Das letzte Geleit zu geben, ist nach wie vor für viele Menschen eine Ehre. Schließlich ist das möglichst liebevolle und achtsame Begleiten in den Tod durch Hinterbliebene eine uralte Tradition. Schon vor 9.000 Jahren gab es z.B. in Ägypten ein Begräbnisbehältnis für den toten Körper. Diese Sarkophage wurden noch aus Kalkstein gefertigt. Heute sind die allermeisten Särge aus Holz. Es gibt jedoch mittlerweile auch nachhaltige Särge wie aus Pappkarton.
Um den Sarg von der Aussegnungshalle zum Grab zu bringen, gibt es Sargträger. Diese Tätigkeit kann freiwillig als Ehrenamt oder auch als Minijob ausgeführt werden. Als Unterstützung für Sargträger werden auf dem Weg von der Trauerhalle zum Grab auch sogenannte Katafalke eingesetzt. Das sind fahrbare Sargwägen. Allerdings wird es heutzutage immer schwieriger, Menschen zu finden, die sich gerne als Sargträger engagieren.
Sargträger können von den unterschiedlichsten Stellen kommen
Der Beruf des Sargträgers ist nicht geschützt bzw. in keinster Weise reglementiert. In der Regel tragen sechs bis acht kräftige Männer den Sarg. Meistens tragen sie aus Pietätsgründen schwarze Anzüge und weiße Handschuhe. Damit wird den Verstorbenen auch formell eine letzte Würde erwiesen. Auch die Trauergäste fühlen sich durch diese Dienstleistung bei Beerdigungen geschätzt.
Um zuverlässig Sargträger zu organisieren, gab es früher in vielen Gemeinden Sargträgervereine. Auch heute gibt es solche oder ähnliche lokale Organisationen, die freiwillige Sargträger für Beerdigungen bereitstellen. Oftmals werden Sargträger aber auch von ganz anderen Institutionen organisiert. Sie können z.B. auch von der Stadtverwaltung, von der Kirche, vom Friedhofsbetreiber oder vom Bestatter gestellt werden. Natürlich kann aber auch die Familie des verstorbenen Angehörigen die Sargträger organisieren. Manchmal gibt es sogar noch Beerdigungsvereine: Die Mitglieder zahlen einen Beitrag und sichern sich damit schon zu Lebzeiten einen Sargträger und damit eine besonders würdevolle Beerdigung.
Das Ehrenamt des Sargträgers ist nach wie vor in Männerhand
Die meisten Sargträger sind ältere Herren und Rentner. Das liegt vor allem an der kurzfristigen Verfügbarkeit: Sargträger müssen meistens innerhalb von drei oder vier Tagen Zeit haben. Berufstätige können das in der Regel nicht leisten. Rentner können zudem als Sargträger in einem Minijob-Verhältnis ihre Rente etwas aufbessern. Nicht zuletzt braucht es als Sargträger natürlich viel Kraft. Deshalb sind weibliche Sargträger nach wie vor eher selten zu finden, auch wenn es im Vergleich zu früher mehr sind.
Auch heute noch können Sargträger den sozialen Status der verstorbenen Person ausdrücken
Es gibt auch heute immer noch Bestatter, die Sargträger in unterschiedlichen Kategorien anbieten. Damit soll der soziale Status der jeweiligen Person ausgedrückt werden. Generell gilt: je schlichter die Kleidung der Sargträger, desto günstiger ist die Bestattung. Und je ausgefeilter die Kleidung, wie z.B. ein Chorrock oder ein Trauerdegen, desto teurer ist die gewählte Variante.
Insbesondere bei Beschäftigten öffentlicher Institutionen wie Polizisten, Feuerwehrleute oder Soldaten wird oft auch der soziale Status oder der Dienstrang deutlich. Hier bekommen die Verstorbenen von ehemaligen Kollegen und Kameraden ein letztes Geleit. Dabei gibt es mitunter sehr ausgeklügelte Regeln, wie viele Sargträger dem Verstorbenen aufgrund seiner letzten Position zustehen. Auch für die Kleidung kann es je nach Rang des Verstorbenen eigene Regeln geben.
Viele Gemeinden haben Nachwuchssorgen – die Gründe dafür sind vielfältig
In den vergangenen Jahren beklagen sich immer mehr Bestatter oder Gemeinden darüber, dass sie kaum noch Sargträger finden. Egal ob als ehrenamtliche Tätigkeit oder als Minijob, es wird immer schwierigier, die notwendigen Helfer für das letzte Geleit zu organisieren. Natürlich wäre die Erklärung naheliegend, dass der Beruf des Sargträgers wie so viele andere Ehrenämter am mangelnden Engagement der Bevölkerung liegt. Viele Menschen können und wollen sich einfach aus verschiedensten Gründen nicht mehr die Zeit nehmen, mit einer ehrenamltichen Dienstleistung für andere da zu sein.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum es immer weniger Sargträger gibt. Vielmehr hängt das von der Bestattungsform ab: Heute gibt es immer weniger Sargbestattungen und immer mehr Urnenbestattungen. Letztere sind natürlich günstiger und für die Verwandten insgesamt weniger aufwändig. Damit sinkt die Anzahl der Beerdigungen mit Sarg. Damit gibt es auch weniger Personen, die sich ehrenamtlich oder in einem Minijob engagieren wollen. Durch die geringere Anzahl an Bestattungen mit Sarg, werden aber auch nicht mehr so viele Sargträger wie zuvor benötigt.
Schließlich lebt auch diese Tätigkeit von einer gewissen planbaren Regelmäßigkeit. Hinzu kommt, dass insbesondere in den Städten die Zahl anonymisierter Trauerfeiern steigt. Auch dafür wird kein Sargträger gebraucht.
Wie kann die Zukunft der Sargträger aussehen?
Eine verlässliche Prognose, wie sich das Ehrenamt der Sargträger in den nächsten Jahren gestaltet, erscheint schwierig. Dafür gibt es zu viele regionale Unterschiede. Generell lässt sich aber wohl sagen, dass mit einer Renaissance des Ehrenamts auch die Tätigkeit der Sargträger wieder aufleben könnte. Allerdings müsste man wohl auch die Tradition einer Bestattung mit Holzsärgen weiter pflegen. Letztendlich liegt es also an uns als Gesellschaft, ob Trauergäste bzw. Hinterbliebene beim Besuch einer Trauerfeier von Sargträgern auch in Zukunft begleitet werden.
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