Du hast deine Schulzeit erfolgreich hinter dich gebracht? Das ist in jedem Fall ein Meilenstein, denn ab jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Vielleicht hast du ja deinen Ausbildungsvertrag auch schon in der Tasche und kannst deiner Ausbildung ganz entspannt entgegensehen. Ein paar Dinge gibt es allerdings zu beachten, wenn du nicht mehr die Schulbank drückst, sondern stattdessen in den Azubi-Status übergehst.
Du hast dann zwar Rechte, wie beispielsweise den Jahresurlaub oder das Gehalt, aber auf der anderen Seite natürlich auch Pflichten. Das erste Gehalt ist in jedem Fall cool, aber wer regelmäßig Geld verdient, braucht Versicherungen und sollte sich rechtzeitig Gedanken über Geldanlagen und Steuern machen. Was konkret deine Rechte und Pflichten als Azubi sind und was du vorher erledigen musst, das erfährst du hier.
Organisatorisches: Worum muss man sich vor der Ausbildung kümmern?
Ein paar Dinge müssen erledigt werden, bevor du voll in das Berufsleben einsteigst. In Sachen Versicherungen ändert sich einiges und der Arbeitgeber braucht ein paar Unterlagen und Daten von dir.
Krankenversicherung
Woran du auf jeden Fall denken solltest, wenn du in das Azubi-Dasein wechselst, ist die Krankenversicherung. Du musst dich jetzt nämlich selber versichern, weil du ein eigenes Gehalt verdienst. Bis zu 14 Tage nach Ausbildungsbeginn hast du Zeit, eine Krankenversicherung auszusuchen. Du kannst auch einfach bei der Krankenkasse bleiben, bei der du über deine Eltern mitversichert bist, musst aber nun die Beiträge selbst begleichen.
Haftpflichtversicherung
Eine private Haftpflichtversicherung könnte sinnvoll sein, denn wenn du versehentlich das Eigentum anderer beschädigst, kann das ohne Versicherung ganz schön teuer werden.
Hausratversicherung
Falls du in einer eigenen Wohnung wohnst, ist auch das Thema Hausratversicherung möglicherweise relevant. Denn die Gefahr, dass ein Feuer ausbricht oder eingebrochen wird, besteht immer. Sie schützt außerdem auch bei Diebstahl, wenn dir zum Beispiel im Hotelzimmer etwas geklaut wird.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Zwar bist du erst ganz am Anfang deiner beruflichen Karriere, dennoch bist du vor einer Sache niemals gefeit: Dass du einen Unfall oder eine Krankheit erleidest und deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Deshalb empfiehlt sich auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Azubis.
Wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen willst, dann bekommst du bei der LV 1871, wenn du dich rechtzeitig darum kümmerst, womöglich einen günstigeren Tarif.
Beispiel: Bis zum Stichtag 31. Juli kannst du dir im Abschlussjahr bei der LV 1871 eine Einstufung als Schüler sichern, selbst dann, wenn du schon einen Ausbildungsvertrag in der Tasche hast. Das lohnt sich in den meisten Fällen, denn die Berufseinstufung als Schüler ist oft günstiger, als wenn du deinen späteren Ausbildungsberuf versicherst. Also informier dich am besten frühzeitig.
Konto einrichten
Wenn du regelmäßig Gehalt bekommst, ist es allerspätestens jetzt an der Zeit, ein eigenes Konto einzurichten.
Vermögenswirksame Leistungen
Um diese Sparbeiträge, die viele Azubis von ihrem Unternehmen angelegt bekommen, solltest du dich am besten noch vor dem Start der Ausbildung kümmern.
Sozialversicherungsausweis
Zu Beginn deiner Ausbildung brauchst du sowohl eine Sozialversicherungsnummer als auch einen Sozialversicherungsausweis. Dein Arbeitgeber muss dich mit dieser Nummer bei den Versicherungen anmelden. Beantragen kannst du die Nummer und den Ausweis bei der Rentenversicherung.
Steueridentifikationsnummer
Wenn der Arbeitgeber dich anmeldet, braucht er von dir eine Steueridentifikationsnummer. Du bekommst sie beim Finanzamt.
