Beerdigung-Knigge – das richtige Verhalten auf einer Beerdigung
Der Priester steht am Podium und beendet seine bewegende Rede über den Verstorbenen. Die Angehörigen möchten am Grab Abschied nehmen. Stille in der Kapelle, leises Schluchzen aus den vorderen Reihen ist zu vernehmen. Plötzlich schallt der Sommerhit des vorletzten Jahres aus einer Jackentasche. Der Besitzer läuft rot an und braucht eine kleine Ewigkeit, um sein Handy mit zitternden Händen auszuschalten. Einige drehen sich um und werfen ihm wütende Blicke zu, die meisten bewahren aus Taktgefühl die Ruhe. Niemand wird diesen Vorfall je vergessen.
Eine unangenehme Situation, die einfach zu vermeiden gewesen wäre. Es ist ganz natürlich, sich bei einem Trauerfall im Familien- oder Bekanntenkreis unsicher über ein angemessenes Verhalten zu sein, wichtig ist nur, sich im Vorfeld zu informieren. Der Tod gehört zum Leben und ist trotzdem nicht alltäglich – gut, dass es Benimmregeln für Kondolenz, Beileidskarten und Beerdigung gibt, die helfen können, solche Situationen würdig durchzustehen und Peinlichkeiten wie ein klingelndes Handy zu vermeiden. Folgende Punkte sollte man bei der Trauer-Knigge beachten.
Ich will nicht auf die Beerdigung! Was nun?
Es stellt sich die Frage: Wann sollte man zur Beerdigung gehen?
Sie sind sehr mitgenommen von der Situation und fühlen sich überfordert? Das ist eine ganz natürliche Reaktion und vollkommen verständlich. Doch sollten Sie sich bei Ihrer Entscheidung nicht von Ihren Gefühlen leiten lassen: Ihr Widerwillen zeigt nur, wie nah Sie dem Verstorbenen standen. Doch ist dieser der letzte Weg des Verstorbenen und da sollten Sie dabei sein. Denn Sie könnte diese Entscheidung später bereuen. Sie können jederzeit die Kapelle verlassen, wenn es Ihnen zu viel wird.
Am Grab Abschied nehmen: Was sagt man bei einer Beerdigung?
Nun steht man den direkten Hinterbliebenen gegenüber und die große Frage tut sich auf: Was sagt man bei einer Beerdigung? Da die richtigen Worte nicht immer einfach zu finden sind, haben sich schriftliche Kondolenzwünsche in Form von Trauersprüchen für die Beileidskarte weitestgehend etabliert. Für ein solches Kondolenzschreiben kann sich der Verfasser Zeit nehmen und braucht keine Angst zu haben, ins Stottern zu geraten. Beim Schreiben ist es hilfreich, sich an folgenden Fragen zu orientieren:
- Was fühle ich, wenn ich an den Verstorbenen denke?
- Wie werde ich den Verstorbenen in Erinnerung behalten?
- Was wünsche ich den Angehörigen für die Zukunft?
- Wie kann ich helfen?
Schreiben Sie den Kondolenzbrief auf einfachem, weißem Papier oder verwenden Sie eine schlichte Trauerkarte mit Umschlag. Schwarzer Rand am Briefpapier wird nur für Todesnachrichten vonseiten der Angehörigen verwendet.
Nichtsdestotrotz schätzen Menschen eine persönliche Beileidsbekundung mehr als eine schriftliche. Wenn die Beziehung zu Verstorbenen und Hinterbliebenen eng genug ist, ist ein Kondolenzbesuch angebracht. Es sind dabei nicht viele Worte notwendig, die Geste an sich bedeutet schon genug. Wenn Sie die Trauerrede selbst schreiben müssen, finden Sie hier nützliche Tipps zur Verfassung dieser.
Digital Beistand leisten
Was tun, wenn man nicht zur Beerdigung gehen kann? Ist es pietätlos, seine Trauergedanken per E-Mail zu übermitteln? Kann man per Facebook kondolieren? Wie bei vielen Verhaltensregeln hängt alles vom persönlichen Verhältnis zu den Hinterbliebenen ab. Verlief die Kommunikation vorher größtenteils digital, werden Sie keinen Fauxpas begehen, wenn Sie die gewohnten Kanäle für die Kondolenz verwenden. Es ist auch eine Generationenfrage: Junge Leute trauern auch online und akzeptieren eine Beileidsbekundung über das Internet eher als ältere Semester, die mit handgeschriebenen Briefen aufgewachsen sind. Wenn die Familie es wünscht, kann eine Gedenkseite im Internet eingerichtet werden. Besonders wenn der Verstorbene viele reine Internetkontakte hatte, kann dies angebracht sein.
