Die möglichen Bestattungsformen in Deutschland reichen vom klassischen Begräbnis, über die Einäscherung, bis hin zu Baum- und Seebestattungen. Die Spannweite scheint damit zwar groß, ist in Hinblick auf andere Kulturen und Sitten aber doch relativ beschränkt.
Hierzulande sind die meisten Bestattungsformen Abwandlungen der Erdbestattung und der Verbrennung von Verstorbenen. Dabei bleiben aber zwei der Elemente außen vor: Luft und Wasser. Obwohl auch sie gute Möglichkeiten bieten würden und es in anderen Kulturen sogar tun. Das offenbart ein Blick auf Bestattungsformen damals und heute, rund um die Welt.
Erde
Die klassische Erdbestattung gehört zu den bekanntesten Bestattungsriten. Die frühesten Gräber konnten Forscher auf über 50.000 Jahre in die Vergangenheit datieren. Dabei handelt es sich um die sogenannten Hockergräber, bezeichnet nach der Haltung der Verstorbenen in den Gräbern.
Weitaus extravaganter sind die eindrucksvollen Sarkophage oder Grabmale, wie zum Beispiel das eines Kleinkönigs von Karien (heutige Türkei) namens Maussolos. Das Mausoleum von Halikarnassos ist nicht grundlos eines der sieben Weltwunder der Antike. Genauso wie die Pyramiden von Gizeh, die ebenfalls tote Herrscher beherbergten. Solche Formen der Bestattung kann sich aber nicht jeder leisten, wie beispielsweise die Gräber der Caviteño auf den Philippinen zeigen. Sie begruben ihre Toten in ausgehölten Baumstämmen anstatt in Särgen.
Außergewöhnliche Särge findet man übrigens noch heute. In Ghana gehören Särge in Form von Autos, Büchern oder sogar Fischen und Schweinen mittlerweile zur Norm. Sie sollen die Leidenschaft der Verstorbenen auch bei der Beisetzung darstellen.
Feuer
Heute gehört die Einäscherung von Verstorbenen zu den gängigsten Bestattungsriten. Die Kremation hat eine lange Geschichte und kann über Jahrtausende bis zu den antiken Griechen und Germanen zurückverfolgt werden. In Griechenland war dabei auch die Größe des Feuers relevant: Je wichtiger die Person, desto größer das Feuer. In der Illias – der Geschichte um die Belagerung Trojas – kommen mehrfach gewaltige Bestattungsfeuer vor. Noch bekannter sind die brennenden Boote der Wikinger.
Aber auch außerhalb Europas sind Leichenverbrennungen gang und gäbe. In Indien zum Beispiel vor der Bestattung auf dem Fluss Ganges oder auf Bali. Auf der indonesischen Insel wurden Herrscher und normale Leute gemeinsam beigesetzt. Das geschieht nach Aufzeichnungen von Miguel Covarrubias im Zuge großer Feste. In einem beschriebenen Fall wurden die Leichname in einen großen hölzernen Bullen gelegt, der dann verbrannt wurde.
Nicht immer hat die Kremation persönliche Gründe. In Südkorea wurde die Einäscherung zum Beispiel deshalb beliebt, weil die Regierung ein Gesetz umsetzte, nach dem Gräber aus Platzmangel nach 60 Jahren geräumt werden müssten. Die Bevölkerung schwenkte deshalb zur Kremation. Die Asche wird oft in Form von Perlen gepresst und im Haus ausgestellt.
Luft
Unter einer Luftbestattung kann man sich nur schwer etwas vorstellen. Zumindest, bis man einen Blick in die Mongolei oder nach Tibet wirft. Dort werden Verstorbene nicht in Gräber versenkt, sondern zerteilt und auf einen Berggipfel gelegt, um sie der Natur darzubieten und den Geist der Verstorbenen zu befreien.
Auch die Anhängenden des Zoroastrismus greifen zu dieser Methode. Anstelle auf Berggipfel legen sie die Toten aber in sogenannte Dachma oder „Türme der Stille“. Einige von diesen findet man immer noch in Indien und im Iran. Im Osten Chinas werden Särge teilweise auch an Steinwände gehängt und die nomadischen Seminole-Stämme Nordamerikas ließen ihre Verstorbenen in ausgehöhlten Baumstämmen zurück.
Noch heute zieht ein Großteil der tibetanischen Bevölkerung die Luftbestattung vor und auch in Indien und im Iran kommt sie zum Einsatz.
Wasser
Zum Abschluss bleiben noch Wasserbestattungen. Wie bei den Luftbestattungen werden die Verstorbenen auch hier der Natur übergeben. So war es zum Beispiel auf Teilen der pazifischen Inseln gebräuchlich, die Toten in einem Kanu den Fluss hinunterzuschicken.
Ähnlich war die Methode der Ureinwohner der Solomon Islands. Sie legten die Verstorbenen in die Riffe um die Inseln, damit sie zur Nahrungsquelle für Haie werden konnten. In Teilen Indiens wurden wiederum die Knochen der Verstorbenen nach einem Jahr ausgegraben und in den heiligen Fluss Ganges geworfen.
Heute sind diese Methoden aus hygienischen Gründen nicht möglich. Auch hier braucht es vorher eine Einäscherung. Danach gibt es aber zum Beispiel mit Eternal Reefs die Möglichkeit, zum Teil eines Korallenriffs zu werden.
Bei uns
War hierzulande bis vor einer Weile noch das Begräbnis mit Kirche und Friedhof die Standard-Option nach dem Tod, so gibt es mittlerweile viele Bestattungsformen.
Dennoch greifen immer mehr Leute zu Einäscherung und Urnen, entweder in Urnengräbern oder im Urnenwald. Aber auch andere Formen der Beisetzung, auf hoher See oder in der Luft gewinnen an Beliebtheit. In Deutschland wird für die Seebestattung an Nord- oder Ostsee eine Genehmigung der jeweils zuständigen Behörde benötigt. Das Verstreuen von Asche in der freien Natur ist hierzulande verboten – in Ländern wie der Schweiz aber durchaus möglich.
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