Laut einer Umfrage von Statista haben im Jahr 2019 rund 43 Prozent der Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern eigene IT-Fachkräfte beschäftigt. Da der Bedarf an Informatikern stetig ansteigt, nehmen immer mehr Unternehmen sogar die Ausbildung ihrer IT-Fachkräfte selbst in die Hand – teilweise auch in Branchen, in denen man es nicht sofort vermuten würde.

Ivo Delkeskamp hat seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung bei der LV 1871 absolviert, einem Lebensversicherer aus München. Im Interview erzählt er von seinem Alltag als Azubi, seinem Job als Anwendungsentwickler bei einer Versicherung, aktuellen Projekten und Möglichkeiten zur Weiterbildung.

Eine IT-Ausbildung bei einem Versicherungsunternehmen ist eher ungewöhnlich. Wie bist du auf die Stelle bei der LV 1871 aufmerksam geworden und warum hast du dich letztendlich dafür entschieden?

Ivo: Aufmerksam auf die freie Ausbildung bei der LV 1871 bin ich über eine Internetrecherche geworden. Ich denke, es war über Ausbildung.de.

Da ich meine erste Ausbildung bei einer Online-Marketing-Agentur als Kaufmann für Marketingkommunikation abgeschlossen hatte, hatte ich schon hin und wieder mit Code zu tun. Sehr oberflächlich zwar, aber es hat mir sehr gefallen. Anschließend habe ich für drei Semester studiert. Lehramt für das Gymnasium mit den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Gerade die Informatik-Vorlesungen haben mir sehr gefallen, auch die Java-Tutorien waren meine Favoriten. Aber ich wollte nicht wirklich Lehrer werden, also habe ich mein Studium abgebrochen. Trotzdem wollte ich mehr übers Programmieren lernen, deshalb habe ich mir eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung gesucht.

Die Stellenbeschreibung und vor allem die Webseite von den Azubis der LV 1871 haben mich dann überzeugt, mich dort zu bewerben.

Wie lief die Ausbildung ab? Welche Aufgaben hattest du als Azubi?

Ivo: In den ersten sechs Monaten saßen wir mit allen anderen neuen Azubis in einer Kreativwerkstatt und haben an unserem Azubiprojekt gearbeitet. Zeitgleich haben unsere Mentoren Webseiten gezeigt, mit denen wir die Grundkenntnisse des Programmierens lernen konnten. Auch haben uns die Mentoren kleine Programmieraufgaben gegeben.

Ivo Delkeskamp

Nach dem halben Jahr sind wir IT-Azubis in ein eigenes Büro gekommen. Denn unsere Mentoren haben sich ein größeres Programmierprojekt ausgedacht, an dem wir arbeiten und unsere Programmierkenntnisse vertiefen konnten.

Nach einem weiteren halben Jahr kamen wir dann in die verschiedenen Abteilungen und haben an „echten“ Projekten gearbeitet. Wegen meiner Marketingausbildung kam ich in die Marketingabteilung. Dort habe ich zusammen mit einem Senior-Programmierer an der Umgestaltung einer Webseite gearbeitet (Livv.at). In der Marketingabteilung war ich insgesamt ca. vier Monate.

Damit ich nicht nur Einblick in die Frontend-Entwicklung bekomme, war mein nächster Stopp die TSW-Abteilung. Dort ist die gängige Programmiersprache Java. Ich habe viele kleinere „Tasks“ bekommen und wurde so auch immer sicherer in der Backend-Entwicklung.

Als letzten Stopp in meiner Ausbildung hatte ich mir das B2C-Team gewünscht. Denn dort werden die Weboberflächen der LV 1871 mit dem Framework Angular entwickelt. Dies habe ich mir gewünscht, da es ein sehr neues und auch mächtiges Framework ist. Auch kamen wir schon in dem großen Programmierprojekt von unseren Mentoren mit Angular in Berührung und ich wollte meine Angular-Kenntnisse vertiefen.

Neben den verschiedenen Stationen in der LV 1871 hatte ich natürlich Berufsschule. Dort haben wir die Theorie des Programmierens gelernt und mit der Programmiersprache Java gearbeitet.

Auch hatten wir die ganzen 2,5 Jahre immer wieder Schulungen von einem externen Trainer zu den verschiedensten Programmierthemen.

Deine Ausbildung hast du bereits erfolgreich abgeschlossen. In welcher Abteilung bist du jetzt tätig und an welchen Projekten arbeitet ihr dort?

Ivo: Ich bin jetzt in einer Abteilung, die es vorher gar nicht gab. Wir sind das erste crossfunktionale Team der LV 1871. Das bedeutet, dass wir Teammitglieder aus den verschiedenen Bereichen der LV 1871 haben. Konkret haben wir zwei Programmierer, zwei Produktmanager und zwei Vertriebsteammitglieder.

Unsere Aufgabe ist es, die großen Vergleicher (Check24, Franke & Bornberg, Morgen und Morgen, etc.) an unsere Rechenkernschnittstelle anzubinden, damit diese unsere Tarife rechnen können und alle Dokumente bekommen, die der Antragssteller dann noch unterschreiben muss.

Wir arbeiten zeitgleich noch an der Implementierung der BiPRO-Normen. Das ist eine Übertragungsart von Daten. Hier steht der Vermittler und die Kommunikation zwischen Vermittler und Versicherungsunternehmen im Vordergrund. Aber BiPRO an dieser Stelle zu erklären, würde wohl den Rahmen sprengen.

Kurz und knackig kann man unsere Aufgabe als TPA-Team so beschreiben, dass wir die LV 1871 moderner machen. Wir sind das Ohr am Markt und versuchen, den Vermittlern ihr Leben leichter zu machen.

Gerade in der IT ist es wichtig, sich auch nach der eigentlichen Ausbildung weiterzubilden. Welche Möglichkeiten bietet dir dein Arbeitgeber?

Ivo: LV 1871 bietet mir alle Möglichkeiten, die es auf dem Markt gibt. Wenn ich eine Schulung finde, die mich weiterbringt, darf ich diese besuchen. Auch kann ich Online-Kurse besuchen und diese während meiner Arbeitszeit machen. Denn wir verfolgen die 60-10-30 Methode: 60 % Neu- und Weiterentwicklung unserer Services, 10 % Run unserer Services und 30 % Learning. Außerdem gibt es das Coding-Dojo und die LV 1871 ist Gastgeber für MeetUps, in denen wir schon sehr interessante Vorträge von verschiedenen Größen der Programmierszene, wie z. B. Uncle Bob oder Sam Newman, gehört haben.

Vielen Dank für das Gespräch, Ivo!

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