Demografischer Wandel – davon ist immer mal wieder die Rede, nur: Was genau ist damit gemeint? Was versteht man unter einem demografischen Wandel, was bringt dieser für Konsequenzen mit sich, was hat er für Folgen? Was müssen Anleger in Zeiten des demografischen Wandels alles beachten? Genau auf diese Fragen sucht der folgende Artikel mögliche Antworten.
Was bedeutet demografischer Wandel?
Kurz zusammengefasst bedeutet der demografische Wandel, dass die Bevölkerung sich in ihrer Struktur verändert. Es werden immer weniger Kinder geboren und gleichzeitig werden die Menschen immer älter. Das führt dazu, dass sich die Alterspyramide verschiebt und der Anteil an älteren Menschen steigt. . Das wiederum bringt einige Herausforderungen an die Gesellschaft mit sich.
Zuerst einmal ist da die Frage, wie man die Bevölkerung eines Landes beschreiben kann. Zum einen ist die Gesamtanzahl der Menschen, die im Land oder in einer Region leben, relevant. Zum anderen ist es aber auch wichtig, die Altersstruktur genauer anzuschauen, nämlich, wie viele Menschen jünger und wie viele älter sind, also wie viele Menschen einer bestimmten Altersgruppe zugehörig sind. Und daraus ergibt sich dann die sogenannte Demografie. Das heißt, die Demografie hat zur Aufgabe, die Werte Bevölkerungszahl und -struktur zu berechnen und zu beschreiben. Das Wort Demografie stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Volksbeschreibung.
Änderung der Demografie
Die Struktur einer Gesellschaft, also die Demografie, muss nicht zwingend immer gleich bleiben, sondern sie ist Änderungen unterworfen. Das passiert zum Beispiel dann, wenn es geburtenstarke Jahrgänge und einen regelrechten Babyboom gibt. Es passiert auch dann, wenn beispielsweise aus bestimmten Gründen deutlich weniger Kinder geboren werden oder die Menschen allgemein aufgrund einer besseren medizinischen Versorgung älter werden, als früher.
Genau dieser Wandel an Alter oder Anzahl an Menschen ist nichts anderes als der demografische Wandel.
Normalerweise ist ein Land immer dem demografischen Wandel unterlegen, da es immer beeinflussende Faktoren gibt.
Welche Zahlen beeinflussen eigentlich die Bevölkerungsstruktur?
Ein paar davon haben wir bereits genannt. Im Wesentlichen sind es drei Aspekte, die die Struktur einer Bevölkerung beeinflussen.
Die Geburtenrate
Wie viel Kinder in einem Land pro Jahr geboren werden, das sagt die Geburtenrate aus. Je niedriger sie ist, desto älter wird die Bevölkerung im Durchschnitt sein.
Die Sterberate
Wie viele Menschen sterben pro Jahr im Land?
Die Migration
Diesen Punkt haben wir bislang noch nicht angesprochen, aber auch die Migration beeinflusst die Struktur einer Bevölkerung maßgeblich. Denn wenn in einem Jahr eine große Zahl an Menschen immigriert oder aber auswandert, hat dies selbstverständlich ebenfalls einen Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur. Im einen Fall wird die Bevölkerung zunehmen, im anderen Fall schrumpfen. Wenn sehr viele junge Menschen einwandern, hat dies wiederum einen Einfluss auf das Durchschnittsalter.
Wie kommt es zum demografischen Wandel?
Das ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Wenn die Geburtenrate höher liegt als die Sterberate, wächst die Bevölkerung genauso, wie sie umgekehrt sinkt. Im ersten Fall wird die Bevölkerung im Durchschnitt jünger werden, im umgekehrten Fall älter.
Wie ist eigentlich die derzeitige Situation in Deutschland?
Seit dem Jahre 1973 verhält es sich in Deutschland so, dass die Sterberate höher ist als die Geburtenrate. Sprich: es sterben mehr Menschen, als geboren werden und als Resultat daraus geht die Bevölkerung zurück. Besonders stark ausgeprägt war dieses Phänomen übrigens in den 80er Jahren und zwischen 2003 und 2010.
Dennoch wird die deutsche Bevölkerung nicht immer weniger, wie man eigentlich annehmen müsste. Das liegt wiederum daran, dass viele Menschen nach Deutschland zuwandern. Die Anzahl der Zuwanderer ist sogar deutlich größer als derjenigen, die auswandern, was dazu führt, dass die höhere Sterberate wieder ausgeglichen wird.
