In einigen Berufen wie zum Beispiel mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit besonders hoch. Darum ist schon beim Einstieg ins Berufsleben eine gute Absicherung wichtig. Es gibt zwar neben einer umfassenden Berufsunfähigkeitsversicherung Alternativen, die günstiger sein können. Aber wie sieht es hier mit dem Schutz aus? Und welche Risiken drohen weiterhin? Wir erklären vier Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung und die größten Unterschiede.
Gibt es Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung?
Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU genannt, schützen Sie sich vor den finanziellen Folgen eines Unfalls oder einer Erkrankung: Wenn Sie Ihren aktuellen Beruf aus gesundheitlichen Gründen für länger als sechs Monate nur noch zu weniger als 50 Prozent ausüben können, zahlt die BU-Versicherung eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente. Also zum Beispiel dann, wenn Sie täglich nur vier Stunden oder weniger als bisher acht Stunden in Ihrem momentanen Beruf arbeiten können.
In manchen Fällen kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung auf Grund eines hohen Risikos im Beruf durch Vorerkrankungen oder bestimmten Hobbies teuer sein oder der Abschluss ist gar nicht möglich. Dann suchen Interessierte Alternativen zur BU. Nachfolgend stellen wir vier alternative Versicherungen vor, allerdings müssen Sie hier zum Teil Abstriche beim Versicherungsschutz in Kauf nehmen.
Hinweis: Diese Infografik dient lediglich als erste Orientierungshilfe und ersetzt keine individuelle Kundenberatung.

1. Mögliche Alternative: Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung klingt und funktioniert grundsätzlich wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Aber mit zwei wesentlichen Unterschieden:
- Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung leistet erst, wenn Sie nur noch weniger als drei Stunden arbeiten können. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten Sie bereits eine monatliche Rente, wenn Sie weniger als 50 Prozent Ihrer bisherigen Arbeitszeit arbeiten können.
- Zudem ist es bei der Erwerbsunfähigkeitsversicherung egal in welchem Beruf sie noch arbeiten können. Sie können auch auf eine andere Tätigkeit als ihren bis dahin ausgeübte Tätigkeit verwiesen werden. Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung wird in der Regel auf die Verweisung auf andere Berufe verzichtet
Wenn Sie also nur noch weniger als 50 Prozent Ihrer bisherigen Arbeitszeit in Ihrem Job als Gerüstbauer arbeiten können, dann zahlt die BU-Versicherung auch dann, wenn Sie theoretisch eine andere Tätigkeit ausüben könnten.
2. Mögliche Alternative: Grundfähigkeitsversicherung
Die Grundfähigkeitsversicherung ist keine echte Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn sie sichert nicht Ihre berufliche Leistungsfähigkeit ab, sondern lediglich Grundfähigkeiten wie Sehen, Hören, Greifen oder Treppensteigen. Erst wenn Sie eine dieser elementaren Fähigkeiten über einen langen Zeitraum (meistens sechs Monate) oder dauerhaft nicht ausführen können, erhalten Sie die vereinbarte monatliche Rente. Manche Verträge legen sogar einen Zeitraum von zwölf Monaten fest.
Die Grundfähigkeitsversicherung ist zwar eine günstigere Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung, greift aber oft nur, wenn die versicherten elementaren Fähigkeiten vollständig nicht mehr vorhanden sind. Eine BU sichert alle Fälle ab, wegen derer Sie nicht mehr arbeiten können. Sie greift schon bei 50 Prozent Ausfall der Erwerbsfähigkeit, auch bei einem allgemeinen Kräfteverfall sowie psychischen Erkrankungen.
3. Mögliche Alternative: Unfallversicherung
Eine private Unfallversicherung ist zwar oft sinnvoll, da sie einen wesentlich breiteren Schutz bietet als die gesetzliche Unfallversicherung. Trotzdem ist sie keine vollwertige Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn die private Unfallversicherung sichert Sie wortwörtlich nur bei einem Unfall ab, aber nicht bei einer Krankheit oder anderen Ursachen für eine Berufsunfähigkeit.
