Ob Mutti oder Opa, jeder hat gutgemeinte Tipps parat, wenn die Nase blutet oder es mit der Verdauung nicht richtig funktioniert. Gesundheitsmythen sind so alt wie die Menschheit. Manche haben sich dank moderner Wissenschaft als Humbug herausgestellt, andere Kenntnisse aus der Naturheilkunde sind nach vielen Generationen noch wertvoll. Vieles ist bis heute umstritten, wie die Verträglichkeit und der gesundheitliche Nutzen bestimmter Lebensmittel.
Ein Großteil der Unklarheit über diese Mythen rührt daher, dass im Gegensatz zu neu entwickelten Medikamenten nur selten groß angelegte wissenschaftliche Studien zu Hausmitteln gemacht werden. Oft ist es individuell verschieden, wie gut der Körper gewisse Nährstoffe verträgt. Auch die Psyche spielt bei der Heilung eine große Rolle.
Hier sind einige der bekanntesten Mythen rund um Gesundheit und Ernährung und was die Wissenschaft dazu sagt.
Hilft Hühnersuppe wirklich bei Grippe und Erkältung?
Wer erkältet ist oder die Grippe hat, hat es mit einer Infektion durch Viren oder Bakterien zu tun. Der Körper versucht dann, die Fremdkörper mit allen Mitteln loszuwerden. Das Immunsystem kommt auf Hochtouren, was zu Fieber, verschleimten Atemwegen und Entzündungen führt. Wir kennen kein Medikament, weder pharmazeutisch noch hausgemacht, welches die Krankheitserreger und Erkältungssymptome einfach verschwinden lässt. Es gibt aber Mittel, die das Leid lindern und den Heilungsprozess scheinbar beschleunigen können. Die Hühnersuppe ist eines der bewährtesten Hausmittel gegen Erkältung. Sie liefert dem Körper eine nährstoffreiche Mischung aus Mineralien, Vitaminen und tierischen Proteinen. Gerade wenn das System an seine Grenzen gebracht wird, ist diese Energiezufuhr dringend nötig.
Der medizinische Nutzen von Hühnersuppe ist allerdings wissenschaftlich nur teilweise belegt. Einzelne Studien haben eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung von Hühnersuppen nachgewiesen. Eine heiße Hühnersuppe ist also empfehlenswert, um Symptome zu lindern, schnelle Heilung sollte man aber nicht erwarten.
Wieviel Kaffee ist gesund?
Für viele Menschen ist Kaffee fester Bestandteil des Alltags. Ob auf der Arbeit oder nachmittags mit einem Stück Kuchen – das heiße Gebräu ist aromatisch und belebend. Neben dem Wachmacher Koffein enthält es noch hunderte weitere Bestandteile. Aber ist die tägliche Tasse überhaupt gut für uns?
Lange Zeit hielt sich die Behauptung, dass Kaffee krebserregend sei. Dieser Gesundheitsmythos ist inzwischen widerlegt. Tatsächlich könnte regelmäßiger Kaffeekonsum dank der enthaltenen Antioxidantien sogar ein Schutz vor mehreren Krebsarten sein. Drei bis vier Tassen Kaffee am Tag gelten generell als gesund und unbedenklich. Wer aber ständig gereizt ist und unter Schlafproblemen leidet, sollte seinen Konsum reduzieren.
Was tun bei Nasenbluten?
Nasenbluten tritt plötzlich auf und erfordert eine schnelle Reaktion. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist und welche Ratschläge man ignorieren kann. Der wohl bekannteste Mythos ist es, den Kopf in den Nacken zu legen, damit nichts hinausläuft. Dies ist aber falsch, da das Blut so in den Rachen gelangt und verschluckt wird.
Wenn Sie Nasenbluten haben, bleiben Sie ruhig aufrecht sitzen und neigen den Kopf nach vorne. Drücken Sie Ihre Nase zu, so dass die Blutung aufgehalten wird und halten Sie dies 5 bis 10 Minuten. Dann sollte das Schlimmste vorüber sein. Schlucken Sie kein Blut herunter, sondern spucken es aus – im Magen kann Blut zu Erbrechen führen. Sie können dann die Nase mit Watte oder einem Tampon verstopfen. Wenn die Blutung nicht nachlässt, suchen Sie einen Arzt auf.
Ein Kühlpaket im Nacken kann helfen, die Gefäße zu verengen und die Blutung zu verringern. Andere Hausmittelchen wie Löschpapier oder Zitrone unter der Zunge können maximal als Ablenkung dienen, sind aber ansonsten wirkungslos.
Kann man zu viel Milch trinken?
