigen, die Verstorbenen zu verstecken und dieses schwierige Thema generell zu vermeiden. Berechtigte Fragen zum Sterbeprozess werden von den Eltern nicht selten abgewunken – oft auch, weil sie selber nicht wissen, wie sie das am besten erklären sollen. Doch von Anfang an den Tod als Bestandteil des Lebens präsent zu machen – etwa in Form von Spielzeug – kann unnötigen Tabuisierungen vorbeugen.
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