Aktien: Alles, was Sie wissen müssen
Aktien sind sicher die am meisten diskutierte Anlageklasse im Rahmen der Vermögensanlage. Einen Teil seines Vermögens in Aktien und Aktienfonds zu investieren war, ist und wird sinnvoll bleiben. Wie groß dieser Teil sein sollte, hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise der individuellen Lebenssituation und natürlich den persönlichen Chance-Risiko-Einschätzungen. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld regt die Diskussion um eine hohe Gewichtung von Aktien und Aktienfonds im eigenen Vermögen zunehmend an.
Was genau ist eine Aktie?
Eine Aktie ist ein Wertpapier, welches einen Anteil an einem Unternehmen – einer Aktiengesellschaft – verbrieft. Aus Sicht der Aktiengesellschaft handelt es sich dabei um Eigenkapital. Dieses steht dem Unternehmen zeitlich unbefristet zur Verfügung. Aus Sicht des Aktieneigentümers – dem Aktionär – handelt es sich um einen Sachwert, da ihm ein (kleiner) Teil der Aktiengesellschaft gehört. Aktionäre haben als Eigentümer Mitbestimmungsrechte. Sie wählen bei dem jährlichen Aktionärstreffen – der Hauptversammlung – den Aufsichtsrat des Unternehmens. Dieser wiederum bestellt und kontrolliert den Vorstand.
Aktien werden zumeist mit zwei Zielen in ein Aktiendepot gekauft. Zum einen erhalten Aktionäre jährlich einen Anteil am Gewinn des Unternehmens - die Dividende - ausgeschüttet. Und zum anderen erwarten Aktionäre eine langfristige Steigerung des Unternehmenswertes – und damit des Aktienkurses. Ihre Anlagerendite setzt sich somit aus laufender Dividende und künftigen Kursgewinnen zusammen. Beide Renditeanteile sind vorab nicht festgelegt und hängen von der tatsächlichen Entwicklung des Unternehmens ab.
Neben Aktien und Aktienfonds werden von einigen Banken auch Aktienanleihen angeboten. Aktienanleihen kombinieren die Eigenschaften von Aktien (Unternehmensbeteiligungen) und Anleihen (Gläubiger-Schuldner-Beziehungen). Entschließen Sie sich dazu, in eine Aktienanleihe zu investieren, dann erhalten Sie jährlich eine vorab festgelegte Verzinsung. Dieser Zinssatz gilt für die festgelegte Laufzeit der Anleihe von zumeist zwei bis drei Jahren.
Am Ende der Laufzeit entscheidet dann der Schuldner der Aktienanleihe, in der Regel die emittierende Bank, ob Gläubiger den investierten Geldbetrag von beispielsweise 10.000 Euro zurückbezahlt bekommen, oder ob die Rückzahlung der Aktienanleihe durch eine vorab festgelegte Anzahl an Aktien, zum Beispiel 200 Daimler Aktien, erfolgt. Beträgt beispielsweise der Kurs der Daimler Aktie am Fälligkeitstag 100 Euro, dann wird Ihnen der Schuldner der Anleihe die geliehenen 10.000 Euro zurückerstatten. 200 Daimler Aktien wären in diesem Beispiel schließlich mehr wert – nämlich 20.000 Euro. Ist der Kurs der Daimler Aktie am Fälligkeitstag hingegen zum Beispiel 25 Euro, dann wird Ihnen Ihr Schuldner die 200 Daimler Aktien als Rückzahlung in ihr Aktiendepot einbuchen. Der beispielhafte Gegenwert wäre ja nur 5.000 Euro.
Lassen Sie sich beim Kauf einer Aktienanleihe also nicht von hohen Anleihezinsen locken. Einen zumeist hohen Zins bekommen Sie als Prämie dafür, dass Sie die Entscheidung über die Art der Rückzahlung Ihrem Schuldner überlassen. Überlegen Sie vor dem Erwerb einer Aktienanleihe unbedingt, ob Sie die unterliegenden Aktien auch ohne Aktienanleihe langfristig in Ihrem Aktiendepot halten würden.
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Welche Arten von Aktien gibt es?
Aktien lassen sich nach vielerlei Kriterien unterscheiden: nach Ländern/Regionen, nach Branchen, nach verbrieften Rechten (Stammaktien oder Vorzugsaktien), nach Unternehmensgröße, nach Wert- oder Wachstumsorientierung (Value oder Growth), usw. Insbesondere bei Aktienfondsvergleichen haben diese Kriterien große Bedeutung.