Milch ist ein Grundnahrungsmittel, gesund und gut für die Knochen. So hieß es zumindest lange. Allerdings ist das Image der Milch in letzter Zeit etwas angekratzt worden. In mehreren Studien wurde belegt, dass Milch ungesund sein kann. So soll ein Milchzuckerbestandteil im Alter zu mehr Knochenbrüchen führen. Hoher Milchkonsum soll Hautprobleme wie Akne auslösen und sogar das Risiko für Prostatakrebs erhöhen.
Ist die gesunde Milch also zum Mythos geworden? Es ist zumindest umstritten, ob Kuhmilch uneingeschränkt zu empfehlen ist. Nach wie vor gilt, dass Milchprodukte wichtige Nährstofflieferanten sind und in maßvollem Konsum zu einer guten Gesundheit beitragen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt durchschnittlich 200 bis 300 Gramm Milchprodukte täglich. Ein Glas Milch am Tag ist also kein Problem.
Hilft Schnaps bei der Verdauung?
Ein kräftiges Schlückchen nach einem guten Abendessen in Gesellschaft, wer kann da Nein sagen? Schnaps und Magenbitter wird gerne nachgesagt, bei der Verdauung zu helfen – dann ist es ja beinahe Pflicht, oder?
Die Wissenschaft hat für den Schnaps nach dem Dessert nicht viel übrig. Magensäfte werden durch Hochprozentiges nicht stimuliert, Alkohol ist in größeren Mengen ganz im Gegenteil verdauungshemmend. Die im Magenbitter-Schnaps enthaltenen Bitterstoffe sind zwar verdauungsförderlich – wer diesen aber zwischen Bier und Wein einnimmt, dürfte nicht viel von den Heilkräutern merken. Wer ihn nur der Verdauung wegen trinkt, sollte es nicht übertreiben oder sich auf Tee beschränken. Der vorsorgliche Verdauungsschnaps ist also eher ins Reich der unbestätigten Gesundheitsmythen zu verordnen – selbst wenn er die Stimmung hebt.
Macht Schokolade glücklich?
Nervennahrung Schokolade – ein Stückchen davon ist ein echtes Geschmackserlebnis und schnell verputzt. Wer ist nicht glücklich, wenn er überraschend eine schöne Tafel Schokolade vor sich hat? Aber ist die Süßigkeit auch gesundheitlich wertvoll?
Das Glücksgefühl, das wir mit Schokolade verbinden, hat mehrere Ursachen. Schoko-Fanatiker verweisen hier gerne auf die gesunden Bestandteile der Kakaobohnen. Hier stecken, ähnlich wie beim Kaffee, hunderte Inhaltsstoffe und Vitamine drin. Schokolade ist vor allem für Glücksbotenstoffe wie Serotonin und Dopamin bekannt, die im Gehirn für helle Aufregung sorgen. Allerdings sind diese laut Biochemikern nicht ausreichend in einer Tafelschokolade vorhanden, um wirklich einen Stimmungsaufschwung auszulösen.
Die unangenehme Wahrheit ist eher, dass das Fett in Verbindung mit dem zugesetzten Zucker die Glücksgefühle auslöst – und hiermit können wir nur schwer aufhören, selbst wenn die verträglichen Mengen überschritten sind. Wer einen gesunden Effekt beim Naschen haben möchte, greift am besten zu kontrolliert biologisch angebauter Schokolade mit hohem Kakaoanteil und wenig Zucker.
Härtet kaltes Duschen ab?
Oft wird behauptet, dass kaltes Duschen das Abwehrsystem stärkt und vor Krankheiten schützt. Aber ist da etwas dran? Viele wissenschaftliche Arbeiten unterstützen diese These. So hat eine Studie gezeigt, dass tägliches kaltes Duschen zu weniger Krankheitstagen auf der Arbeit führen könne, sofern keine Begleiterkrankungen vorlagen. Auch bei der Heilung von Sportverletzungen sind Kältebehandlungen förderlich. Das kalte Wasser sorgt unter anderem dafür, dass mehr weiße Blutkörperchen gebildet werden – die wichtigsten Einsatzkräfte des Immunsystems. Herzrate, Blutdruck, Atemwege und der Stoffwechsel werden durch kalte Duschen angeregt, ähnlich wie bei einem Cardio-Workout. Die Überwindung lohnt sich also.
Ungesund wird es nur, wenn die kalte Dusche oder das Eisbad zu lange dauern, dann kann es zu einer Unterkühlung kommen. Mehr als zwei Minuten sollte die Erfrischung nicht gehen. Auch wer ein angeschlagenes Immunsystem hat, etwa wegen einer Erkältung, sollte lieber im Warmen bleiben.
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