Das Thema psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen rückt in der letzten Zeit immer mehr in den Fokus. Verwunderlich ist das allerdings kaum angesichts der großen Krisen, die uns seit ein paar Jahren begleiten.
Was bedeutet das für den Nachwuchs? Welche psychischen Erkrankungen und Kinderkrankheiten der Psyche treten vermehrt auf, was kannst du dagegen tun? Wie sehen Präventionsangebote aus, gibt es ausreichend Behandlungsmöglichkeiten für die Betroffenen?
Kinderkrankheiten der Psyche: Junge Generation in der Krise
Aktuelle Studien zeigen, dass Jugendliche in den letzten Jahren unter vielfältigen Krisen gelitten haben, vor allem aber unter der Corona-Krise. Die Einschränkungen, die in dieser Zeit galten, hinterlassen bei Jugendlichen und Kindern deutliche und oft dramatische Spuren. Hinzu kommen Krieg, Inflation und Klimakrise, sodass die Zukunft zu einem ungewissen Faktor wird.
In der Studie geben ¼ der Kinder und Jugendlichen zwischen 14 und 29 Jahren an, mit ihrer psychischen Gesundheit nicht zufrieden zu sein.
16 % fühlen sich hilflos angesichts der Krisen und der Zukunft, ganze 10 % sprechen darüber, ab und zu Suizidgedanken zu haben. Das sind eindeutig alarmierende und erschreckende Ergebnisse. Nicht wenige brauchen Unterstützung in psychologischen Einrichtungen oder beim Psychologen, die es aber oftmals nicht oder nur mit langer Wartezeit gibt.
Wie oft kommen psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen vor?
Laut Bundes-Psychotherapeuten-Kammer erkranken jedes Jahr fast 20 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer psychischen Störung. Das Fatale dabei: Wer als Kind oder Jugendlicher psychisch erkrankt, läuft als Erwachsener eine deutlich größere Gefahr, erneut psychisch krank zu werden. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entsteht noch vor dem Eintreten der Volljährigkeit.
Ein weiteres Problem: Wenn Kinder oder Jugendliche an psychischen Krankheiten leiden, wird es oftmals leider viel zu spät erkannt. Von den vielen betroffenen Kindern und Jugendlichen ist nur jeder 20. in Behandlung. Mit dem Ergebnis, dass nicht behandelte Ängste in der Jugendphase ein erhöhtes Risiko darstellen, als Erwachsener erneut zu erkranken.
Wie lange dauern psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen an?
Es kann jahrelang dauern, wenn Kinder oder Jugendliche psychisch erkranken. Bei jedem zweiten. Betroffenen bleibt die Erkrankung mehr als zwei Jahre bestehen. Ganze 30 % haben auch noch nach sechs Jahren Probleme, die aus der Erkrankung resultieren.
Welche Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko, psychisch zu erkranken?
Ganz offensichtlich ist der Zusammenhang mit Eltern. Wenn du Eltern hast, die ebenfalls psychisch erkrankt sind oder es als Jugendlicher bereits waren, ist deine individuelle Gefahr, ebenfalls zu erkranken, dementsprechend höher. Zudem sind jene Kinder und Jugendliche deutlich mehr gefährdet, die aus Elternhäusern mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss und mit niedrigem Einkommen kommen.
Beispiel: Ein Kind, welches aus einer Familie mit einem mittleren Bildungsniveau kommt, ist 20 bis 30 % mehr gefährdet, psychisch zu erkranken als Kinder aus Haushalten mit hohem Bildungsniveau. Demzufolge haben Kinder aus Akademikerhaushalten hier das geringste Risiko.
Wie ist der Vergleich zwischen früher und heute?
Laut dem Arztreport 2021 sind zurzeit mehr als doppelt so viele Kinder und Jugendliche in einer Therapie als noch vor 11 Jahren. Das veranschaulicht ganz deutlich den enormen Anstieg an psychischen Erkrankungen, gerade in den letzten Jahren. Unter anderem hat sich die Corona-Krise negativ auf die psychische Gesundheit der Menschen ausgewirkt.
Wie ist die Aufteilung unter den Geschlechtern?