Einladung zur Trauerfeier
Die Organisation einer Beerdigungsfeier stellt die Hinterbliebenen vor große Herausforderungen in einer emotional schwierigen Zeit. Gerade bei einem unerwarteten Todesfall fühlen sich viele verständlicherweise überfordert. Wenn es um die Auswahl der Trauergemeinde geht, kann nicht immer an alle gedacht werden. Deshalb ist es auch nicht nötig, auf eine persönliche Einladung zu warten, um auf eine Beerdigung gehen zu „dürfen“, eine öffentliche Kundgebung in Form einer Traueranzeige genügt. Es stellt sich auch oft die Frage, zu welchen Beerdigungen geht man überhaupt? Grundsätzlich gilt, wenn man die Anzeige gesehen hat und den Verstorbenen kannte, spricht nichts dagegen, bei der Beerdigung Beistand zu leisten – außer es wird ausdrücklich darum gebeten, dies nicht zu tun. Doch meistens ist dies nicht der Fall.
Stolperfallen auf der Beisetzung
Ein paar einfache Regeln sollte jeder beherzigen, der auf eine Beerdigungsfeier geht. Pünktlichkeit ist eine davon. Wer den Friedhof oder die genaue Lage der Kapelle nicht kennt, sollte dafür sorgen, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn vor Ort zu sein. Nur wenige Dinge sind störender, als der Trauergemeinde hinterherhetzen zu müssen, wenn gerade der Sarg hinausgetragen wird. Zu diesen zählt aber auf alle Fälle das Handyklingeln, wenn wir am Grab Abschied nehmen. Bedenken Sie, dass auch ein „lautloses“ Vibrieren sehr deutlich hörbar sein kann. Stellen Sie Ihr Gerät daher rechtzeitig in den Flugzeugmodus oder am besten einfach ganz aus.
Die richtige Trauerkleidung
Aber wie wählt man die angemessene Kleidung für die Beerdigung aus? Die klassische Kleidungsfarbe für christliche Beerdigungen ist schwarz. Heutzutage müssen sich Trauergäste aber nicht zwingend daran halten. Unauffällige und gedeckte Töne sind dennoch angebracht, außer der Wunsch des Verstorbenen war explizit, dass es an seiner Beerdigung hell und bunt zugehen soll. Wer im Berufsleben und bei festlichen Anlässen gerne Anzug und Krawatte oder Kleid trägt, kann dies auch auf der Beerdigung tun. Andersherum muss sich aber niemand verkleiden oder förmliche Kleidung kaufen, wenn er diese sonst nie trägt.
Ablauf einer christlichen Beerdigung
Bei einer Beerdigung geht es in erster Linie um die persönliche Verabschiedung eines geliebten oder geschätzten Menschen. Eine andere Konfession oder Religion als die eigene sollte kein Anlass sein, der Bestattungsfeier fernzubleiben. Natürlich gebietet es jedoch der Respekt und Anstand, sich den Bräuchen und Traditionen der jeweiligen Kirche als Gast anzupassen.
Die Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Beerdigungen in Deutschland sind, zumindest was den groben Ablauf und das Verhalten als Trauergast betrifft, eher klein. Die Feier beginnt in der Friedhofskapelle, in der der Pfarrer und eventuell ein enges Familienmitglied einige Worte sprechen. Ob die Gemeinde singt oder nicht, hängt von den Wünschen des Verstorbenen und der Familie ab. Danach wird der Sarg oder die Urne zur Grabstelle getragen. Die enge Trauerfamilie folgt direkt, danach die anderen Gäste.
Nachdem der Verstorbene in die Erde hinabgelassen wurde, können die Hinterbliebenen sich der Reihe nach vor das Grab stellen, Abschied nehmen und Blumen (ohne Plastikfolie) oder eine Schaufel Erde auf den Sarg werfen. Diese Geste gibt den Trauernden die Gelegenheit, persönlich am Begräbnis teilzunehmen. Dadurch wird auch die christliche Symbolik „Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche“ ausgedrückt.
Der Leichenschmaus
Nachdem der Verstorbene beigesetzt wurde, veranstaltet die Familie oft einen Leichenschmaus, eine Zusammenkunft im kleinen Kreis, bei der Kaffee und eine Kleinigkeit zu Essen gereicht wird. Anders als bei der Beerdigung sollten Sie hier nur erscheinen, wenn Sie auch persönlich eingeladen wurden. Hier kann die Stimmung etwas auflockern; wie sehr, hängt wiederum vom Befinden der einzelnen Trauernden ab.
Beerdigungen anderer Religionen
War der Verstorbene Muslim, Jude oder Hindu, können die Bräuche und Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod ganz anders aussehen. Viele islamische Trauerrituale beispielsweise sind nicht mit dem strengen deutschen Beerdigungsgesetz vereinbar. Die meisten Muslime überführen ihre Toten daher in ihre Herkunftsländer. Bei einer anstehenden Trauerfeier einer anderen Glaubensrichtung fragen Sie am besten einen angehörigen Freund über Details und eventuelle Stolperfallen.
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Mehr InformationenDie Zeit danach
Bedenken Sie, dass für enge Hinterbliebene die eigentliche Trauerzeit oft erst nach der Beerdigung beginnt. Die Organisation der Bestattung und die Verwaltung des Nachlasses nutzen viele zur Ablenkung von der eigentlichen Trauer über den Verlust. Es ist daher wichtig, auch noch Wochen nach dem Todesfall für die engsten Hinterbliebenen da zu sein. Ob die Unterstützung praktisch, finanziell oder eher emotional ist, hängt von jedem Einzelnen ab.
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