Ostern ist nach Weihnachten der zweitliebste Feiertag der Deutschen. Zwar gibt es an Weihnachten auch viele religiöse Weihnachtsbräuche doch meistens liegt der Fokus auf den Geschenken. Eigentlich sind jedoch die Osterfeiertage die höchsten religiösen Festtage. Immerhin begründet sich die Religion in dem Glauben an den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. Viele unserer Osterbräuche haben aber durchaus auch heidnische oder vorchristliche Wurzeln. Diese begründen sich vor allem in der Jahreszeit: Der Winter ist vorbei. Die Natur erwacht im Frühling. Das neue Jahr beginnt mit neuem Leben.
Bei vielen Osterbräuchen, wie wir sie heute kennen, zeigt sich die Verbindung zwischen heidnischen Ritualen und christlichem Glauben. Nach der christlichen Überlieferung markiert Ostern den Zeitpunkt der Kreuzigung und Wiederauferstehung Jesus. Viele heidnische Völker feierten im Frühjahr zugleich das Ende des Winters und den Beginn eines neuen Jahres. Endlich beginnt alles wieder zu blühen, zu wachsen und zu gedeihen. Die Farbe kommt zurück in die Natur und in die Welt. Beide Erzählungen sind über die Jahrhunderte eng miteinander verbunden. Deshalb lässt sich bei vielen Osterbräuchen und –traditionen, die wir heute kennen, der Ursprung nicht mehr ohne weiteres nachvollziehen.
Sicher ist: Die Kirche hat es immer verstanden, regionale Gebräuche nichtchristlichen Ursprungs in ihre Riten und Festlichkeiten zu übernehmen. Damit hat sie den Menschen den Übertritt zum Christentum erleichtert.
Symbole der Fruchtbarkeit
Ein gutes Beispiel dafür ist das sogenannte Osterfeuer. Fast überall in Deutschland wird an den Osterfeiertagen von Karfreitag bis Ostermontag ein großes Holzfeuer entzündet, um das sich Menschen versammeln. Im christlichen Glauben symbolisiert das Feuer den Tod und die Wiederauferstehung Jesu. Aber solche Feuer wurden auch schon von vorchristlichen Menschen entzündet. Sie wollten damit den Winter vertreiben. Nachdem das Feuer erloschen war, wurde die Asche übrigens häufig als Dünger über die Felder verstreut, denn wie vieles zu Beginn des Frühjahrs war das Entzünden des Feuers auch ein Fruchtbarkeitsritual.
Eine ähnliche Symbolik trägt das Ei in sich. Im christlichen Glauben wird das Ei als Zeichen für das Jesusgrab in Jerusalem angesehen, aus dem er am Ostermorgen von den Toten auferstanden sein soll. Also: Die Schale entfernt und schon kommt neues Leben zum Vorschein. Aber auch in vielen anderen (vorchristlichen) Kulturen ist das Ei als Symbol für Leben und Geburt weit verbreitet, zum Beispiel bei den Ägyptern oder den Germanen. Angeblich verschenken die Chinesen schon seit 5000 Jahren zum Frühlingsanfang bunte Eier.
Woher kommt der Osterhase?
Dass wir an den Osterfeiertagen reichlich Eier verspeisen und verschenken scheint wiederum tatsächlich auf die christliche Lehre zurückzugehen und hat durchaus praktische Hintergründe. Ostern markiert das Ende der Fastenzeit. Seit dem Mittelalter hat die Kirche in dieser Zeit den Genuss von Fleisch und Eiern oder Eierspeisen nicht erlaubt. Doch die Zeit zwischen Februar und April ist für Hühner eine gute Legezeit. Das bedeutete: Es sammelt sich eine große Menge an Eiern an, die man nicht gleich essen konnte. Also wurden die Eier gekocht, um sie haltbarer zu machen. Wenn dann um Ostern – zum Start des neuen Jahres – der Pachtzins für die Bauern fällig wurde, wurde dieser häufig in eben diesen Eiern bezahlt. Heute werden die gekochten Eier um Schokolade, Süßigkeiten oder Spielzeug ergänzt.
Aber nicht nur das Ei zählt zu den beliebten Fruchtbarkeitssymbolen. Auch der Hase wird auf Grund seiner Zeugungskraft – manche Tiere bekommen bis zu 20 Junge jedes Jahr – als Symbol für Fruchtbarkeit und Vermehrung angesehen. Diese Symbolik lässt sich sogar bis auf die Römer zurückverfolgen. Bei den germanischen Stämmen dagegen, waren es nicht selten Vögel, wie Hennen oder auch Störche, die als Boten des Frühlings und der Fruchtbarkeit angesehen wurden.
Auch bei den sogenannten Osterreitern, wie man sie zum Beispiel in den sorbischen Gegenden kennt, mischen sich christliche und vorchristliche Gedanken. Die Tradition lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Seitdem ziehen vor allem sorbische Männer auf mit Blumen und Kränzen geschmückten Pferden von Ort zu Ort und berichten während ihrer Prozession von der Auferstehung Jesu. Man hat allerdings inzwischen herausgefunden, dass schon lange vor der Christianisierung Menschen im Frühjahr um die Felder geritten sind, weil sie sich davon gute Ernten erhofft haben.
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