Hast du plötzlich heftige Schmerzen im unteren Rücken? Dann handelt es wahrscheinlich um einen Hexenschuss oder einen Bandscheibenvorfall. Während ein Hexenschuss in der Regel harmlos ist, solltest du bei einem Bandscheibenvorfall schnell handeln.
Wir zeigen in diesem Beitrag, wie du einen Hexenschuss von einem Bandscheibenvorfall unterscheidest und was du tun solltest.
Inhalt
- Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall: Was sind Gemeinsamkeiten?
- Was einen Hexenschuss vom Bandscheibenvorfall unterscheidet?
- Welche Beschwerden sprechen für einen Hexenschuss? Symptome
- Wie entsteht ein Hexenschuss? Ursachen
- Hexenschuss richtig behandeln
- Hexenschuss und Bandscheibenvorfall vorbeugen: 3 Tipps zur Selbsthilfe
- Fazit: Schmerzen im unteren Rücken richtig diagnostizieren
- Durch einen Bandscheibenvorfall berufsunfähig
Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall: Was sind Gemeinsamkeiten?
Sowohl beim Hexenschuss als auch beim Bandscheibenvorfall treten plötzlich starke Rückenschmerzen am Lendenwirbelbereich auf, sozusagen von einer Sekunde auf die nächste. Kurz gebückt und schon kannst du deinen Rücken kaum mehr bewegen – der Schmerz ist unerträglich
Auf den ersten Blick lässt sich ein Hexenschuss vom Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kaum unterscheiden, denn die Schmerzen und das Auftreten ähneln sich sehr. Das sind die Gemeinsamkeiten:
- Akuter Schmerz im unteren Rücken: Starke Schmerzen, oft verbunden mit Bewegungseinschränkungen
- Schmerzen strahlen aus: Schmerzen strahlen je nach Intensität in andere Bereiche des Körpers aus
- Ungleichgewicht des Körpers: Schmerzen werden durch Überlastung, eine falsche Körperhaltung, zu langes Sitzen oder Stress ausgelöst
Übrigens: Ein Bandscheibenvorfall muss nicht gezwungenermaßen in der Lendenwirbelsäule auftreten. An anderen Stellen wie z.B. der Brust- oder Halswirbelsäule können die Symptome durchaus anders sein – ähneln jedoch weniger dem Hexenschuss. Wenn wir nachfolgend von Bandscheibenvorfall sprechen, dann geht es also eher um einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule.
Was einen Hexenschuss vom Bandscheibenvorfall unterscheidet
Beide Rückenleiden sind von den Schmerzen her zunächst sehr ähnlich. Dennoch ist es wichtig, schnell herauszufinden, ob es sich um Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall handelt. Denn ein Bandscheibenvorfall ist in der Regel deutlich ernster zu nehmen als ein Hexenschuss. Ersterer bedeutet nämlich, dass deine Bandscheibe tatsächlich beschädigt ist und auf deine Nerven drückt. Ein Hexenschuss hingegen ist eine plötzliche Verspannung der Muskulatur.
Welche Beschwerden sprechen für einen Hexenschuss? Symptome
Die Symptome eines Hexenschusses deuten in der Regel auf eine akute Muskelverspannung im unteren Rücken hin:
- Plötzlich stechende Schmerzen: Der Schmerz tritt urplötzlich auf und ist meist sehr intensiv. Betroffene beschreiben ihn als „stechend“ und „einschießend“.
- Bewegungen fallen schwer: Jede Bewegung fühlt sich schmerzhaft an. Vor allem bücken, drehen oder aufstehen sind nicht, kaum oder nur schwer möglich.
- Lokaler Schmerz: Schmerzen lassen sich lokal zuordnen, meist an einen Punkt im unteren Rücken.
Drei Symptome, die auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten
Auch wenn die Symptomatik eines Hexenschusses nicht immer eindeutig ist, lässt sich ein Bandscheibenvorfall von ihm unterscheiden. Dann sendet der Körper klare Signale, die bei einem Hexenschuss nicht oder nur selten auftreten. Zum Beispiel deuten Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche in den Beinen, Kribbeln oder langanhaltende Schmerzen eher auf einen Bandscheibenvorfall hin. Teilweise strahlen die Schmerzen sogar bis in den Fuß aus – das nennt man Ischiasschmerzen. Auch Kraftlosigkeit, wenn du beispielsweise das Gefühl hast, dass deine Beine wegsacken, kann auf eine ernstere Ursache hinweisen.
