Wie beeinflussen eigentlich Finanzblogger das Verhalten von Anlegern? Wer sind die Blogger, die in Sachen Finanzen aufklären und was gilt es zu beachten, wenn man deren Tipps beherzigen will? Kann man sich auf deren Rat überhaupt verlassen?
Finanzen, das leidige Thema
Jeder von uns kommt damit zwangsläufig in Berührung, viele allerdings sind mit der Thematik schlichtweg überfordert oder haben nur wenig Lust, sich in die Materie einzuarbeiten. Wenn es sich um das Thema Finanzen handelt – zum Beispiel um Aktien, ETF, Altersvorsorge oder Bitcoins, aber auch wenn es nur um simple Spartipps geht – will jeder sein Geld bestmöglich anlegen. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn man sich nicht mit dem Thema auskennt. Verständlich also, dass immer mehr Menschen, vor allem junge, bei Bloggern Rat suchen. Im Finanzdschungel gibt es viele Stolpersteine und Fallen, also ist es naheliegend, jemanden zurate zu ziehen, der sich damit auskennt, der verschiedene Überlegungen mit einfließen lässt und aus eigener Erfahrung spricht – so die Theorie. Doch wie immer gibt es in der Praxis auch bei diesem Thema eine Kehrseite der Medaille.
Was sind eigentlich Finanzblogger?
Das Thema Finanzblogger ist ein weites Feld. Oder anders ausgedrückt: Jeder kann sich einfach so als Finanzexperte oder Finanzberater bezeichnen und dann im Internet auf Youtube, Instagram oder anderen Kanälen Finanztipps geben. Ganz ohne Nachweis, ganz ohne spezielle Ausbildung. Derjenige muss noch nicht einmal sein Gesicht zeigen, sondern kann das völlig anonym tun. Das führt verständlicherweise dazu, dass sich auf dem Feld viele User tummeln, die in Wirklichkeit keine oder nur wenig Ahnung vom Finanzgeschäft besitzen und dennoch eine große Bühne haben.
Sie werfen in der Social Media Welt mit Tipps und Tricks um sich und empfehlen Finanzprodukte, die sich angeblich lohnen sollen. Sie machen Werbung für Kurse oder Anlagemodelle und zeigen ihren Followern, wie sie ihre Finanzen am besten selbst in die Hand nehmen, ihr Geld gewinnbringend anlegen oder passives Einkommen generieren.
Teilweise fallen für derlei Online-Kurse horrende Gebühren an und dass das mit der unglaublich lukrativen Geldanlage nicht immer gut geht, versteht sich von selbst.
Doch das Geschäft lohnt sich allemal – zumindest für den Finanzblogger. Denn neuerdings gibt es sogar Beauty- und andere Blogger, die in das „Geschäft“ einsteigen und sich als Finanzratgeber präsentieren. Die Follower nehmen das teilweise dankend an. Doch gerade an dieser Stelle sollte man vorsichtig sein.
Der erste Kontakt mit dem Thema Finanzen erfolgt oft über Social Media
Die Influencer-Szene in Sachen Finanzen erreicht schätzungsweise Millionen von jungen Menschen, die mit dem Thema Finanzen noch nicht viel am Hut haben und bislang mit der Materie noch wenig Berührungspunkte hatten. Gerade deshalb sind die jungen Menschen vermutlich so offen dafür, denn es bietet sich doch geradezu an, sich die Sache mit den Finanzen vom Lieblingsblogger erklären zu lassen. Es bringt aber eben auch mit sich, dass dabei vielleicht einige Fehlinformationen weitergegeben werden.
Vermutlich hat die Mehrheit der jungen Generation zum ersten Mal Kontakt mit Aktien und Fonds auf Youtube, Instagram oder TikTok. Bedenklich? Nicht in jedem Fall.
Regulierungen für Finanzblogger?
Die Frage ist durchaus berechtigt: Bedarf es einer Art Regulierung für Finanzblogger? Braucht man jemanden, der dem einen Riegel vorschiebt? Sprich, bedarf es Vorgaben, die es nicht mehr jedem ermöglichen, sich in diesem Bereich als Experte auszugeben, ohne in Wirklichkeit einer zu sein? Das ist die Frage. Leider haben manche dieser Blogger letzten Endes nur eines im Sinn: Sie wollen gutes Geld mit ihren Auftritten verdienen oder sogar ihre Follower regelrecht abkassieren. Sicher ist das bei Weitem nicht bei allen Finanzbloggern der Fall. Das geschieht ganz nebenbei, indem sie für Newsletter Gebühren verlangen oder zu überteuerten Seminaren raten. Sie bieten Ratgeber zum Downloaden an, die hohe Kosten mit sich bringen, etc. Denn wohl die wenigsten Blogger machen das aus reiner Nächstenliebe, sondern schlichtweg deshalb, um gutes Geld damit zu verdienen.
