Pest, Cholera, Lepra – in der Menschheitsgeschichte hat es immer wieder unterschiedliche Seuchenepidemien gegeben. Zu den Krankheiten im Mittelalter gehörte ebenfalls das Antoniusfeuer. Aber wann war die Pest, wann quälte die Menschheit die Cholera und Lepra? Die Krankheiten im Mittelalter und danach sind leider nicht gänzlich ausgestorben. Und auch heute machen Krankheiten wie Ebola, der Ehec-Erreger und Covid-19 Schlagzeilen. Wie ist die Pest ausgestorben? Ist es sie überhaupt? Viele der historischen Seuchen gelten heutzutage zumindest in den westlichen Ländern als ausgestorben, in ärmeren Regionen allerdings ist die Pest beispielsweise immer noch vorhanden. Bis heute sind sie dadurch Objekt poetischer Texte und Trauersprüche. Während mittlerweile viele Verbreitungswege und Ursachen von Krankheiten erforscht und behandelbar sind, mussten in frühen Zeiten andere Erklärungen herhalten. Auch die Behandlungsmethoden waren aufgrund mangelnden medizinischen Wissens oft nicht angemessen. Aber auch, wenn wir es heute mit wenig Krankheiten aus dem Mittelalter zu tun haben, kommen immer wieder neu Krankheiten auf, die wir bekämpfen müssen.
Eine der wohl schlimmsten Krankheiten im Mittelalter: die Pest
Eine der gravierendsten Seuchen der Menschheitsgeschichte und eine der schlimmsten Krankheiten im Mittelalter war die Pest. Aber wann war die Pest genau? Der „schwarze Tod“ breitete sich von 1347 bis 1353 auf dem europäischen Kontinent aus. Er kostete 25 Millionen Europäer das Leben – das machte ein Drittel der damaligen Bevölkerung aus. Mit genauer Bestimmtheit lassen sich allerdings nicht alle Todesopfer der Pest zuschreiben, da diese Krankheitsbezeichnung damals nicht eindeutig verwendet wurde. Krankheiten wie die Pocken wurden häufig mit ihr verwechselt.
Unterschieden wird die Pest in zwei Arten: Bubonenpest (allgemein auch als Beulenpest bezeichnet) und Lungenpest. Bei der Bubonenpest schwellen die Lymphknoten beulenartig an, die Sterberate beträgt ca. 70 Prozent. Therapien und Heilungsmaßnahmen bestanden unter anderem darin, die Beulen aufzuschneiden. Die Lungenpest hingegen hat eine Letalität von 100 Prozent – sie geht mit blutigen Auswürfen einher und führt innerhalb von einem bis drei Tagen zum Tod.
Die Menschen konnten sich den Ausbruch dieser Krankheiten im Mittelalter kaum erklären, hielten sie für die Strafe Gottes und versammelten sich umso häufiger zu Gottesdiensten. Dies wiederum erhöhte die Ansteckrate, sodass sich die Pest noch einfacher ausbreiten konnte. Häufig flohen die Menschen aus betroffenen Gebieten. Das wurde von vielen als einziges Mittel angesehen, dem schwarzen Tod zu entkommen.
Heute weiß man, dass die Pest durch Schiffe von Zentralasien nach Europa gebracht wurde und sich dort vor allem an den Handelswegen ausbreitete. Die Schiffe brachten Ratten mit sich, die von Flöhen befallen waren, die den Krankheitserreger in sich trugen. Wie ist die Pest ausgestorben? Leider gar nicht – zumindest nicht ganz: Nach wie vor ist die Pest in Teilen Asiens und Afrikas nicht ausgerottet, vor allem in Madagaskar gibt es immer wieder Pestopfer, zählt also nicht ausschließlich als eine Krankheit des Mittelalters.
Mittelalter und Krankheiten: Antoniusfeuer
Ergotismus, der früher Antoniusfeuer genannt wurde, zählt mitunter zu den gefährlicheren Krankheiten im Mittelalter. Die Gefahr entstand durch den Verzehr von Getreide auf, da das Mehl mit Mutterkorn (eine Art Pilz) verunreinigt war. Die Vergiftung ging mit einer massiven Verengung der Blutgefäße und dadurch Durchblutungsstörung von Herzmuskel, Nieren und Gliedmaßen einher. Der erste bestätigte Fall erfolgte bereits im Jahr 857 bei Xanten. Die Ursache konnte jedoch erst im 17. Jahrhundert durch französische Ärzte gefunden werden. Seitdem verfolgt das Antoniusfeuer die Menschheit, jedoch nicht in den Maßen, wie damals. Die Mühlen nutzen zur Vermeidung von Vergiftungen eine Art Farbsortierer, der mit Mutterkorn gemischtes Getreide automatisch erkennt und aussortiert.
Eine weitere historische Krankheit: Cholera
Herkunft und Verbreitung
Die „Wahl zwischen Pest und Cholera“ ist metaphorisch ausgedrückt die Wahl zwischen zwei Übeln – tatsächlich sind diese Krankheiten in ihrer Schwere und Letalität aber nicht vergleichbar. Anders, als bei der Krankheit des Mittelalters, handelt es sich bei der Cholera um eine Entzündung des Magen-Darm-Trakts, die durch verunreinigtes Wasser oder Essen entstehen kann, wie der Londoner Arzt John Snow bewiesen hat. Unbehandelt hat die Cholera eine Sterberate von bis zu zwei Dritteln, allerdings bedeutet nicht jede Infektion, dass die Krankheit tatsächlich ausbricht. Tückisch an ihr ist, dass sie teilweise ohne Symptome verläuft.