Bei Inkontinenz in Kombination mit starken Rückenschmerzen ist sofort ein Arzt zu konsultieren. Das kommt selten vor, ist aber umso ernster. Auch wenn mehrere Symptome in Kombination auftreten, muss man schnell handeln und umgehend einen Rettungsdienst benachrichtigen. Ein MRT ist dann die Basis für eine fundierte Diagnose.
Glücklicherweise deuten sehr plötzlich entstehende Schmerzen im unteren Rücken selten auf Bandscheibenvorfälle hin. In 90 % der Fälle handelt es sich um einen Hexenschuss.
Wie entsteht ein Hexenschuss? Ursachen
Ein Hexenschuss entsteht in der Regel durch eine Überlastung oder Fehlstellung der Rückenmuskulatur:
- Falsche oder plötzliche Bewegung: Ruckartige Bewegungen verspannen die Rückenmuskulatur.
- Bewegungsmangel: Zu wenig Bewegung schwächt die Rückenmuskulatur und erhöht das Risiko von Verspannungen und plötzlichen Schmerzen.
- Überlastete Muskulatur: Häufiges oder abruptes Heben schwerer Gegenstände, langes Sitzen, Übergewicht oder eine schlechte Haltung belasten die Muskeln im unteren Rücken.
- Stress: Körperlicher wie psychischer Stress wirken sich besonders auf den unteren Rückenbereich aus.
- Kalte Temperaturen: Kälte kann die Muskeln verhärten.
Hexenschuss richtig behandeln
Selten ist ein Hexenschuss ein ernsthaftes Rückenleiden. Es lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln, sodass die Schmerzen nach kurzer Zeit zurückgehen. Allerdings ist ein Hexenschuss trotz des geringen medizinischen Risikos ernst zu nehmen: Eine Behandlung ist notwendig, um Beschwerden schnell zu lindern und eine vollständige Genesung zu ermöglichen.
Zu welchem Arzt bei Hexenschuss?
Bei Schmerzen, die länger als drei Tage anhalten, solltest du einen Arzt aufsuchen. Wende dich hier am besten an deinen Hausarzt, er ist dein erster Ansprechpartner. Handelt es sich um einen Hexenschuss, erhältst du die Diagnose Lumbago oder Lumbalgie, wobei zweitere chronisch ist.
Sollte der Schmerz länger anhalten, kann dich dein Arzt an Fachärzte überweisen. Orthopäden und Schmerztherapeuten sind mögliche Anlaufstellen. Auch Physiotherapie ist eine Option. Je nach Schweregrad und Behandlungsstand setzt die Physiotherapie auf mobilisierende oder kräftigende Übungen, die deine Haltung verbessern und deinen Rücken entlasten.
Wie lange hält ein Hexenschuss an?
Wie lange die Beschwerden eines Hexenschusses andauern, hängt vom Schweregrad der Verspannung ab. In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig ab. Leichte Verspannungen können auch nach zwei Wochen noch vorliegen, klingen aber mit der Zeit durch regelmäßiges Dehnen vollständig ab. Bei einem hohen Schweregrad können die Schmerzen länger andauern.
Welche Medikamente und Schmerzmittel helfen bei einem Hexenschuss?
Bei einem Hexenschuss nehmen Betroffene in der Regel schmerzstillende Medikamente oder Muskelrelaxantien ein. Ob und was für dich sinnvoll sind, solltest du mit einem Arzt abklären. Während Schmerzmittel Schmerzen lindern und Entzündungen verringern, entspannen Muskelrelaxantien vorwiegend die Muskulatur. Gelockerte Muskeln können einen schmerzlindernden Effekt haben. Andere Medikamente werden bei einem Hexenschuss nur selten verschrieben.
Welche Hausmittel helfen bei einem Hexenschuss?
Neben Schmerzmitteln und Muskelrelaxantien gibt es verschiedene Hausmittel, die deine Beschwerden lindern können:
- Wärmetherapie: heiße Pflaster, Bäder oder Kompressen lockern die Muskulatur
- Kältetherapie: lindert Schmerzen
- Kräutertees: wirken Entzündungen entgegen und entspannen Körper sowie Geist
- Therapeutische Massagen: lockern die Muskulatur
Wichtig: Im Falle eines Hexenschusses solltest du dich gut schonen. Verzichte daher in den ersten Tagen auf übermäßige Bewegung. Das bedeutet allerdings nicht, dass du dich so wenig wie möglich bewegen solltest. Leichte, aber nicht belastende Bewegungen fördern die Heilung. Moderate Spaziergänge sind demnach empfehlenswert.
