Indianischer Glaube: Bestattungsrituale sind so alt wie die Menschheit. Für die Hinterbliebenen sind die Zeremonien wichtig, um Abschied von den Verstorbenen zu nehmen und den Verlust zu verarbeiten. Dank Ausgrabungen und Überlieferungen lassen sich heute zum Teil auch die Beerdigungsriten vergangener Kulturen rekonstruieren – wie im indianischen Glaube.
Indianische Trauersprüche
Wie in jeder Kultur gibt es im indianischen Glaube ebenfalls Trauersprüche. Hier eine Liste mit den schönsten indianischen Trauersprüchen:
- “Dein Herz soll im Einklang mit den Herzen der Erde schlagen. Du sollst fühlen, dass Du ein Teil des Ganzen bist, das Dich umgibt.” – Volksweisheit der Indianer
- “Wir haben die Erde von unseren Eltern nicht geerbt, sondern wir haben sie von unseren Kindern nur geliehen.” – Altes Indianersprichwort
- “Ein glänzender Stein am Wegrand. So klein – und doch so schön. Ich hob ihn auf. Er war so schön! Ich legte ihn wieder zurück und ging weiter.” – Calvin O. John
- “Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.” – Apachenkrieger
- “Es gibt kein „Besser“ oder „Schlechter“, nur Unterschiede. – Kote Kotah
- “Du musst die Dinge mit dem Auge in deinem Herzen ansehen, nicht mit dem Auge in deinem Kopf.” – Lame Deer
- “Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.” – Dakota Indianer
Indianischer Glaube: Bestattungen
Bestattungen wurden von den Indianervölkern Nordamerikas auf verschiedene Weisen durchgeführt. Die Gestaltung der Beerdigung war davon abhängig, welchem Indianerstamm sie angehörten. Auch in ihren Jenseitsvorstellungen gingen die Völker auseinander. Gemein war ihnen aber, dass der Jenseitsglaube sowohl auf die Bestattungszeremonien als auch auf die Trauerzeit Einfluss hatte. Je nachdem, was die Verstorbenen im Jenseits benötigen würden, wurden ihnen beispielsweise entsprechende Grabbeigaben mitgegeben.
Grob lassen sich die Jenseitsvorstellungen der Indianer in zwei Orte aufteilen: Einige Stämme glauben, dass es ein Leben nach dem Tod im Himmel gibt, andere verorten das Jenseits im Erdreich.
Indianischer Glaube: Hochbestattungen – dem Himmel nahe
Ein Stamm im indianischen Glaube, der an ein Jenseits im Himmel geglaubt hat, waren die Dakota, die unter anderem in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Great Plains inmitten der heutigen USA und Kanada gelebt haben. Sie wählten aufgrund ihres Glaubens die Hochbestattung. Dabei wurden die Verstorbenen zum Schutz vor wilden Tieren in Lederhäute gewickelt und mit Beigaben auf ein erhöhtes Holzgestell gelegt, das in einen Baum gehoben wurde. Auf diese Weise waren die Toten näher an den Göttern.
Ein weiteres Beispiel für Völker, die Hochbestattungen durchführten, sind die Chinook, die ihre Toten in ein Kanu legten, das wiederum auf ein hohes Holzgestell gelegt wurde.
Erdbestattungen – Mounds und Zweitbestattung
Auch für die Erdbestattung gab es unterschiedliche Formen. Neben dem herkömmlichen Begräbnis, bei dem die Leichen in eine Vertiefung in der Erde gelegt werden, gibt es auch Beispiele für Stämme, die ihre Toten in sitzender Stellung bestattet haben. Hierzu wurden die Verstorbenen mit Seilen verschnürt und in ein Loch von zwei bis drei Metern Tiefe gesetzt. Daraufhin wurde das Grab mit Erde und Steinen gefüllt und mit Baumstämmen zugedeckt. Die Saw-Indianer wiederum begruben ihre Verstorbenen in einem Kanu, während die Prärie-Indianer dem Leichnam bei einer Erdbestattung üppige Grabbeigaben zukommen ließen, wie beispielsweise Pfeifen, Fett und persönliche Gegenstände des Verstorbenen.