Die Cholera kam im 19. Jahrhundert ebenfalls über den Seeweg von Asien aus nach Europa, wo sie sich überall als Pandemie verbreitete. Lange konnte man die Krankheit nicht eindämmen, gegen Ende des Jahrhunderts sorgte allerdings der Bau einer Kanalisation dafür, dass Trink- und Abwasser getrennt werden konnten und die Erkrankungen dadurch schlagartig zurückgingen. Heute gibt es Cholerafälle beispielsweise noch im Jemen – das Ausmaß ist so groß, dass internationale medizinische Hilfe nötig ist.
Eine der ältesten Epidemien: Lepra
Lepra gehört mit zu den historischen Krankheiten nach dem Mittelalter. Die Lepraerkrankung ist eine Infektionserkrankung. Mit ihr geht der Mythos einher, dass den Betroffenen die Gliedmaßen sowie die Nase abfallen. Tatsächlich hat sich dieses Bild aber nur durchgesetzt, weil Erkrankte oftmals keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen haben. Grund dafür sind symptomatische Taubheitsgefühle, durch die auch bei massiven Verletzungen keine Schmerzen entstehen. Betroffene sehen daher häufig keinen Handlungsbedarf und die Bakterien haben Zeit, sich gemächlich bis zum Knochen auszubreiten. Übertragen wird die Krankheit durch Tröpfcheninfektion, was allerdings nur bei längerem, engen Zusammenleben mit einem Leprakranken passieren kann. Generell sind nur fünf bis zehn Prozent der Menschen überhaupt anfällig für diese Infektion.
Früher wurde die Krankheit auch als „Aussatz“ bezeichnet, da Erkrankte von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Die Lepra gilt als eine der ältesten Krankheiten der Menschheitsgeschichte und lässt sich bis ins Jahr 1750 vor Christus belegen. Damals wird sie zum ersten Mal im Kodex Hammurapi in Babylon erwähnt. In Europa trat die Lepra ca. 100 Jahre vor Christus auf, vermutlich eingeführt durch von Ägypten nach Italien zurückkehrende Soldaten. Auch diese Krankheit hat sich vor allem über Handelswege in ganz Europa ausgebreitet. Um 1900 herum wurde der Erreger entdeckt und wirksame Therapien entwickelt, sodass die Lepra heute in Europa nahezu ausgestorben ist.
Die Spanische Grippe
Die Spanische Grippe war die tödlichste Grippe-Pandemie der Menschheitsgeschichte. Wie viele Menschen genau umgekommen sind, lässt sich heute schwer nachvollziehen, die Schätzungen liegen allerdings bei 20 bis 100 Millionen. Aufgetreten ist sie zunächst Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 und brach bis 1920 immer wieder in drei oder vier Wellen aus. Von ihr waren weltweit alle Gebiete betroffen – auch abgelegene Orte wie Dörfer der Inuit oder Samoa.
Der Ursprung der Spanischen Grippe lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen – aus Spanien kam sie aber nicht. Die gängigste Theorie ist heute, dass sie zunächst Schüler und Soldaten in Kansas, USA betroffen hat und dann mit ihnen nach Europa und in den Rest der Welt kam. Den Namen Spanische Grippe hat die Krankheit erhalten, weil Spanien das erste Land war, das von der ungewöhnlich starken Influenza berichtet hat. Zu Zeiten des Weltkrieges waren viele Länder von einer Nachrichtensperre betroffen, Spanien konnte allerdings frei berichten. Einige Forscher vermuten die Schwere und Letalität der Krankheit in der Kreuzung eines normalen Grippenerregers mit einem Erreger der Vogelgrippe.
Masern und Pocken – Viren aus Europa
Doch es gab nicht nur Erreger, die aus ärmeren Ländern nach Europa eingeschleppt wurden und dort für verheerende Epidemien sorgten. Auch umgekehrt infizierten Europäer indigene Bevölkerungen anderer Länder mit Viren, gegen die diese nicht immun waren. Beispiele an historischen Krankheiten nach dem Mittelalter dafür sind Masern und Pocken, aber auch die Grippe, die durch die britischen Eroberer nach Nord- und Südamerika gelangten. Sie waren mit ausschlaggebend dafür, dass die dort lebende Bevölkerung dahingerafft wurde.
Von den Pocken waren im 18. Jahrhundert sehr viele Europäer befallen; zurückgedrängt wurde die Krankheit durch Impfungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Europäer, die diese Krankheiten bereits gehabt hatten und aufgrund ihrer Siedlungsgeschichte einer ganzen Reihe von Infektionskrankheiten ausgesetzt waren, waren somit dagegen immun. Zwar gab es tödliche Masern- und Pockenfälle in Europa, diese traten aber nur vereinzelt auf – für die Gesamtgesellschaft lag die Überlebenswahrscheinlichkeit bei 70 bis 99 Prozent.
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