Vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie haben digitale Anwendungen einen ganz neuen Stellenwert in der Gesellschaft erfahren. Die Einführung des bundesweiten Lockdowns und strenge Kontaktbeschränkungen haben einen Digitalisierungsschub auch in Bereichen bewirkt, die vorher kaum vorstellbar schienen, wie dem Trauern. Ob Online-Traueranzeigen oder Trauerforen, es gibt viele unterschiedliche Wege um digital Abschied zu nehmen. Welche Möglichkeiten es gibt, online zu trauern und wie die Digitalisierung das Trauern verändert, erfährst du in diesem Artikel.
Es ist nie leicht, einen geliebten Menschen zu verlieren. Der oftmals schwere Trauerprozess ist so individuell wie die Menschen selbst. Um den Angehörigen und Hinterbliebenen Trost zu spenden, gibt es viele Möglichkeiten die Trauer im Netz zu verarbeiten. Besonders junge Menschen entscheiden sich dazu, den eigenen Schmerz mit Hilfe von digitalen Kanälen auszudrücken und sich mitzuteilen. Insbesondere die Corona-Pandemie hat unseren Umgang mit Trauer und Anteilnahme verändert. Wie sagt man Lebewohl und spendet Trost, wenn man den Trauernden nicht einmal umarmen kann? Gedenkseiten im Internet, Online-Traueranzeigen und Blogs können den Angehörigen helfen, den Schmerz vor allem auch in Zeiten der Pandemie, zu verarbeiten.
Anteilnahme in sozialen Netzwerken
Schon seit vielen Jahren hat es sich in der Gesellschaft etabliert, die eigenen Freunde und Verwandten auch über soziale Netzwerke über den Verlust eines geliebten Menschen zu informieren. Auf den beliebtesten Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Twitter werden dann Bilder, Videos und Textbeiträge veröffentlicht, die den Angehörigen bei der Trauerbewältigung helfen können.
Gerade wenn prominente Persönlichkeiten wie Schauspieler oder Musiker sterben (z.B. Klub 27), vernetzen sich Fans und Follower auf Social-Media-Kanälen und tauschen sich über den tragischen Schicksalsschlag aus. Die hohe Nutzerzahl und die einfache Handhabung von sozialen Netzwerken ermöglichen es Millionen Nutzern online zu trauern und den Tod offener zu thematisieren.
Bei sehr jungen Nutzern ist zu beobachten, dass immer häufiger selbst erstellte Videos und Collagen, die mit Sätzen wie: „Ich werde dich niemals vergessen“, „RIP liebe Freundin“ oder „Es tut so weh“ versetzt sind, online auftauchen. Vor allem auf neueren Plattformen wie TikTok oder Instagram werden kurze Videoclips und Musikvideos von jungen Menschen zunehmend veröffentlicht, die einen schweren Verlust erleiden mussten. Die Beiträge helfen, den Verstorbenen zu würdigen mit der Trauer auf neuem Wege besser klar zu kommen. Wie man Kindern beim Trauerprozess helfen kann, kannst du hier nachlesen: Kindern bei der Trauer helfen.
Neben Facebook und Co. gibt es auch Trauerportale und spezielle Blogs, die Hinterbliebenen Trost spenden können. Hier können sie auf Personen treffen, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erleben mussten und ihr Leid verstehen. Denn oftmals fühlen sich Angehörige von Verstorbenen unverstanden und überfordert. Gleichgesinnte können auf das Leid in einer Form verstehen, die es enge Freunde oder Bekannte eventuell nicht können. Sie können sich gegenseitig Ratschläge geben und so eine Unterstützung im Trauerprozess bewirken. Vielen hilft es besonders, dass sie dies auch anonym machen können. Die Trauernden können sich dadurch Dinge von der Seele reden, die sie im „echten“ Leben zu viel Mut und Hemmungen kosten würden um sie auszusprechen. Außerdem kann man zum Beispiel aus einem Facebook-Account ein digitales Kondolenzbuch machen.
Online-Traueranzeigen und Gedenkseiten
Traueranzeigen kann man längst nicht nur in der Tageszeitung finden. Viele Angehörige entschließen sich dazu, eine Traueranzeige mit persönlichen Trauersprüchen online zu veröffentlichen. Online-Traueranzeigen bieten den großen Vorteil, dass sie immer im Netz bleiben und von Bekannten auch nach langer Zeit noch gefunden werden können. Das Internet vergisst schließlich nie. Es bietet außerdem die Möglichkeit, explizit nach Todesfällen zu suchen und anschließend die Beileidsbekundungen auszudrücken.