Deutlich häufiger betroffen von psychischen Erkrankungen sind Mädchen. Am häufigsten sind Mädchen in der späten Pubertät in Behandlung, nämlich zwischen 17 und 18 Jahren, während Jungs erstaunlicherweise im Alter von bis zu 13 Jahren die Nase vorn haben. Es scheint also so zu sein, dass Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden mehr Probleme mit sich herumtragen als das männliche Geschlecht. Warum Mädchen davon stärker betroffen sind, ist nur zu vermuten: Möglicherweise leiden sie mehr unter Cybermobbing, mitunter führt auch das Kommunizieren auf Social-Media-Kanälen zu einem verzerrten und wenig positiven Selbstbild.
Normale Ängste oder doch ein Anzeichen für eine psychische Erkrankung?
Wohl jede Mutter kennt es, wenn ihr Kind Angst hat oder traurig ist – und das ganz ohne erkennbaren Grund. Ist das gleich ein Anzeichen für eine psychische Erkrankung? Nein, das ist es glücklicherweise nicht. Gerade im Kinder- und Jugendalter spielen Ängste eine ganz zentrale Rolle und sind ein Stück weit normal. In dieser Zeit der Entwicklung stehen Veränderungen an, das Kind wird immer selbstständiger und immer wieder kommen unbekannte Situationen und Herausforderungen. In dem Fall ist Angst sogar ein guter Begleiter, denn diese schützt das Kind vor Gefahren.
Dass die Gefühlslage in der Pubertät ins Wanken gerät und Jungs oder Mädchen einmal zu Tode betrübt und danach wieder himmelhochjauchzend gut gelaunt sind, ist also ebenfalls ganz normal.
Dennoch sollten Eltern, aber auch andere Bezugspersonen wie Erzieher oder Lehrer immer aufmerksam bleiben. Wenn die Sorgen und Ängste überhandnehmen, wenn das Kind sich zu nichts mehr aufraffen kann, sich zurückzieht oder häufig traurig ist, dann ist Sorge geboten.
Ein Warnsignal kann sein, wenn es dem Kind in der Schule extrem schwer fällt, sich zu konzentrieren, wenn es aggressiv wird, traurig, hyperaktiv oder sich ganz zurückzieht. Auch ein extremer Gewichtsverlust oder eine Gewichtszunahme können Warnsignale sein.
Fazit: Fühlen Kinder oder Jugendliche sich mies, muss das nicht heißen, dass etwas Ernstes dahintersteckt. Wenn sie allerdings Hilfe suchen oder sich andere Warnsignale dazu gesellen, sollten nahestehende Menschen mit ihnen gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten es gibt.
Woran leiden die heutigen Kinder und Jugendlichen, wenn sie psychische Probleme haben?
Am meisten suchen Jugendliche professionelle Hilfe, wenn sie unter Anpassungsstörungen leiden, unter Depressionen und unter Angststörungen.
Psychotherapie – muss das sein?
Die steigende Zahl der Psychotherapien ist zum einen eindeutig ein Anzeichen dafür, dass der Nachwuchs psychisch sehr viel stärker angeschlagen ist als noch vor einem Jahrzehnt. Sie ist aber auch ein Ausdruck dafür, dass man sich in der Gesellschaft für eine Psychotherapie nicht mehr schämt und dieses Angebot häufiger annimmt. In eine Therapie zu gehen, ist heute längst keine Schande mehr, ganz im Gegenteil.
Dennoch ist in jedem einzelnen Fall gut abzuwägen, ob eine Psychotherapie der richtige Weg ist. Wenn Kinder oder Jugendliche eine Psychotherapie beginnen, erstreckt sich diese häufig über einen langen Zeitraum. Nur in den wenigsten Fällen reichen ein paar Sitzungen aus. Nicht ganz die Hälfte aller Behandelten ist nach einem Jahr so weit geheilt, dass es keine Therapiesitzungen mehr benötigt, ein Drittel der Jugendlichen braucht auch nach mehr als 2 Jahren weiterhin die Therapie als Behandlung. Eltern und Betroffene sollten sich also im Klaren darüber sein, dass eine Therapie in vielen Fällen wichtig und hilfreich ist, aber eben auch ihre Zeit braucht.
Therapie bei psychischen Krankheiten in Anspruch nehmen: je früher, desto besser
In jedem Fall ist es aber zu vermeiden, dass das Problem sich immer mehr verschärft und Eltern zu lange damit warten, eine Therapie zu beginnen. Je früher du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst, desto größer sind die Chancen auf Besserung oder Heilung.
Psychische Probleme: Unter welchen Belastungen leiden die heutigen Kinder und Jugendlichen?
