Exchange Traded Funds (ETFs)
Die wichtigste Erkenntnis für Geldanleger ist sicherlich die Notwendigkeit, Vermögen auf unterschiedliche Anlageklassen zu verteilen. Hat man die individuellen Gewichtungen für Aktien, Renten, Festgeld, Gold, Immobilien etc. festgelegt, kommt man unweigerlich zu der Frage, mit welchen Finanzinstrumenten diese Gewichtungen am besten umzusetzen sind. In den vergangenen Jahren ist die Diskussion um aktiv verwaltete Investmentfonds vs. passiv gesteuerte Indexfonds verstärkt in den Fokus von Anlegern gerückt. Der passive Ansatz von Indexfonds und Exchange Traded Funds, ETFs, erfreut sich dabei zunehmender Beliebtheit.
Was genau sind Indexfonds und ETFs?
Ein Indexfonds ist ein Investmentfonds, der das Ziel verfolgt, einen vorgegebenen Index möglichst genau nachzubilden. Indexfonds sind sogenannte passiv verwaltete Investmentsondervermögen. Passiv bedeutet dabei, dass hier kein Fondsmanager eine spezifische Anlageentscheidung in diesem Fonds trifft. Vielmehr ist die Zusammensetzung des zugrundeliegenden Index direkt für die resultierende Titelauswahl und Gewichtung verantwortlich. Exchange Traded Funds, ETFs, sind börsengehandelte Indexfonds. Das Kapital der Anleger wird bei aktiv, wie auch bei passiv verwalteten Investmentfonds gleichermaßen dem Sondervermögen einer Fondsgesellschaft zugerechnet. Dies bietet im Falle der Insolvenz der Fondsgesellschaft einen Schutz für das Vermögen der Anleger.
Indexfonds und ETFs zeichnen sich typischerweise durch niedrige Verwaltungskosten aus. Oftmals werden weniger als 0,50% des verwalteten Vermögens pro Jahr für die Fondsverwaltung fällig. Der Wettbewerb unterschiedlicher ETF-Anbieter sorgt zudem dafür, dass die Kosten für Standard-ETFs weiter sinken. Die in der Regel deutlich höhere Verwaltungsgebühr eines aktiv gemanagten Fonds kann als eine Art Optionsprämie betrachtet werden: Anleger zahlen für die Chance, durch die spezifische Auswahl des Fondsmanagers eine höhere Rendite und / oder geringere Schwankung im Vergleich zum breiten Vergleichsindex zu erwirtschaften. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt vom Erfolg des jeweiligen Fondsmanagers ab. Indexfonds (einschließlich ETFs) haben hingegen das Ziel, die Rendite des entsprechenden Index 1:1 nachzubilden.
Neben den jährlichen Verwaltungskosten gilt es auch auf die Transaktionskosten beim Kauf und Verkauf von Investmentfonds zu achten. Für aktiv verwaltete Fonds ist beim Kauf zumeist ein Ausgabeaufschlag von oft 3-5% zu entrichten. Der Verkauf – die Rückgabe – von Fondsanteilen an die Fondsgesellschaft ist in der Regel kostenfrei. Bei ETFs entstehen sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf über die Börse Kosten für den Anleger. ETFs kosten typischerweise beim Kauf etwas mehr als beim Verkauf, d.h. es gibt ähnlich wie bei Sorten oder Devisen eine Differenz von An- und Verkaufskurs - den „Spread“ - der in die Gesamtkostenbetrachtung einbezogen werden muss. Daneben sind die Handelsgebühren (Depotbank / Börse) zu berücksichtigen.
Grundsätzlich sollte man bei fondsgebundenen Versicherungsprodukten nicht ausschließlich auf die Fondskosten fokussieren, sondern es sollten die gesamten Kosten des Produkts einschließlich Investmentfonds und Versicherungsvertrag in die Entscheidung einfließen.
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Welche Arten von ETFs gibt es?
Ein ETF kann auf unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden: voll replizierend, teilreplizierend oder synthetisch replizierend. Voll replizierende ETFs kaufen und verkaufen tatsächlich alle Wertpapiere, welche in einem Index enthalten sind. Teilreplizierende ETFs kaufen nicht alle Indexbestandteile, der Rest der Indexbewegung wird durch Terminmarktinstrumente (Derivate) abgebildet. Synthetische ETFs setzen ausschließlich Derivate ein, d.h. der ETF-Anbieter kauft die zugrundeliegenden Wertpapiere nicht physisch. Synthetische Replikation ist in der Regel kostengünstiger als der physische Handel, jedoch trägt der Anleger hier zusätzlich das Ausfallrisiko des Derivate-Kontrahenten.
ETFs gibt es für fast alle börsengehandelten Anlageklassen. Am bekanntesten sind bei privaten Investoren sicherlich Aktien-ETFs. Aktien-ETFs haben das Ziel, die Entwicklung eines bestimmten Aktienindex nachzubilden.
Die meisten der weltweit existierenden Indizes werden mittlerweile durch Indexfonds und ETFs nachgebildet. Für die bekannten Indizes wie beispielsweise den amerikanischen Dow Jones, den Deutschen Aktienindex DAX oder den japanischen Nikkei 225 gilt das schon seit langem. Aber auch weniger bekannte Indizes, wie beispielsweise der MSCI Brazil oder der MSCI Indonesia, werden mittlerweile durch ETFs abgebildet.
Vor- und Nachteile von Indexfonds und ETFs
Wie jede Anlageform haben Indexfonds und ETFs nicht nur Vorteile, sondern bergen auch Risiken. Anleger sollten vorab anhand ihres Risikotyps und den eigenen Anlagewünschen prüfen, ob für sie Vorteile und Chancen überwiegen.
Was ist bei einer Anlage in ETFs zu beachten?
Der erste Schritt bei einem Investment in ETFs sollte die Auswahl des zu Grunde liegenden Index sein. Hat man sich für einen bestimmten Index entschieden, sollten in einem zweiten Schritt die verfügbaren Index-nachbildenden ETFs betrachtet werden. Bei der Analyse stehen Kriterien wie Art und Weise der Indexnachbildung (voll, teil-, synthetisch replizierend) sowie Verwaltungskosten und tatsächliche Performance im Vordergrund.
Autor & Experte im Bereich Wertpapiere
Dr. Klaus Mühlbauer
Dr. Klaus Mühlbauer ist seit 35 Jahren ein sehr renommierter Wertpapierexperte. In seinen Seminaren und Texten legt er besonderen Wert auf die einfache und kompakte Darstellung komplexer Finanzmarkt-Themen.