Unabhängigkeit, eigene Ideen und Projekte verwirklichen und von überall arbeiten können. Das ist für viele digitale Nomaden ein Grundbedürfnis. Häufig brauchen sie nicht mehr als einen Laptop und ein Mobiltelefon zum Arbeiten. Sie schätzen das Unterwegssein und die Unabhängigkeit. Wer sich ein eigenes Business als Freelancer oder Selbstständiger aufbaut, sollte auch die persönliche und berufliche Absicherung und die Altersvorsorge im Blick haben.
Patrick Hamacher ist Versicherungsmakler aus Würzburg. Er hat sich auf die Absicherung von Freelancern, Selbstständigen und digitalen Nomaden spezialisiert. In seinem Podcast Versicherungsgeflüster erklärt er Versicherungsbegriffe einfach und verständlich. Wir haben ihn gefragt, worauf Freelancer und digitale Nomaden in Sachen Versicherung achten sollten.
Patrick, wofür brauchen digitale Nomaden das meiste Geld?
Patrick Hamacher: Das ist eine sehr gute Frage. Die meisten betreiben ihre Unternehmung, ihre Selbständigkeit nur mit einem Laptop und Internetverbindung. Daher hält sich der finanzielle Aufwand für Arbeitsgerät und Büroausgaben relativ gering. Der Digitale-Nomaden-Lifestyle ist grundsätzlich von geringen Ausgaben geprägt. Daher würde ich sagen, dass vermutlich die Reisen an die unterschiedlichsten Orte der Welt am meisten Geld verschlingen.
Gute finanzielle Bildung
Wie gut können Freelancer oder auch digitale Nomaden deiner Meinung nach mit Geld umgehen?
Patrick Hamacher: Meine Einschätzung ist, dass die finanzielle Bildung bei den meisten sehr gut ausgeprägt ist. Gerade in der „Social-Media-Bubble“ der Freelancer spielt das Sparen und Anlagen eine durchaus große Rolle. Fast jeder könnte aus dem Stand sagen, für was die Abkürzung ETF steht.
Du bist auf die Absicherung von Freelancern, Selbstständigen und digitalen Nomaden spezialisiert. Wie gut kennen sich die meisten deiner Kunden mit Versicherungen aus?
Patrick Hamacher: Ich habe das große Glück, dass meine Kunden das „Unternehmer-Gen“ haben und deshalb auch sehr risikobewusst und eigeninitiativ an die Thematik der Versicherungen herangehen. Das heißt, sie klären sich meist schon selbst im Vorfeld unseres Erstgesprächs auf und haben dadurch mehr als nur rudimentäres Wissen in den wichtigen Themen.
Viele kommen dann mit – teils schon sehr konkreten – Fragen auf mich zu, die ich dann gerne in der Tiefe beantworte.
Der Wechsel vom Angestelltensein zur freiberuflichen Tätigkeit ist häufig eine gewaltige Entscheidung im Leben. Wann machen Menschen diesen Schritt im Normalfall?
Patrick Hamacher: Hier muss ich es wie ein Anwalt halten: Es kommt ganz darauf an. Viele der Existenzgründer sind noch relativ jung, haben vielleicht schon ein paar Jahre Berufserfahrung nach dem Studium gesammelt und merken, dass ihnen das Korsett des Angestelltenverhältnisses zu eng ist. Oder, dass sie in der Anstellung nicht das verwirklichen können, was sie möchten. Ich kenne aber zum Beispiel auch Ingenieure, die mit Mitte bis Ende vierzig den Schritt ins Consulting gewagt haben.
Worauf sollte man achten, wenn man vom Angestelltenjob in die Selbstständigkeit oder zum Freelancer sein wechselt?
Patrick Hamacher: Ein Konzept, eine Zielgruppe und ein Businessplan sind hierbei sehr nützlich. Der Markt sollte im Vorfeld gut sondiert werden und man sollte schon die ersten Erfahrungen gemacht haben mit dem, was man vorhat.
Viele meiner Mandanten, die diesen Schritt gegangen sind, haben sukzessive ihre Angestelltentätigkeit zeitlich heruntergefahren und nebenher ihr Business aufgebaut.
Ein „Sprung ins kalte Wasser“ kann aber natürlich auch gutgehen.
Gesundheit ist das wichtiges Kapital
Was sind die wichtigsten Versicherungen, die Freiberufler haben sollten?
Patrick Hamacher: Hier kommt es auf die konkrete Tätigkeit und das Geschäftsfeld an. Grundsätzlich beachtet werden sollten bei den wichtigsten Versicherungen zwei Seiten. Die eine ist man selbst, also ich als Person. Die zweite ist meine geschäftliche Tätigkeit.
Wenn ich der- oder diejenige bin, der/die für die Dienstleistung zuständig ist, ist meine Gesundheit mein wichtigstes Kapital. Ohne diese kann ich nicht arbeiten. Kann ich nicht arbeiten, kommen keine Kunden und ohne Kunden kein Umsatz.
Darum empfiehlt es sich, einen vernünftigen Schutz zu haben, wenn meine Arbeitskraft nicht mehr eingesetzt werden kann. Konkret also eine Versicherung bei Berufsunfähigkeit, Unfall oder Krankheit und Pflegebedürftigkeit. Natürlich sollte man auch die Zeit nach dem Berufsleben im Blick haben. Sprich, etwas fürs Alter zurücklegen.
Im geschäftlichen Bereich ist – wie natürlich auch im privaten – eine Haftpflichtversicherung ein absolutes Muss. Hier ist besonders die sogenannte Vermögensschadenhaftpflicht, auch Berufshaftpflicht genannt, zu beachten. Diese zahlt nämlich nicht nur, wenn man versehentlich zum Beispiel Lizenz- oder Urheberrechte verletzt oder Projektpläne nicht einhalten kann, sondern wehrt auch ungerechtfertigte Schadenersatzforderungen ab.
Aber auch eine Betriebshaftpflichtversicherung für Sach- und Personenschäden kann interessant sein; ebenso die Rechtsschutzversicherung. Immer mehr an Bedeutung gewinnt auch die Cyber-Versicherung. Sie springt zum Beispiel bei Hackerangriffen ein. Ob eine Elektronikversicherung, wenn man nur einen Laptop und sein Smartphone als Arbeitsmittel hat, nötig ist, muss jeder selbst entscheiden.
Welche Versicherungen, die ein „normaler“ Angestellter oder Manager hat, brauchen Freelancer nicht?
Patrick Hamacher: Im Grunde hat ein Freelancer nicht weniger Absicherungsbedarf als ein Angestellter.
Vor welchen Herausforderungen stehen Freelancer, Selbstständige oder auch digitale Nomaden, wenn es um Altersvorsorge und Rente geht?
Patrick Hamacher: Bei vielen fällt die erste Schicht der Altersvorsorge, also etwa die gesetzliche Rentenversicherung, komplett weg. Ausnahme sind hier die Freelancer in der Künstlersozialkasse oder Freiberufler, die in berufsständigen Versorgungswerken organisiert sind. Das Thema der Altersvorsorge ist daher ein immens wichtiger Punkt, weil es komplett selbst in die Hand genommen werden muss. Die Herausforderung ist hier, das Ganze möglichst früh anzugehen und auch konsequent durchzuziehen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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