Von der Lebensweise der Kelten und Germanen – insbesondere ihrer Totenbräuche, Trauersprüchen und -ritualen und Bestattungen – gibt es kaum Überlieferungen. Das Wenige, das festgehalten wurde, stammt nicht von ihnen, sondern unter anderem von den Römern. Das liegt daran, dass Schrift nicht Teil des keltischen Kulturguts war. Sie haben eher in Symbolen „geschrieben“. Allerdings kann man anhand der gefundenen Gräber Rückschlüsse auf Trauerrituale und Gebräuche ziehen. Sie zeigen, dass die Völker sich gegenseitig beeinflusst haben, wodurch Parallelen entstanden sind. Vieles unterscheidet sich allerdings voneinander – auch innerhalb der keltischen und germanischen Stämme.
Anderswelt – Jenseitsvorstellungen der Kelten
Da die Kelten ein sehr heterogenes Volk waren und in unterschiedlichen Gebieten gelebt haben, sind auch ihre Jenseitsvorstellungen nicht einheitlich. Darüber hinaus wurden sie in diesem Zuge auch von anderen Völkern beeinflusst – eine ursprünglich keltische Überzeugung gibt es daher nicht. Viel mehr finden sich auch hier paradiesische Vorstellungen einer Unterwelt beziehungsweise „Anders-“ oder auch „Anderwelt“. Sie ist geprägt durch ewige Gesundheit und ein Leben in Frieden und Glückseligkeit, bei dem für das leibliche Wohl stets gesorgt ist; das war allerdings meist den Kriegern vorbehalten.
Alle anderen Seelen warten nach dem keltischen Glauben mit Anbruch der Nacht auf die Stimme eines Unsichtbaren, woraufhin sie sich erheben und zum Strand begeben. Dort wartet ein Boot auf sie, das sie auf eine Insel bringt, auf welcher sie sich auf ein angenehmes Nachleben freuen können.
Generell glaubten die Kelten an die Unsterblichkeit der Seele, die in der Anderswelt weiterlebt. Wo sich diese Welt befindet, ist ebenfalls unterschiedlich überliefert beziehungsweise wurde von den verschiedenen Stämmen verschieden dargestellt. Teilweise befand sie sich unsichtbar inmitten der diesseitigen Welt, teilweise weit davon entfernt. Teil des Glaubens war, dass man durch Seen und Höhlen in die Unterwelt gelangen konnte, was auch Bestandteil vieler Heldensagen war.
Keltische Bestattung: Graberrichtung und Beigaben
In der Vorstellung der Kelten sollte sich die Seele ohne Hast, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt auf den Weg in die Anderswelt machen. Darüber hinaus brauchte man Zeit, um das Totenritual vorzubereiten. Aus diesem Grund erhielt der Leichnam zum Teil ein provisorisches Grab, in dem er mit Musik und Tanz unterhalten werden musste, bevor er in seine richtige Ruhestätte überführt wurde. In anderen Stämmen wurde der Verstorbene aber auch weiter entfernt vom Dorf niedergelegt und der Verwesung überlassen.
Bei der Errichtung der Grabhügel in Irland war es Brauch, dass jeder Angehörige einen Stein auf das Grab legte und so bei der Errichtung mithalf. Wirklich prunkvolle Bestattungen konnten sich ohnehin nur die wenigsten Kelten leisten. Die Totenklage dauerte zwei Tage, die eigentliche Feier sollte allerdings zwei Stunden nicht überschreiten, weil sonst der Höllenhund auf den Verstorbenen aufmerksam werden könnte.
Aus den gefundenen Gräbern lässt sich schließen, dass die Kelten eine enge Beziehung zu ihren Verstorbenen hatten. Sie wurden auf Hügeln in der Nähe von Siedlungen beigesetzt und haben persönliche Gegenstände und Ausstattung für das Leben in der Anderswelt mitbekommen. Dazu gehörten beispielsweise Waffen, aber auch Schmuck, Amulette, Wagenteile und Möbelstücke wurden als Grabbeigaben gefunden. Zum Teil wurden die Gräber auch mit Statuen besetzt. Unter diesem Beitrag sind 100 Trauersprüche zu finden, die Inspiration für Beileidskarten bieten.
In anderen Situationen wurden die Leichen aber auch verbrannt. Darüber hinaus fand man Leichen sowohl von Angehörigen des Stammes als auch Feinden, denen der Kopf abgetrennt worden ist. Im ersteren Fall lässt das darauf schließen, dass die Persönlichkeit bewahrt, im letzteren Überlegenheit demonstriert werden sollte. Wie genau mit den Verstorbenen verfahren wurde, war auch abhängig der jeweiligen Epoche.
Walhalla – das Jenseits der Germanen
Bei den Germanen gab es ebenfalls unterschiedliche Jenseitsvorstellungen. Die bekannteste ist wohl Walhalla, das Schloss der Geschlagenen, in das Krieger durch den Götterkönig Odin aufgenommen wurden. Dort ist für Speis und Unterhaltung der Krieger gesorgt und das Leben geht ähnlich weiter wie auf Erden, also ebenfalls mit Kämpfen und Siegen. Wo genau „zivile“ Verstorbene hingehen, ist unterschiedlich. Es gibt Vorstellungen eines Totenreichs in den Bergen, andere glauben an ein Reich in den Meeren. Quellen zufolge werden die Toten von einer körperlosen Gestalt namens Hel geholt, die sie in das andere Reich holt. Dass die Seele in der Vorstellung der Germanen den Körper beim Tod verlässt, ist nicht überliefert. Allerdings glaubten sie durchaus auch an Wiedergänger.
Weil nur Krieger in Walhalla aufgenommen wurden, es aber doch ein angesehener Jenseitsort bei den Germanen war, halfen die Angehörigen gewöhnlicher Bürger dem Sterbenden bei seiner Aufnahme in Walhalla. Dazu fügten sie ihm mit einem Messer oder einer Lanze eine Wunde zu, die als Kriegsverwundung gelten konnte. Darüber hinaus wurde der Sterbende aus dem Bett auf den Boden oder an einen anderen Ort verlegt, denn der Tod im Bett galt als schmählich und unkriegerisch.
Grundsätzlich gab es unterschiedliche Jenseitsorte, darunter auch „Folkwang“ mit grünen Wiesen und wunderschöner Natur, was später, so vermuten Historiker, die christliche Paradiesvorstellung beeinflusst haben könnte. Auch die Anderswelt, ähnlich wie bei den Kelten, findet sich im germanischen Glauben wieder. Wer letzten Endes in welche Unterwelt hinabstieg, war unterschiedlich und hing von Faktoren wie dem sozialen Status oder dem Geschlecht ab.
Beisetzung und Grabbeigaben der Germanen
Wie pompös eine Bestattung bei den Germanen ablief, hing, genau wie bei den Kelten, stark vom sozialen Status des Verstorbenen ab. Auch hier fand man einerseits Hügelgräber, während die Grabstätten der Oberschicht entsprechend reicher ausgestattet waren. Verstorbene wurden nicht endgültig verabschiedet, sondern blieben immer Teil der Sippe und wurden durch Namensgebung von Neugeborenen oder mutmaßlich vererbte Talente immer in das Geschehen der Familie eingebunden.
Für den Weg in Hels Reich wurde den Toten manchmal auch gutes Schuhwerk als Grabbeigabe zugelegt. Sogar Pferdeskelette wurden in den Gräbern gefunden. Die bestatteten Pferde waren wahrscheinlich ebenfalls Teil der Ausstattung für ein jenseitiges Leben.
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