Besondere Beachtung verdient die Unterscheidung nach Unternehmensgröße. Die Einteilung erfolgt hier in kleine Unternehmen (Small Caps), mittelgroße Unternehmen (Mid Caps) und große Unternehmen (Large Caps). Dabei stellen die Aktien von Large Caps typischerweise die bekanntesten Aktien dar.
Wie jede Anlageform bergen auch Aktien und Aktienfonds nicht nur Chancen, sondern andererseits auch Risiken. Investoren sollten vor einer Anlage in Aktien anhand ihres Risikotyps und den eigenen Anlagewünschen prüfen, ob für sie die Vorteile und Chancen die Risiken überwiegen.
Wie funktioniert eine Anlage in Aktien und Aktienfonds?
Aktien werden zumeist in einem Aktiendepot gehalten. Nach der Analyse eines Unternehmens kaufen Investoren gegebenenfalls Aktien dieses Unternehmens an der Börse und lagern diese dann in ihrem Aktiendepot. Dieses Aktiendepot wird in der Regel bei einer Bank geführt. Sollten sich Aktionäre von ihren Unternehmensbeteiligungen wieder trennen wollen, dann verkaufen sie ihre Aktien an der Börse zu dem dann aktuellen Kurs.
Aktienfonds beinhalten eine große Anzahl an Aktien und agieren damit nach dem wichtigen Prinzip der Vermögensstreuung. Aktienfonds können über unterschiedliche Wege gekauft, gehalten und verkauft werden. Analog einer einzelnen Aktie kann das über ein Aktiendepot bei einer Bank geschehen. Zudem gibt es reine Fondsdepots bei sogenannten Fonds-Plattformen. Eine weitere Möglichkeit Aktienfonds zu erwerben, besteht bei Versicherungsgesellschaften. Dabei erwerben Sie ein fondsbasiertes Versicherungsprodukt – eine Fondspolice. In Rahmen dieses Versicherungsvertrags können Aktienfondsanteile gekauft, gelagert und verkauft werden. Je nach Ausgestaltung des Versicherungsvertrags können Steuervorteile zum Tragen kommen. Erwirbt man Aktienfonds im Rahmen eines fondsgebundenen Versicherungsproduktes, ist man jedoch im Gegensatz zur freien Fondsauswahl bei der Wahl seiner Aktienfonds an die Fondsauswahl des Versicherungsunternehmens gebunden.
Bei Auflage eines Aktienfonds wird gleichzeitig das Investmentuniversum – ein Aktienindex – festgelegt, aus welchem sich dieser Aktienfonds bestücken darf. Bekannte Beispiele für solche Aktienindizes sind der Deutsche Aktienindex DAX und der amerikanische Aktienindex Dow Jones. Nachdem ein bestimmter Aktienindex als investierbarer Rahmen für einen Aktienfonds festgelegt wurde, wird dieser Aktienfonds typischerweise mit seinen künftigen Wertentwicklungen und Schwankungen mit diesem definierten Aktienindex verglichen (der „Benchmark“).
Die Kurse einzelner Aktien kommen durch Angebot und Nachfrage an der Börse zu Stande, was zu Kursschwankungen führt. Auch bei Aktienfonds sind diese Schwankungen zu beobachten. Drei risikominimierende Faktoren helfen bei Anlagen in Aktienfonds: Bei einer möglichst langen Laufzeit von mindestens zehn oder besser mindestens fünfzehn Jahren können auch größere Schwankungen an den Aktienmärkten „ausgesessen“ werden. Die Streuung über viele Aktien kann davor schützen, bei heftigen Bewegungen einzelner Aktien zu große Schwankungen im eigenen Aktiendepot zu beobachten. Bei regelmäßigen, monatlichen Käufen von Aktienfondsanteilen kann man den Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effekt) nutzen. Bei einem gleichbleibenden Investitionsbetrag kauft man bei niedrigen Kursen mehr und bei hohen Kursen weniger Aktienfondsanteile. Investoren verhalten sich damit automatisch antizyklisch. Für die erworbenen Anteile an Aktienfonds errechnet sich ein Durchschnittskurs. Geht man davon aus, dass sich Aktienkurse langfristig mit Schwankungen positiv entwickeln, hilft der Durchschnittskosteneffekt beim Vermögensauf- und -ausbau.
Autor & Experte im Bereich Wertpapiere
Dr. Klaus Mühlbauer
Dr. Klaus Mühlbauer ist seit 35 Jahren ein sehr renommierter Wertpapierexperte. In seinen Seminaren und Texten legt er besonderen Wert auf die einfache und kompakte Darstellung komplexer Finanzmarkt-Themen.