Hinzu kommt, dass eine private Unfallversicherung zwar eine einmalige Summe zur freien Verfügung auszahlt, aber in der Regel keine monatliche Rente. Sobald die einmalige Zahlung aufgebraucht ist, haben Sie bei unfallbedingten beruflichen Einschränkungen also dauerhafte Einkommensverluste. Diese könnten Sie zwar durch eine zusätzliche Unfallrenten-Vereinbarung vermeiden, doch eine Unfallrente verteuert eine Unfallversicherung deutlich.

4. Mögliche Alternative: Dread-Disease-Versicherung
Gegen schwere Krankheiten können Sie sich mit einer sogenannten Dread-Disease-Versicherung absichern. Darunter fallen beispielsweise ein Schlaganfall oder Herzinfarkt, Krebs oder Multiple Sklerose. Aber auch Unfallfolgen wie schwere Kopfverletzungen oder Verätzungen lassen sich mit dieser Versicherung abdecken – es kann also Überschneidungen zur Unfallversicherung geben. Die "Schwere-Krankheiten-Versicherung" kann eine sinnvolle Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein, falls hier wegen einer Vorerkrankung ein Abschluss schwierig ist. Bei der Dread-Disease-Versicherung ist es unerheblich, ob Sie im Krankheitsfall noch arbeiten können, denn sie sichert Sie nicht gegen eine Berufsunfähigkeit ab, sondern konkret gegen die vertraglich definierten Krankheiten. Sie leistet daher erst, wenn Sie eine ärztliche Diagnose erhalten, die konkret im Vertrag festgelegt ist. Auch die Schwere der Krankheit kann entscheidend sein. Außerdem erhalten Sie bei der Dread-Disease-Versicherung in der Regel lediglich eine einmalige Kapitalzahlung, während die Berufsunfähigkeitsversicherung eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente auszahlt. Somit bietet Ihnen auch die Dread-Disease-Versicherung lediglich einen eng definierten Schutz – eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist im Vergleich wesentlich umfassender, wenn Sie auf Grund von Unfall oder Krankheiten nicht mehr arbeiten können.
Auch staatlicher Schutz reicht oft nicht aus
Auch die gesetzliche Erwerbsminderungsrente ist keine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Wenn Sie nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, gibt es nur noch eine sehr niedrige gesetzliche Rente wegen Erwerbsminderung. Laut der Deutschen Rentenversicherung erhielten Rentner in voller Erwerbsminderung 2022 durchschnittlich rund 950 Euro im Monat. Dabei werden weder Ihr Beruf noch Ihre Ausbildung berücksichtigt – wenn Sie eine andere Tätigkeit aus-üben können, gehen Sie leer aus.
Außerdem gelten mehrere Voraussetzungen:
- Sie müssen mindestens fünf Jahre lang in der gesetzlichen Rentenkasse versichert sein und in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung mindestens drei Jahre lang Pflichtbeiträge gezahlt haben.
- Die Höhe der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente richtet sich nach der Arbeitszeit, die Sie noch leisten können – egal, in welchem Beruf. Die volle Erwerbsminderungsrente erhalten Sie nur, wenn Sie täglich maximal drei Stunden arbeiten können.
Falls Sie zwischen drei und weniger als sechs Stunden täglich arbeiten können, erhalten Sie nur noch die halbe Erwerbsminderungsrente (Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung), und ab sechs Stunden Arbeitsfähigkeit erhalten Sie gar keine Rente wegen einer Erwerbsminderung.
Fazit: BU-Absicherung bietet umfassenden Schutz
Bei risikoreichen Berufen ist die BU-Versicherung vielleicht oft nicht die günstigste Absicherung, aber die leistungsstärkste. Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung überzeugen häufig mit niedrigeren Beiträgen, machen dann jedoch auch Abstriche bei den Leistungen. Einen gleichwertigen Schutz zur Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es in der Regel nicht. Dennoch können die Alternativen zur BU interessant sein, wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung auf Grund eines hohen Risikos im Beruf, durch Vorerkrankungen oder bestimmte Hobbies sehr teuer oder der Abschluss gar nicht möglich ist.