Hexenschuss und Bandscheibenvorfall vorbeugen: 3 Tipps zur Selbsthilfe
Verspannungen im unteren Rücken treten schnell ein: Büroarbeit, schnelle Bewegungen im ungedehnten Zustand oder das schwere Tragen von Möbeln beim Umzug verursachen sie. Nicht immer sind sie gleichbedeutend mit einem Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall. Verspürst du insbesondere Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, solltest du vorbeugende Maßnahmen ergreifen.
Hier sind drei Tipps zur Selbsthilfe, mit denen du das Risiko eines Hexenschusses oder Bandscheibenvorfalls reduzierst:
1. Wirbelsäule und Rücken mobilisieren
Regelmäßige Bewegungen halten deine Wirbelsäule flexibel. Besonders hilfreich sind Dehnübungen für den unteren Rücken und die Hüfte. Doch auch Mobilisierungsübungen aus dem Yoga wie Katze-Kuh entspannen deinen unteren Rücken effektiv. Übungen wie diese führst du idealerweise mehrmals täglich durch – spätestens dann, wenn du wieder einen Schmerz im Rücken fühlst.
Rückenschmerzen können auch aus Aktionen, die wir wiederholt täglich tun, entstehen – eine Ursache ist starres Sitzen. Probleme in der Lendenwirbelsäule beugst du deshalb vor, indem du dynamisch sitzt, statt in einer starren Position zu verharren. Zur Abwechslung auch einmal Stehen ist noch besser.
2. Tiefenmuskulatur stärken
Langfristig sind Dehnübungen und Mobilisierungstechniken allein nicht ausreichend. Das Risiko eines Hexenschusses oder Bandscheibenvorfalls minimierst du vor allem durch eine starke Tiefenmuskulatur. Sie stabilisiert die Wirbelsäule und entlastet gleichzeitig deine Bandscheiben. Die Tiefenmuskulatur stärkst du durch verschiedene Sporteinheiten, zum Beispiel Core Training. Bauchmuskelübungen und ein ausgewogenes Krafttraining bauen deine Muskeln auf. Ergänzend stärken Sportarten wie Schwimmen und Yoga deine Bauch- und Rückenmuskulatur.
3. Fehlhaltungen vermeiden
Hexenschüsse und Bandscheibenvorfälle sind häufig auf Fehlhaltungen zurückzuführen. Sie führen zu Verspannungen, die irgendwann auf die Muskeln oder Wirbel drücken. Achte deshalb auf folgende Dinge in deinem Alltag:
- Ergonomisches Sitzen: Die Wirbelsäule ist aufrecht, deine Füße sollten flach auf dem Boden aufkommen.
- Richtiges heben: Hebe aus den Beinen heraus und halte deine Rücken dabei gerade.
- Stehen und Sitzen abwechseln: Abhängig davon, ob du eine eher stehende oder sitzende Tätigkeit hast, baue regelmäßige Steh- oder Sitzpausen ein oder nutze einen höhenverstellbaren Schreibtisch.
Fazit: Schmerzen im unteren Rücken richtig diagnostizieren
Schmerzen im unteren Rücken können viele Ursachen haben – von einem harmlosen Hexenschuss bis hin zu einem ernsthaften Bandscheibenvorfall. Eine genaue Unterscheidung ist wichtig, um die richtige Behandlung einzuleiten.
- Hexenschuss: plötzliche stechende Schmerzen durch Muskelverspannung – meist harmlos und nach wenigen Tagen überstanden
- Bandscheibenvorfall: tiefer ziehender Schmerz mit möglichen Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche – erfordert eine ärztliche Abklärung
Bestenfalls kommst du um beides herum. Regelmäßige Bewegung, eine starke Tiefenmuskulatur und eine ergonomische Haltung minimieren die Risiken von Rückenschmerzen.
Durch einen Bandscheibenvorfall berufsunfähig
Etwa 180.000 Mal pro Jahr wird in Deutschland die Diagnose Bandscheibenvorfall gestellt. Je nach Lage und Verlauf kann ein Bandscheibenvorfall äußerst schmerzvoll sein. Abhängig von deinen Beschwerden kannst du durch einen Bandscheibenvorfall berufsunfähig werden, denn die Wirbelsäule spielt nicht nur bei körperlicher Arbeit, sondern auch Bürojobs eine Rolle. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung kannst du den Verdienstausfall, der bei einer Berufsunfähigkeit durch Bandscheibenvorfall droht, ausgleichen. Am besten du schließt bereits frühzeitig eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Denn nicht nur ein Bandscheibenvorfall, sondern auch unvorhersehbare Erkrankungen können zu vorübergehender oder dauerhafter Berufsunfähigkeit führen.
Mehr Informationen zum Thema findest du hier: Berufsunfähigkeitsversicherung bei Bandscheibenvorfall
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