Eine endgültige Diagnose zu erhalten ist erschütternd. Aber was, wenn man dabei noch Kinder hat? Ängste, Zweifel und Fragen potenzieren sich, wenn klar wird, dass das junge Familienglück sich niemals wie geplant entfalten kann: Wie soll mein Kind ohne mich aufwachsen? Wird mein Sohn, meine Tochter sich später noch an mich erinnern können, und wenn ja, was wird es von mir denken?

Sicherlich ist es für Kinder eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt, früh ein Elternteil zu verlieren. Aber es gibt Möglichkeiten und Wege, wie Eltern die Hürden für die Kleinen mildern können – sowohl was materielle Sicherheiten als auch das eigene geistige Vermächtnis angeht.

Wer soll sich um die Kleinen kümmern? Die Sorgerechtsverfügung

Wenn die Eltern eines Kindes zu früh sterben, müssen Familiengericht und Jugendamt entscheiden, wer der neue Vormund für die hinterlassenen Kinder wird. Das Beste in diesem Fall ist es, wenn es eine vorher festgelegte Sorgerechtsverfügung gibt. Hiermit können Mutter und Vater im Rahmen ihrer Vorsorge für den eigenen Todesfall bestimmen, wer sich im Falle ihres Ablebens um die minderjährigen Kinder kümmern soll.

Damit diese rechtlich gültig ist, muss das Dokument handschriftlich verfasst und von beiden Eltern unterschrieben oder notariell beglaubigt sein. Der gewählte Vormund sollte in jedem Fall vorher über seine Verantwortung informiert werden und sein Einverständnis gegeben haben. Er kann seine Rolle als Erziehungsberechtigter im Zweifel nämlich ablehnen. Genauso sollten die Eltern mit ihren Kindern, wenn sie im richtigen Alter sind, gemeinsam absprechen, wer sich einmal um sie kümmert, wenn Mama und Papa nicht mehr da sind. Denn wenn ein Kind über 14 ist, darf es einen von den Eltern bestimmten Vormund auch ablehnen.

Die Waisenrente

Staatliche Unterstützung für Kinder, die einen oder beide Elternteile verloren haben, gibt es in Form der Waisenrente. Die Deutsche Rentenversicherung zahlt diese im elterlichen Todesfall den leiblichen Kindern, Pflegekindern, adoptierten Kindern, Enkeln und minderjährigen Geschwistern. Die Höhe hängt dabei vom Rentenanspruch des Verstorbenen ab.

Wer einen Elternteil verliert, hat Anspruch auf eine Halbwaisenrente, die zehn Prozent des ursprünglichen Rentenanspruchs beträgt. Sind beide Eltern verstorben, beträgt die Höhe 20 Prozent der Rente des Elternteils mit dem höheren Anspruch. Das Kind kann Waisenrente beziehen, bis es 18 Jahre alt wird. Ist es danach noch in Schul- oder Berufsausbildung, absolviert ein Freiwilligenjahr oder kann aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht für sich selber sorgen, verlängert sich der Anspruch bis zum 27. Lebensjahr.

Eine Waisenrente ist aber keine Garantie, dass das Kind ohne finanzielle Schwierigkeiten aufwachsen kann. Heranwachsende, die einen oder beide Elternteile verloren haben, haben zusätzlich noch die Möglichkeit, Hilfen bei privaten Stiftungen zu beantragen, die speziell für Waisen ins Leben gerufen worden sind. Das Sebastian-Bildungsstipendium von der Nicolaidis YoungWings Stiftung fördert zum Beispiel Halb- und Vollwaisen zwischen 17 und 27 Jahren bei der Finanzierung von Studium oder Ausbildung.

Ein Vermächtnis für die Nachkommen als Hörbuch

Wer sich plötzlich mit der Realität seines Endes abfinden muss, läuft Gefahr, in ein tiefes psychologisches Loch zu fallen. Viele stellen nach einer solchen Diagnose fest, dass das Leben nur noch wie ein Film an ihnen vorbeizieht, in dem sie nicht mehr voll mitspielen und nur noch funktionieren. Junge Eltern müssen in dieser Situation ihren Kindern das Unvermeidliche beibringen und für deren Zukunft vorsorgen. Gleichzeitig beginnt man, über seinen eigenen Lebensweg nachzudenken. Was hat man richtig gemacht und welche Fehler muss man sich eingestehen? Diese schwierigen Gedankengänge lassen sich allerdings in eine positive Richtung lenken – mit der Arbeit an der eigenen Biografie.

Es ist ein ganz natürlicher Wunsch, sein geistiges Vermächtnis in irgendeiner Form festzuhalten, so dass die Kinder einmal etwas über die Persönlichkeit und den Lebensweg von Vater oder Mutter erfahren können. Die klassische Form ist eine niedergeschriebene Autobiografie, aber mit all den anderen Verpflichtungen ist es oft schwer, die notwendige Zeit und Kraft hierfür zu finden. In letzter Zeit haben sich daher Audiobiografien etabliert. Unter professioneller Leitung kann jeder dabei seine Lebensgeschichte selber erzählen und aufzeichnen.

Ein eigenes Audiobuch, auch Familienhörbuch oder Lebenshörbuch genannt, kann ein echter Schatz an Lebenserfahrungen, Geschichten und Erinnerungen sein. Die Nachkommen können so erfahren, wie ihre Eltern aufgewachsen sind, wie sie sich kennengelernt haben und wie sie selbst daraus entstanden sind. Die Erzählung kommt aus dem Mund von Vater oder Mutter selbst, die Stimme geht also niemals verloren.

Die Arbeit an der eigenen Biografie hilft nicht nur den Kindern einmal, sondern auch den Verfassern selbst. Palliativmediziner sehen viele psychologische Vorteile bei der reflexiven Aufarbeitung der persönlichen Geschichte. Menschen mit unheilbaren Krankheiten bekommen eine Aufgabe, die das eigene Leben betont und ihre Sorgen und Ängste zurückstellt.

Rechtzeitig vorsorgen

In diesen Situationen kann es außerdem hilfreich sein, wenn die Eltern bereits bei Familiengründung daran gedacht haben den Partner und die Kinder für den Ernstfall abzusichern. Eine Risikolebensversicherung kann beispielsweise die finanziellen Probleme auffangen, wenn ein Elternteil unterwartet aus dem Leben scheidet.

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