Alles ist vergänglich und jeder muss einmal sterben. Mit dieser universellen Wahrheit müssen wir uns alle früher oder später auseinandersetzen. Wie mit Sterben, Tod und Trauer umgegangen wird und wie jemand Vorsorge trifft, ist abhängig vom Individuum und von der Gesellschaft, in der er lebt. Wie sieht es in Deutschland nach dem Jahr 2020 mit der Sterbe- und Bestattungskultur aus? Eine vom Unternehmen Friedwald beauftragte und von den Marktforschern K&A BrandResearch/respondi durchgeführte Studie hat 3.000 Menschen im Alter über 40 nach ihrer Einstellung zum Tod befragt. Es ging dabei um Glaube, neue Bestattungsformen, Sterbevorsorge und persönliche Bewältigungsstrategien.

Mit dem Sterben wird offener umgegangen

Die Bevölkerung in Deutschland und anderen Industrieländern altert kontinuierlich. Derzeit sind 21 Prozent der Deutschen über 65 Jahre alt. Gute Lebensbedingungen und medizinische Fortschritte sorgen dafür, dass die Lebenserwartung steigt und sich viele Menschen im höheren Alter noch jung und fit fühlen. Die Umfrage zeigt deutlich, dass der Unterschied zwischen subjektiv wahrgenommenem und tatsächlichem Alter mit den Lebensjahren immer größer wird. Ein 40-Jähriger fühlt sich im Schnitt etwa wie 36, während 80-Jährige sich oft eher wie 65 fühlen. Ein Trend, der sich laut Studie fortsetzen wird.

Diese Wahrnehmung hält die Menschen allerdings nicht davon ab, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Mit dem Thema wird sogar offener umgegangen. Schon in der jüngsten Befragungsgruppe („Generation X“-Jahrgänge 1965-1979) gaben 70 Prozent an, sich ab und zu Gedanken über den eigenen Tod zu machen. 52 Prozent sprechen darüber mit Freunden.

Was passiert nach dem Tod?

Kirche und Religion haben in früheren Generationen einen großen Einfluss auf die Einstellung zu Tod und Bestattung gehabt, aber dieser sinkt stetig. In der Generation X stufen sich bloß noch 27 Prozent als religiös ein. Dementsprechend glauben weniger als die Hälfte der Ü40-Jährigen an ein Leben nach dem Tod. Die Vorstellung, der Tod sei das letzte Ende, dominiert. Das Gute daran ist, dass die wenigsten noch Furcht vor einer Hölle haben (8 Prozent). Aber eine rein weltliche Sicht auf die eigene Existenz beseitigt nicht alle Ängste.

Die vorherrschenden Sorgen in Bezug auf den Tod stehen im Zusammenhang mit dem eigenen Leiden. So möchten 86 Prozent der Befragten eine lange Krankheit vor ihrem Ableben vermeiden und selbst in der Lage sein, über lebensverlängernde Maßnahmen zu bestimmen. 79 Prozent fürchten sich vor einem langsamen, schmerzvollen Tod.

Mit dem Sterben sind nicht nur Ängste, sondern auch Hoffnungen und positive Gefühle verbunden. Knapp der Hälfte der Befragten kamen Emotionen wie Dankbarkeit und Zuversicht in den Sinn, wenn sie an ihre letzten Minuten denken sollten. Auch an Freunde und Verwandte wird gedacht, sie sollten möglichst wenig unter dem eigenen Tod leiden.

Vorsorge für die eigene Beerdigung kommt erst spät

Die Frage, wie man selber einmal bestattet werden soll, beschäftigt die Menschen hingegen erst sehr spät im Leben. 65 Prozent der 40 bis 55-Jährigen gaben in der Studie an, noch keine Vorkehrungen für die eigene Beisetzung getroffen zu haben. Wer seine Angehörigen aber nicht belasten will, sollte damit nicht zu lange warten. Eine Form der Vorsorge ist die Sterbegeldversicherung, die einem ein würdevolles Begräbnis sichert und diese Bürde für Freunde und Verwandte erleichtert.

Nachfrage nach alternativen Beisetzungen wächst

Zwar gelten Friedhöfe laut Jenseits-Studie 2020 nach wie vor für zwei Drittel aller Befragten zum bewährten Standard, aber die Bestattungskultur und Bestattungsformen sind schon seit mehreren Jahren im Wandel.

Die klassische Beisetzung im Grab ist für immer weniger Menschen eine wünschenswerte Option. Eine Urnenbestattung ziehen ganze 80 Prozent der Befragten in Betracht. Die Asche des Verstorbenen kann dabei auf einem Friedhofsgelände beigesetzt oder zu See verstreut werden.

Dazu gibt es interessante Alternativen: An mehreren Orten in Deutschland kann man seine Urne auf extra angelegten Friedweinbergen unter Weinreben beisetzen lassen. Immer beliebter werden auch Naturbestattungen. Dabei wird der Verstorbene ohne Sarg in einem Bestattungswald unter einem Baum beerdigt. Ebenfalls ökologisch soll die Bestattung in einem Sarg aus Pappkartons (Cellulose) – umgangssprachlich auch Pappsarg – sein. Und ein Livestream der Beerdigung über das Internet hört sich zwar selbst im Jahr 2020 für manche noch makaber an, könnte aber in naher Zukunft zum neuen Standard werden.

Fragen Sie sich, wie Sie Abschied nehmen möchten

Wann und wie man einmal sterben wird, kann niemand vorhersehen. Aber eine positive Einstellung zum natürlichen Sterbeprozess zu entwickeln ist nichts Unmögliches. Konkrete Vorsorge beinhaltet, sich Gedanken zu machen wie „Wie möchte ich erinnert werden?“, „Wie soll meine Beisetzung aussehen?“, „Was geschieht mit meinen sterblichen Überresten?“, „Welche Umstände will ich meinen Hinterbliebenen machen?“. Spannende und schwierige Fragen, deren Beantwortung nicht an einem Tag geschehen kann. Aber wer sich damit auseinandersetzt, kann schon zu Lebzeiten Positives bewirken und zuversichtlich nach vorne schauen.

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