Gesundheitsbescheinigung und polizeiliches Führungszeugnis
In einigen Fällen wird das der Ausbildungsbetrieb von dir verlangen. Du musst dich darum selbst kümmern, eventuell hast du diese Unterlagen ja auch schon beim Abschluss des Vertrags einreichen müssen.
Beglaubigtes Schulzeugnis
Möglicherweise hast du dein Zeugnis bereits mit den Bewerbungsunterlagen oder bei Vertragsabschluss eingereicht, aber falls dem nicht so ist, musst du das nachholen. Die meisten Arbeitgeber wollen von dir beglaubigte Schulzeugnisse haben.
Rechte und Pflichten von Azubis: Wie ist das eigentlich mit der Anmeldung an der Berufsschule?
Du fragst dich, wie das mit der Berufsschule abläuft? Hier kannst du ganz entspannt sein. Dein Arbeitgeber wird dich bei der zuständigen Berufsschule anmelden. Du musst also gar nichts unternehmen.
Rechte und Pflichten als Azubi
Wie gesagt, als Azubi genießt du Rechte, du hast aber auch Pflichten. Fangen wir doch mal mit den Pflichten eines Azubis an.
Die Berufsschule
Bei der Berufsschule gilt die Teilnahmepflicht. Sie spielt für deine Ausbildung eine wichtige Rolle, denn dort lernst du in der Theorie, was du im Betrieb dann in die Praxis umsetzt. Dir sollte außerdem bewusst sein, dass gute Leistungen nicht nur für dich, sondern auch für den Betrieb von Interesse sind. Du bist nämlich verpflichtet, die Berufsschulzeugnisse deinem Arbeitgeber vorzulegen, dem natürlich ebenfalls etwas daran gelegen ist, dass du gut abschneidest. Die Noten in der Berufsschule hast aber ausschließlich du in der Hand. Du bekommst bei der Berufsschule das notwendige Wissen für deinen künftigen Beruf vermittelt und trägst somit auch zum Erfolg des Unternehmens bei.
Rechte und Pflichten im Betrieb während der Ausbildung
- Selbstverständlich hast du auch deinem Betrieb gegenüber Pflichten. Du musst beispielsweise Betriebsgeheimnisse wahren können, denn keiner gibt gerne sein Erfolgsrezept preis. Aus diesem Grunde herrscht eine Verschwiegenheitspflicht und es kann sehr unangenehm werden, wenn du Betriebsgeheimnisse ausplauderst.
- Die geltende Sorgfaltspflicht bedeutet, dass du die Aufgaben, die man dir überträgt, sorgfältig und zuverlässig ausführst. Im Übrigen ist diese Sorgfaltspflicht im Berufsbildungsgesetz festgelegt.
- Als Azubi musst du den Weisungen, die man dir gibt, Folge leisten. Wenn dir also weisungsbefugte Personen etwas auftragen, dann musst du dich daran halten und die Aufträge ausführen. Aber eigentlich versteht sich das ja von selbst, oder?
- Du hast dich ab sofort an die geltende Betriebsordnung des Ausbildungsbetriebs zu halten. Hier steht geschrieben, ob zum Beispiel eine spezielle Kleidung zu tragen ist.
- Bei der Bewahrungspflicht geht es darum, dass du die Materialien und Maschinen, mit denen du arbeitest, sorgsam und pfleglich behandelst. Auch das ist im BBiG geregelt.
Rechte und Pflichten als Azubi: Was passiert bei Krankheit?
Natürlich kannst du auch mal krank werden, davor ist schließlich keiner gefeit. Das ist in der Regel auch kein Beinbruch, du musst dann allerdings eine Krankmeldung vom Arzt vorlegen. Du kannst also nicht einfach fernbleiben und auch nicht einfach gehen, wenn du dich nicht gut fühlst, sondern musst zuerst eine verantwortliche Person über dein Fernbleiben informieren. Die ärztliche Krankmeldung musst du fristgerecht einreichen, falls dir das nicht möglich ist, muss das jemand anders für dich erledigen.
Deine Rechte als Azubi
Wie du gesehen hast, gibt es durchaus ein paar Pflichten, die auf dich als Azubi zukommen. Aber auf der anderen Seite hast du auch Rechte, wenn du einen Ausbildungsvertrag unterschrieben hast.