Vor allem die Corona-Krise und die damit im Zusammenhang stehenden Maßnahmen haben eine neue, erschreckende Anzahl an psychisch kranken Kindern und Jugendlichen hervorgebracht. Die Schulen waren monatelang geschlossen, Kontakte verboten, Freizeitveranstaltungen untersagt und Hobbys oder Sport fielen aus. Kinder und Jugendliche trafen sich, wenn überhaupt, nur noch virtuell, Klassenfeste, Abschlussfeste und dergleichen fielen reihenweise ins Wasser. Das hat erhebliche und auch psychosoziale Belastungen zur Folge.
Hinzu kommen weitere Belastungen durch Inflation, schlechte Prognosen in Sachen Umwelt und Klima, Kriege und andere Unruhen.
Weiterhin haben Kinder und Jugendliche aber auch zu leiden unter dem großen Druck, der durch soziale Medien entsteht. Viele junge Menschen eifern Idolen oder Bloggern nach, die sie nicht erreichen können, die Welt in den sozialen Medien erscheint oftmals perfekt und verlockend, sie ist schnelllebig und unpersönlich. Diesem Problem waren Jugendliche vor 10 oder 20 Jahren noch nicht in dem Maße ausgesetzt.
Und natürlich trägt auch Mobbing in sozialen Medien, aber auch im echten Leben dazu bei, dass viele Kinder und Jugendliche psychische Störungen entwickeln.
Gibt es Möglichkeiten zur Prävention?
Leider gibt es für Nachwuchs mit psychischen Problemen immer noch zu wenig Unterstützung. Wartelisten von entsprechenden Einrichtungen oder Psychologen sind lang. Ein Kind, welches unter Depressionen oder Angststörungen leidet, sollte aber natürlich nicht monatelang auf eine adäquate Behandlung warten müssen. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist der, dass jeder einzelne, aber auch die ganze Gesellschaft gut daran tun würde, die mentale Gesundheit der Jugend zu stärken. Junge Menschen brauchen mehr denn je die Unterstützung von Erwachsenen, weil sie gerade in Anbetracht der zahlreichen Krisen verunsichert sind.
Es gibt viele Tipps um psychische Erkrankungen vorzubeugen, aber laut UNICEF sind mehr niederschwellige Angebote in Kindergärten und Schulen nötig, damit großen Krisen rechtzeitig vorgebeugt werden kann. Zudem sollte das Versorgungsnetz für Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen deutlich ausgebaut werden.
Um zum Beispiel Essstörungen entgegenzuwirken, könnte es universelle Präventionsmethoden geben, mit Inhalten wie gesunde Ernährung, Schönheitsideal Figur und Gewicht, Problemlösung in der Familie und unter Freunden etc.
Als familieninterne Prävention könnte Erziehungskompetenz mit Erziehungsverhalten und Erziehungsstil im Rahmen von Elterntrainings angeboten werden. Mit Rollenspielen oder Eltern-Kind-Interaktionen kann gezielt ein besserer Umgang in schwierigen Situationen erreicht werden.
Berufsunfähigkeitsversicherung im jungen Alter – Unterstützung bei Burnout und Depressionen
Du bist der Meinung, Berufsunfähigkeit trifft junge Menschen eher nicht? Mit dieser Ansicht bist du nicht alleine, es handelt sich dabei aber um einen fatalen Irrtum. Ganz im Gegenteil: Auch junge Menschen leiden – das hast du ja nun oben erfahren – an Depressionen oder Burnout und auch psychische Erkrankungen können zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Berufsunfähigkeit führen. Zu wünschen ist es niemandem, davor gefeit ist aber ebenfalls niemand. Wenn es dann aber doch so weit kommt, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für junge Leute Gold wert. Diese springt nämlich im Fall der Fälle ein und sorgt dafür, dass der Betroffene seinen Lebensunterhalt weitestgehend aufrechterhalten kann. Ohne BU gibt es zwar ebenfalls Zahlungen vom Staat, diese sind aber mit strengen Voraussetzungen verbunden und leider nicht in ausreichender Höhe. Zu den Sorgen um die seelische Gesundheit kommt in diesem Fall dann auch noch die finanzielle Sorge.
Wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung rechtzeitig, also schon in jungen Jahren abschließt, profitierst du in der Regel von günstigeren Beiträgen. Denn Kinder haben oft noch keine Erkrankungen, die zu Zuschlägen führen.
Informiere dich am besten noch heute über die Vorteile einer Berufsunfähigkeitsversicherung bei jungen Menschen – wir bei der LV 1871 beraten dich gerne umfassend und kompetent.
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