Die Wahl der passenden Urne fällt vielen schwer. Dabei spielt sie eine zentrale Rolle bei der Bestattung. Immer mehr Menschen haben sich auf Reisen inspirieren lassen oder ein neues Verständnis von Bestattung entwickelt. Umso größer wird ihr Wunsch nach individuellen Urnen oder künstlerisch gestalteten Varianten anstatt in Serie gefertigter Produkte. Inzwischen begegnen immer mehr Künstler dieser Nachfrage mit Urnenkunst. Oftmals handelt es sich dabei um liebevoll illustrierte und bemalte Urnen. Manches Mal auch um völlig neue Formen, um individuell angefertigte Stücke oder frei gestaltete Objekte. Denn nur so kann der Wunsch nach einer wirklich persönlichen Urne erfüllt werden.

Ästhetisch und funktional zugleich

Die Urne muss nicht nur den Wünschen der Kunden, sondern auch den kreativen Ansprüchen der Künstler entsprechen. Sie muss ins Grab herabgelassen werden, als Nutzobjekt funktionieren und den ökologischen Ansprüchen genügen. Wie schwierig die Erarbeitung einer Kunsturne ist, wissen auch Mirko Winkel und Karen Winzer von Finale Form. Sie haben gemeinsam mit mehreren Künstlern die Grenzen der Urnengestaltung neu ausgelotet. Urnen müssen dabei immer biologisch abbaubar sein. Das ist die besondere Anforderung an Urnenkunst. Eines haben die Gefäße meist gemeinsam: Jedes kann das genormte Aschebehältnis fassen. Ansonsten sind sie aber völlig unterschiedlich – genau wie ihre Kunden.

Die eine Kunsturne mutet mal an wie ein Stein, von Wind und Wasser geformt, besteht aber aus Baumwollflocken. Eine andere ist vielleicht aus Ton geformt. Eine weitere glitzert wie eine Diskokugel, besteht aber aus gefaltetem Papier. Die Hinterbliebenen können für dieses Objekt eine besondere Betonmischung erhalten und die Asche der verstorbenen Person darin verewigen. So können sie der Asche im eigenen Garten Ehre zollen – erlaubt ist dies bislang jedoch nur in Bremen.

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Eine weitere Möglichkeit ist inzwischen sogar die Verarbeitung von eigenen Gefäßen und Gegenständen. Sie können entweder zur Urne gemacht werden oder in ein Urnenobjekt integriert werden. So können den Verstorbenen Erinnerungsstücke oder Lieblingsdinge mit ins Grab gegeben werden und die Urne erhält so eine besonders individuelle Note.

Für alle, die sich auch im Vorhinein schon mit ihrer Beisetzung beschäftigen möchten, ist Urnenkunst wie die Edition „Leben“ von Finale Form eine spannende Alternative. Sie schafft Raum für ein Gespräch mit den Künstlern, um sich am Objekt Urne und in einem geschützten Rahmen mit Materialität, Ästhetik und der Atmosphäre der Bestattung schon mal auseinanderzusetzen.

Es werden immer neue Wege erschlossen, Urnen zu kreieren. So vielfältig wie die Menschen selbst, soll auch die Auswahl an Urnen sein. Das ist zumindest das Ziel derjenigen, die Kunsturnen entwickeln und anbieten.

Im persönlichen Gespräch zur individuellen Urne

Viele Menschen haben keine genaue Vorstellung von der für sie passenden Urne. Deshalb bieten immer mehr Künstler und Urnenhersteller inzwischen die Möglichkeit an, sich mit ihnen vorab darüber zu besprechen. Dabei werden schon bestehende Urnen gezeigt und gemeinsam eine Idee entwickelt, welches Design zum jeweiligen Menschen am besten passen würde. Denn mit der Wahl der Urne sollten sich alle Beteiligten wohlfühlen. Bei Mementi-Urnen können Einzelstücke erworben werden, und auch das Atelier Kuranya bietet Urnenkunst an – für Erwachsene und Kinder.

Insbesondere die Auswahl einer Urne für Kinder ist denkbar schwierig. Dunkle Farben und schweres Material finden viele unpassend. Von Künstlern können viel verspieltere, bunte und dynamische Urnen, die mit Lichreflexen arbeiten oder mit unregelmäßigen Oberflächen spielen, erarbeitet werden. Manche mögen eine schlichte Form wählen, wieder andere wünschen sich etwas Auffälliges, andere eine ausgefallene Variante oder ein außergewöhnliches Material wie Glas, Papier oder Beton. Im Gespräch mit dem Atelier können alle Ideen berücksichtigt und ein gemeinsames Design entwickelt werden.

Neue Formen der Bestattung erkunden

Auch das Kunstprojekt DeathLab versucht, den Dialog zum Thema Urnenkunst und Bestattungsformen neu zu eröffnen. In Form von offenen Gesprächsrunden und Themenabenden in Berlin, zu denen Experten und Interessierte eingeladen waren, wird über die künstlerischen Spielräume innerhalb der gesetzlichen Grenzen, die die Bestattung betreffen, diskutiert. Während bei einem Todesfall häufig die Zeit fehlt, schafft das Projekt den nötigen Raum, um sich intensiv mit der Ästhetik, den Traditionen und den Neuerungen und Möglichkeiten der Bestattung auseinanderzusetzen.

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