Zu den Rechten als Azubi gehören unter anderem:
Ein angemessenes Gehalt
Du arbeitest für die jeweilige Firma, also hast du auch ein Recht auf Entlohnung. Der Arbeitgeber überweist dir dieses Gehalt einmal im Monat auf dein Konto.
Urlaubstage
Auch Azubis haben Recht auf Urlaub. Wie viele Urlaubstage dir zur Verfügung stehen müssen, das ist im JArbSchG und im BUrlG geregelt und richtet sich unter anderem nach der jeweiligen Branche, in der dein Ausbildungsbetrieb angesiedelt ist.
Kostenlose Ausbildungsmittel
Für die Dauer deiner Ausbildungszeit muss dir dein Arbeitgeber kostenlose Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, damit du deine Ausbildungsziele auch erreichen kannst.
Freistellung für Ausbildungsmaßnahmen
Das bedeutet nichts anderes, als dass dein Arbeitgeber dich zum Beispiel für die Berufsschule oder für andere Aktionen, die die Berufsschule durchführt, freistellen muss.
Besondere Kündigungsfristen
Selbstverständlich hast du als Azubi auch das Recht, den Vertrag wieder zu kündigen. Im Berufsbildungsgesetz ist auch das geregelt. Falls du also während deiner Ausbildungszeit bemerkst, dass ihr nicht zusammenpasst oder dass der Beruf doch eine falsche Wahl war, kannst du das Ausbildungsverhältnis mit einer Frist von 4 Wochen wieder kündigen.
Anspruch auf ein Zeugnis
Dein Arbeitgeber muss dir nach der Ausbildung ein Zeugnis ausstellen, denn du hast einen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Wenn du den Wunsch äußerst, muss dir der Arbeitgeber sogar ein Zeugnis mit qualifizierten Aussagen ausstellen.
Bildung einer Jugend- und Azubivertretung
In bestimmten Fällen gibt es auch das Recht, eine Jugend- und Azubivertretung zu wählen. Im Betriebsverfassungsgesetz ist das ganz klar geregelt. Ihr vertretet dann die Interessen der jungen Kollegen und seid bei Besprechungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat dabei, wenn es eine für euch relevante Angelegenheit gibt.
Nützliche Tipps für dich als Azubi
Als Azubi genießt man den einen oder anderen Vorteil. Viele Firmen bieten Vergünstigungen an, manchmal bekommst du ermäßigte Eintrittspreise und zum Beispiel erhältst du bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel einen Rabatt. Busse und Bahnen bieten für Auszubildende vergünstigte Tickets an. Es lohnt sich also in jedem Fall, sich zu erkundigen, wo man überall Geld sparen kann und günstiger wegkommt.
Manchmal gibt es auch günstige Wohnmöglichkeiten, zum Beispiel wenn dein Berufsschulunterricht als Blockunterricht gestaltet ist und du währenddessen in der Nähe der Schule wohnen musst. All das klärt aber normalerweise dein Arbeitgeber für dich.
Ausbildungsbeginn: so gelingt der Start
Aller Anfang ist schwer! Damit du dich in die neue Arbeit und die Firma gut einfindest, nachfolgend ein paar Tipps, die dir den ersten Arbeitstag erleichtern können.
- Wähle deine Kleidung mit Bedacht. Sie sollte zu deinem Ausbildungsberuf passen. Du kannst dich natürlich auch an deinen Kollegen orientieren.
- Plane den Arbeitsweg gut, sodass du nicht gleich in den ersten Tagen zu spät erscheinst.
- Begrüße deine neuen Kollegen freundlich und stelle dich vor.
- Notiere dir generell wichtige Informationen und stelle, wenn du etwas nicht verstanden hast oder wissen willst, Fragen.
Du siehst also: Es gibt ein paar Dinge vor Ausbildungsbeginn zu beachten und du hast als Azubi einige Rechte und Pflichten. Aber genauer betrachtet ist alles halb so wild. Der neue Lebensabschnitt wird auf jeden Fall spannend – lass dich überraschen und wenn alles organisiert ist, kannst du voll durchstarten.
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