Schein-Expertise hinter Pseudonymen versteckt
Es scheint sogar im Bereich Social Media schon auszureichen, im Profilnamen den Zusatz „Finanz“, „Börse“ oder „Aktien“ zu haben, damit die Follower Vertrauen finden. Das vermittelt dem User, der Finanzblogger habe Ahnung von dem Thema. Viel zu wenig werden Behauptungen über die eigene Expertise der Finanzblogger hinterfragt. 20 Jahre Börsenerfahrung, das mag sich gut anhören, aber stimmt es denn wirklich? Wer viele Follower hat, muss auch gut und erfahren sein, so die Annahme. Vor allem unerfahrene Follower fallen schnell mal darauf rein und lassen für Beratungen, Analysen oder Wochenendseminare mehrere tausend Euro liegen. Jungen Menschen fehlt schlichtweg das Wissen, um vernünftig beurteilen zu können, ob ein sogenannter Finanzexperte wirklich ein Experte auf diesem Gebiet ist oder ob es sich vielmehr um heiße Luft handelt. Ob beispielsweise der Krypto Anlagetipp auf Social Media wirklich Hand und Fuß hat, ist für Laien schwer zu beurteilen.
Dass sich gerade in diesem Bereich viele Betrüger tummeln, liegt auf der Hand. Immerhin ist das nicht nur im Internet auf diversen Social-Media-Plattformen der Fall, sondern auch im echten Leben. Und das erst nicht seit gestern, sondern schon seit vielen Jahren. Betrüger schaden nicht nur denjenigen, die ihr Geld verlieren, sondern letztendlich auch seriösen Bloggern, die tatsächlich viel Zeit und Aufwand investieren, um fachlich fundierte Informationen für ihre Follower zu erstellen.
Blindes Vertrauen zu Finanzbloggern – was kann passieren?
Wer beispielsweise einem Modeblogger auf Instagram folgt, lässt im Zweifelsfall Geld für Klamotten liegen, die er nicht braucht, die irgendwann in der Tonne landen. Wer einem Foodblogger folgt, kauft vielleicht Zutaten oder Lebensmittel, die den Geschmack nicht treffen oder im Vorratsschrank versauern. Wer jedoch einem Finanzblogger vertraut, läuft Gefahr, hinterher einen viel größeren Schaden davonzutragen. Es geht dabei nämlich um viel größere Summen.
Letzten Endes kann also nur vor unseriösen Finanzbloggern gewarnt werden. Gerade wer jung und unerfahren ist, sollte sich nicht ausschließlich auf Influencer verlassen und sich diesen anvertrauen, denn genau das ist deren Zielgruppe: Junge Menschen, die im Bereich Finanzen keinerlei Ahnung haben und sich genau dort abholen lassen, wo sie mit ihrem Wissen stehen: im Zweifelsfall bei null. Und gerade dann kann es schnell passieren, dass man abkassiert wird.
Junge Anleger besser informieren
Information ist das A und O, Wissen ist Macht. Wer gut informiert ist, trifft weniger Fehlentscheidungen, kann besser mit entscheiden, weiß A von B zu unterscheiden und ist nicht anfällig für halbseidene Tipps oder gar für Betrüger im Internet.
Eine Art Zertifizierung für Finanzblogger wäre also ein guter Plan, schwierig ist allerdings die Durchführung. Daher unser Tipp: Lieber etwas mehr Zeit in die Recherche stecken und zuerst die Qualifikationen des Bloggers überprüfen. Vielleicht steckt hinter dem Profil tatsächlich eine Person, die sich beruflich mit Finanzen beschäftigt oder ein Unternehmen mit der nötigen Expertise.
Qualifizierte Beratung in Sachen Versicherung auf TikTok?
Wenn es gerade für junge Menschen naheliegend erscheint, sich in den Social Media Kanälen zu vernetzen und über Finanzthemen aufklären zu lassen: informiere dich erst einmal über den Hintergrund des jeweiligen Finanzbloggers, bevor du blind seinen Tipps folgst.
Wir, bei der LV 1871 beschäftigen uns als Versicherungsunternehmen täglich mit Themen wie Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherungen und auch Geldanlagen. Auf unserem TikTok-Kanal klären wir Fragen im Bereich Finanzen und Altersvorsorge und räumen mit Klischees auf. Damit bieten wir dir einen Grundstein in Sachen finanzielle Bildung.
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