Lebensentscheidungen treffen zu können, ohne sich dabei Gedanken ums Geld machen zu müssen, da man dank guter Vorbereitung die eigenen Finanzen kontrolliert, anstatt von ihnen kontrolliert zu werden – so beschreibt Chris Hogan den Zustand der Finanziellen Freiheit. Deckt sich die Definition des US-Amerikaners auch mit den Ansichten der Bevölkerung in Deutschland? Und sind die Deutschen dabei schon auf einem guten Weg?
Eine Studie der Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871) bringt nun etwas Licht ins Dunkel. In einer repräsentativen Umfrage hat der Versicherer gemeinsam mit Civey 2.500 Menschen in Deutschland befragt und die Ergebnisse zeigen: Ein Großteil der Befragten, nämlich 55 Prozent, setzt finanzielle Freiheit mit Unabhängigkeit gleich. Interessant dabei: Es gibt kaum regionale Unterschiede in Deutschland – die Deutschen sind sich bei dieser Definition einig. 46,7 Prozent fühlen sich außerdem finanziell frei, wenn sie sich keine Gedanken um Geld machen müssen. Das klingt nur logisch, wenn man bedenkt, dass immerhin 41 Prozent der Befragten eher negative Gefühle mit dem Gedanken an die eigenen Finanzen verbindet: Zukunftsängste, Sorgen um die Rente, ein schlechtes Gewissen und Beunruhigung.
Wunsch oder Wirklichkeit?
Die Zahlen zeigen aber auch, dass Wunsch und Wirklichkeit auf dem Weg zur finanziellen Freiheit der Deutschen weit auseinanderliegen. Auf die Frage nach dem Wunschalter für die eigene Rente geben 70,2 Prozent an, spätestens mit 60 die Arbeit ruhen lassen zu wollen. Hier zeigen die Zahlen ein Paradoxon auf: Denn 65,6 Prozent der Befragten beziehen ihr Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis. Auf Geldanlagen und Kredite oder Immobilien setzt mit 15 bzw. 16 Prozent ein deutlich geringerer Teil. Wieso ein Paradoxon? Der Traum vom frühen Renteneintritt ist kaum realistisch, verlassen sich die Bürgerinnen und Bürger doch rein auf den Sozialstaat und den Generationenvertrag.
In Zeiten des demographischen Wandels, der Niedrigzinsen und der Folgen der Corona-Pandemie ist klar: Der Generationenvertrag wackelt. Wer früh in Rente gehen oder – noch besser – schon jetzt finanziell unabhängig sein möchte, darf also nicht nur auf den Staat setzen, sondern muss sich vor allem ganz gezielt mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen. Wie genau der Weg zu finanzieller Freiheit aussieht, ist individuell – sowohl in der Ausgestaltung als auch im Ergebnis. Denn Unabhängigkeit in allen Lebenslagen, das kann für jeden anders aussehen. Klar ist jedoch: Diese Unabhängigkeit ergibt sich nicht von selbst, sondern muss gezielt angegangen werden.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt
Vielleicht ist dafür genau jetzt der richtige Zeitpunkt? Bei der Frage „Was bedeutet Freiheit in der Corona-Pandemie für Sie?“ nehmen nicht-materielle Dimensionen die ersten Plätze ein: Vor allem Bewegungsfreiheit (52,4 Prozent), die private Kontaktpflege (48,5 Prozent) und die uneingeschränkte Freizeitgestaltung (41,3 Prozent) sind den Befragten wichtig. Danach folgen mit Reisen (32,8 Prozent), finanzieller Unabhängigkeit (30,2 Prozent) und dem sicheren Arbeitsplatz (23,5 Prozent) eher materielle Dimensionen. Die Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung haben uns gezeigt, was im Leben wirklich wichtig ist. Das ist die Gelegenheit, um sich darauf zu besinnen, was man vom Leben will und wie man gezielt darauf hinarbeiten will.
Wenn finanzielle Freiheit eines dieser Ziele ist oder auch nur ein Zwischenschritt, um andere Ziele zu erreichen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um dem Arbeits- und Konsum-Hamsterrad zu entkommen und vom Aufschwung nach der Krise zu profitieren. Das bedeutet nicht, dass man von heute auf morgen sein gesamtes Leben umkrempeln muss. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vielmehr darin, Bewusstsein über die individuellen Ziele zu erlangen und dann das eigene Verhalten aktiv und Schritt für Schritt anzupassen.
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