Wie sind die Prognosen für die Zukunft in Sachen demografischer Wandel?
Man geht davon aus, dass die Anzahl der gesamten Bevölkerung in Deutschland abnimmt. Denn um die derzeitige Bevölkerungszahl stabil zu halten, müsste jede Frau im Durchschnitt 2,1 Kinder bekommen, was zumindest hier in Deutschland unrealistisch ist. Derzeit ist eher eine Rate von 1,5 Kindern realistisch.
Die Bevölkerung in Deutschland wird also über kurz oder lang – Prognosen gehen vom Jahr 2050 aus – auf 75 Millionen zurückgehen.
Allerdings ist es immer schwierig, den demografischen Wandel realistisch vorherzusagen, da zum Beispiel Faktoren wie Migration niemals konkret vorhergesehen werden können.
Demografischer Wandel bedeutet Veränderung der Altersstruktur
Wie bereits erwähnt, ist aber nicht nur entscheidend, wie viele Menschen in einem Land leben, sondern auch, wie sich diese in Bezug auf das Alter zusammensetzen. In Deutschland sprechen Experten sogar von einer Überalterung der Gesellschaft, weil die Geburtenrate immer niedriger wird und die Menschen immer älter werden. Die Lebenserwartung ist länger denn je, die medizinische Versorgung hat sich stetig verbessert.
In den 60er Jahren fand der sogenannte Babyboom statt, sodass diese geburtenstarken Jahrgänge die Rentner von morgen sind.
Von der Pyramide zur Urne
Die Bevölkerungsstruktur von Deutschland glich, wenn man sie grafisch darstellt, früher noch einer Pyramide: Unten an der Basis breit, weil es sehr viele junge Menschen gab, weiter oben wurde die Pyramide immer schmaler aufgrund der wenig alten Menschen. Heute ist das eher umgekehrt und die Pyramide hat sich eher in eine Urne verwandelt, rein optisch betrachtet. Unten ist sie schmal, da es nur wenige Geburten gibt, während es oben immer breiter wird aufgrund der vielen Erwachsenen und älteren Menschen.
Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft
Eine immer älter werdende Gesellschaft bleibt freilich nicht ohne Auswirkungen und beeinflusst u.a. die Zukunft der Rente. Denken wir dabei doch mal an den Generationenvertrag: Die Berufstätigen zahlen in die Rentenkasse ein und daraus wird dann die Rente für die Menschen bezahlt, die sich bereits im Ruhestand befinden. Theoretisch eine gute Idee, nur: Wenn es zu wenig Menschen gibt, die einzahlen im Verhältnis zu den älteren Menschen, die eine Rente benötigen, geht der Plan nicht auf. Das Modell funktioniert nur dann, wenn immer genügend Menschen da sind, die die Rente für die ältere Generation einzahlen können. Je weniger junge Menschen nachkommen, desto schwieriger wird das also.
In Zukunft sieht es nicht besser aus. Immer weniger Erwerbstätige werden für immer mehr Rentner die Rente bezahlen müssen.
Aber nicht nur in Bezug auf die Rente stellt eine sich verändernde Gesellschaftsstruktur Anforderungen. Ein demografischer Wandel bringt auch andere Herausforderungen mit sich. Wenn es zum Beispiel sehr viel junge Menschen gibt, wächst der Bedarf an Spielplätzen und Freizeiteinrichtungen für Kinder. Man benötigt mehr Kitas, Schulen etc.
Gibt es hingegen mehr ältere Menschen, braucht man vielmehr eine höhere Anzahl an Pflegeeinrichtungen, Krankenhausplätzen etc.
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für die genannten Probleme?
Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Wenn man vom derzeitigen Problem ausgeht, nämlich, dass die Gesellschaft überaltert und es zu weniger Geburten kommt, gibt es folgenden Lösungsmöglichkeiten:
- Erwerbstätige müssen mehr in die Rentenkasse einzahlen
- Rentner bekommen eine kleinere Rente
- die Rente wird aus anderen Geldern bezahlt
- das Rentenalter wird angehoben
- Man setzt Anreize, mehr Kinder zu bekommen (Förderungen, Ausbau von Kita-Plätzen, Erleichterung der Kombi Job und Kind)
- Es gibt Anreize für mehr Immigration, sodass andere Menschen nach Deutschland kommen und hier arbeiten
Leider hat alles, was Vorteile hat, auch Nachteile: Wird das Rentenalter angehoben, stößt dies verständlicherweise bei der Bevölkerung auf Gegenwind. Weiteres Problem: Nicht alle Menschen, die nach Deutschland einwandern, können sofort unbürokratisch arbeiten und Geld verdienen. Auch der Ausbau von Kita-Plätzen reicht oftmals nichts aus als Argument, um Kinder zu bekommen, steigende Lebenshaltungskosten zum Beispiel sind für viele eine Hürde.
Was bedeutet der demografische Wandel für die heutige Jugend?
Da das bisherige Rentenmodell gemäß dem Generationenvertrag an seine Grenzen kommt, wenn immer weniger junge Menschen nachkommen, ist für die heutige Jugend in Sachen Rente ein Problem zu erwarten. Nach derzeitigem Stand wird die Rente nicht mehr ausreichend hoch sein. Zudem müssen Jugendliche möglicherweise in Zukunft immer höhere Rentenbeiträge einzahlen, um die finanzielle Versorgung in der Rente für die älteren Generationen zu sichern.
Wie sieht es mit dem demografischen Wandel weltweit aus?
Global betrachtet nimmt die durchschnittliche Lebenserwartung überall zu. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Ländern immer noch große Unterschiede. In Ländern, in denen die medizinische Versorgung in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, sinkt die Sterberate und steigt das Alter.
Generell kann man sagen, dass der demografische Wandel zu einem extremen Bevölkerungswachstum führt. Kurz gesagt, wir werden auf der Erde immer mehr Menschen. Man geht davon aus, dass auf der Erde bis zum Jahre 2050 fast 10 Milliarden Menschen leben.
In Ländern, die hoch industrialisiert sind, ist das Phänomen der zurückgehenden Geburtenrate überall zu beobachten. Das liegt vor allem daran, dass Menschen, die voll berufstätig sind, einfach weniger Zeit für Kinder haben. Auch der Grad der Bildung hat einen großen Einfluss auf die Geburtenrate. Je gebildeter eine Bevölkerung ist, desto wirtschaftlich unabhängiger sind Frauen und desto einfacher kann verhütet werden.
Welche Probleme bringt ein stetig steigendes Bevölkerungswachstum mit sich?
Sehr viele! Da die Menschen überall einen gestiegenen Lebensstandard haben, bringt das zunehmende Folgen mit sich, allen voran die Folgen für die Umwelt.
- Wo mehr Menschen sind, wird mehr Wohnraum benötigt
- Wo mehr Menschen leben, braucht man mehr Lebensmittel
Diese beiden Punkte sorgen dafür, dass unberührte Natur verloren geht, weil mehr Wohnraum und mehr landwirtschaftliche Flächen benötigt werden.
Last but not least:
- Wo mehr Menschen leben, gibt es mehr Verkehr. Das wiederum wirkt sich aufgrund des CO₂-Ausstoßes negativ auf die Umwelt aus.
Warum es in Zeiten des demografischen Wandels so wichtig ist, privat vorzusorgen
Der derzeitige demografische Wandel sorgt dafür, dass die Rente von morgen nicht mehr sicher ist. Immer weniger junge Menschen bezahlen für immer mehr Rentner die Rente. So zumindest sieht es der Generationenvertrag vor. Das bedeutet aber im Klartext, dass die Rente in wenigen Jahrzehnten immer weniger wird und möglicherweise nicht mehr dazu ausreicht, den Lebensstandard zu halten.
Hier wird also schnell klar, dass Jugendliche und Erwachsene gut beraten sind, wenn sie privat für ihre Rente vorsorgen. Gute Möglichkeiten sind dafür beispielsweise Aktienfonds oder eine private Rentenversicherung.
Wenn du dich also nicht auf die staatliche Rente verlassen willst, dann solltest du dich mit dem Gedanken einer privaten Altersvorsorge frühzeitig befassen. Möglichkeiten gibt es viele, alle unsere Angebote sind individuell und passen somit zu dir und deinem Budget.
Sprich uns an, wir bei der LV 1871 bieten verschiedene Formen der Altervorsorge mit attraktiven Renditechancen für mehr finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit in deiner Rente.
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