Eine spezielle Form der Erdbeisetzung ist die Mound-Bestattung. Mound bezeichnet durch Menschenhand gestaltete Erdhaufen, die entweder in Form eines Hügels oder auch in Tier- bzw. Menschenform existieren. Sie finden sich in verschiedenen Gebieten der USA, überwiegend aber im heutigen Ohio. In ihnen befinden sich die Gräber.
Im Zusammenhang mit der Erdbestattung gab es oft die Zweitbestattung, bei der der Leichnam, nachdem er verwest ist, wieder ausgehoben wurde. Die Gebeine wurden dann vom übrigen Fleisch und den Weichteilen getrennt und in einem Beinhaus aufbewahrt oder in Urnen vergraben. Hinweise hierauf wurden beispielsweise in New Mexico gefunden.
Indianischer Glaube: Weitere Bestattungsformen der Indianer Nordamerikas
Neben Hoch- und Erdbestattungen gab es noch einige andere Bestattungsrituale. So wurden bei der Oberflächenbestattung im heutigen Florida die Leichen unter anderem in hohlen Bäumen beigesetzt. Die Bäume wurden anschließend wieder mit Lehm und Steinen verschlossen, woraufhin die Hinterbliebenen um den Baum herum tanzten und dabei zum Schutz vor Geistern laute Geräusche von sich gaben. Die wohl bekanntere Form der Oberflächenbestattung ist das einfache, flache Erdgrab.
Viele Indianerstämme kannten außerdem auch die Feuerbestattung und Kremation. Bei den Tolkotin-Indianern war sie ein ausgedehnter Ritus, der mehrere Tage umfasste. Nachdem die Toten für neun Tage aufgebahrt waren, wurden sie am zehnten verbrannt. Nach dem Ritual musste eine Witwe möglichst lange bei dem Verstorbenen ausharren.
Wasserbestattungen kamen vor allem Kindern und Sklaven zu. Verstorbene Kinder wurden in ihrem Tragebett auf dem Wasser ausgesetzt – der Leichnam von Sklaven wurde sich selbst überlassen.
Jenseitsvorstellungen und letzte Reise
Viele im indianischen Glaube vertreten die Ansicht, dass die Verstorbenen eine schwierige Reise ins Jenseits antreten würden, bei der sie verloren gehen konnten. Es kam daher darauf an, sie schon während des Begräbnisrituals, aber auch während der Trauerzeit danach, zu unterstützen. Je nach Vorstellung hat man den Toten dazu entweder persönliche Gegenstände mit ins Grab gelegt oder aber den gesamten Besitz und auch ihre Häuser zerstört, um die Bindung an das Diesseits zu unterbrechen. Die Verstorbenen wurden darüber hinaus oft in ihren besten Kleidern bestattet und bemalt, Schmuck und andere Grabbeigaben waren ebenfalls keine Seltenheit.
Verbreitet war auch der Glaube an zwei Seelen – eine irdische, die mit dem Körper stirbt, und eine spirituelle, die ins Jenseits eingeht. Diese konnte für die engsten Angehörigen jedoch verhängnisvoll sein und ihnen schaden, weil sie das Diesseits unter Umständen nicht verlassen wollte. Deswegen wurden die Verstorbenen in einigen Stämmen nicht von ihren Hinterbliebenen bestattet, sondern von Fremden.
Das Leben nach der Bestattung
Für die Familie und die Hinterbliebenen des indianischen Glaubens gab es während der Trauerzeit verschiedene Verhaltensregeln und Trauerrituale. Neben Speisevorschriften und verschiedenen Zeremonien war auch der Körper der Lebenden vom Tod der Angehörigen betroffen. Als Kennzeichnung der Trauer wurden Eigenverletzungen wie Hautschnitte oder das Abtrennen der Fingerspitzen und Haare durchgeführt. Trauernde sollten als solche erkennbar sein und wurden während dieser Phase häufig aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Erst am Ende der Trauerzeit wurden sie durch spezielle Rituale wieder aufgenommen.
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