Auch Gedenkkerzen haben ihren Platz in der digitalen Trauerhilfe längst gefunden. Um eine Gedenkkerze zu zünden, muss der Trauernde nicht mehr am Friedhof anwesend sein. Auf den modernen Gedenkseiten kann die Gedenkkerze virtuell angezündet werden.
Die digitalen Gedenkseiten und Traueranzeigen bieten einen geeigneten Rahmen für folgende Anlässe:
- Individueller Raum für Gedenken
- Private Traueranzeigen und Firmennachrufe
- Persönliche Nachrichten für geliebte Menschen
- Virtuelle Kerzen entzünden
- Erinnerungen festhalten
- Danksagungen
Eine Gedenkseite kann persönlich und individuell gestaltet werden und somit therapeutische Zwecke im Trauerbewältigungsprozess erfüllen.
Trauerfeiern online planen und übertragen
Ist eine geliebte Person erst kürzlich verstorben, fällt es Hinterbliebenen besonders schwer für Trauerfeierlichkeiten vorzusorgen. Sie fühlen sich überfordert und nicht dazu in der Lage, eine Bestattung oder eine Trauerfeier zu organisieren. Das Internet kann hier eine große Hilfe im Organisationsprozess sein. Viele Anbieter und Blogs informieren die Hinterbliebenen über die Schritte, die bei der Organisation einer Trauerfeier anstehen werden. Digitale Kommunikations-Kanäle erleichtern die Kontaktaufnahme und die Information gerade in einer Zeit, in der es einem nicht gut geht. Online lassen sich Preise vergleichen, Räumlichkeiten buchen und Informationen zeitnah einholen.
Seit der Corona-Pandemie bieten viele Bestattungsunternehmen an, eine Trauerfeier oder eine Beerdigung auch live zu streamen. So makaber es auch klingen mag, doch die auferlegten Kontaktbeschränkungen und Versammlungsverbote der Bundesregierung zwangen auch Angehörige dazu, nach neuen Wegen zu suchen, um eine Trauerfeier für alle möglich zu machen, die vom Verstorbenen Abschied nehmen möchten. Die Trauerfeier wird dabei aufgenommen und auf einer Gedenkseite live übertragen oder auch dauerhaft gespeichert. Dadurch können Angehörige, Freunde und Bekannte virtuell an der Trauerfeier teilnehmen und Abschied nehmen und online trauern, auch wenn diese nicht vor Ort anwesend sein können.
Podcasts als Stütze für Trauernde
Podcasts zählen zu den neuen Kommunikationsformaten, die immer mehr Nutzer begeistern. Doch diese werden längst nicht mehr nur zur Unterhaltung eingesetzt.
Auch zur Trauerbewältigung finden Podcasts ihren Einsatz. Sie können über das Internet bezogen werden und auf eine neue Art und Weise Trauernden Trost spenden. Sie werden meistens von Betroffenen selbst aufgenommen und anderen Zuhörern zur Verfügung gestellt. Gleichgesinnte können jederzeit zuhören und bekommen das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Einige betroffene nehmen selbst einen Podcast auf und anderen wiederum hilft es, einfach nur zuzuhören.
Dabei geht es meist um subjektive Erfahrungsberichte. Die Betroffenen erzählen von ihrer Angst, ihrer Wut oder auch davon, wie sie den ersten Todestag erlebt haben.
Ein Trauerpodcast ist für all diejenigen gedacht, die den Tod eines geliebten Menschen erleben mussten. Aber auch für deren Freunde und Bekannte, die in so einer Lage helfen wollen, ohne genau zu wissen wie.
Die Digitalisierung verändert das Trauern
Online Trauern bringt viele Veränderungen mit sich und sogar den Vorteil, offener über Themen wie den Tod und Verluste umzugehen. Ob über Social Media oder hilfreiche Trauerportale, es gibt viele neue Möglichkeiten, der Trauerbewältigung im Internet. Jeder muss für sich entscheiden, mit welcher Lösung er sich wohler fühlt.
Trauerportale und Gedenkseiten ermöglichen Hinterbliebenen eine offenere und interaktivere Form der Trauerbewältigung.
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